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Kleine Unternehmen in Groß Rosenburg kämpfen um ihren Fortbestand Die Flut löst Existenzängste aus

Von Kathleen Radunsky-Neumann 18.07.2013, 03:20

Groß Rosenburg l Nach der Flut plagen viele Unternehmer in Groß Rosenburg (Salzlandkreis) Existenzangst. Sie haben Verdienstausfall, müssen Schäden begleichen, haben kaum Kunden. Nicht alle Firmen erhalten Finanzhilfe vom Land.

Normalerweise hat Brunhilde Volk gut zu tun in ihrem Laden. Seit 2006 führt sie ihre Fleischerei in Groß Rosenburg. Doch jetzt ist hier nichts mehr wie es einmal war. Die Kunden kann sie an einer Hand abzählen. "Die Leute haben momentan anderes im Kopf, als bei mir Fleisch zu kaufen", sagt die 56-Jährige. Hinzu kommt, dass die Groß Rosenburger gut versorgt sind mit Essen. Denn täglich kommen Helfer vom Schönebecker Verein "Suppe Seele" und verteilen kostenfrei Nahrungsmittel.

"Der Warenwert, der mir verloren gegangen ist, beträgt 4000 Euro", berichtet die Geschäftsfrau von den Folgen der Flut. Der Ersatz von zwei zerstörten Kühlaggregaten kostet ebenfalls 4000 Euro. "Dazu kommt der Verdienstausfall der drei Wochen Evakuierung", zählt Brunhilde Volk auf. Die Groß Rosenburgerin ist am Verzweifeln. Sie musste eine Mitarbeiterin entlassen. Anders könne sie nicht weitermachen. "Ich habe ja trotzdem die laufenden Kosten mit Strom, Wasser etc", erklärt sie.

Ähnliche Sorgen plagen Angelika Wendzel. Sie betreibt ein Textilgeschäft in der Hauptstraße. "Jetzt kommt doch keiner zu mir und kauft sich ein neues Kleidungsstück", sagt Wendzel, die seit drei Jahren selbständig ist. "Als es mit dem Hochwasser losging, haben wir Sandsäcke geschippt, um den Ort mit zu retten", erinnert sie. Jetzt fühlt sie sich im Stich gelassen. Nicht von den Kunden, sondern vom Land. Denn für eine Förderung erfüllt sie nicht die Voraussetzungen.

So können Unternehmen bis zu 50.000 Euro als Soforthilfe erhalten. Das gilt für Sachschäden, die direkt durch das Hochwasser entstanden sind. Bis zu 100.000 werden gezahlt, wenn die Existenz gefährdet ist. "Mein Schaden ist aber indirekt", sagt sie. Das Wasser hat vor dem Geschäft der 52-Jährigen Halt gemacht. "Aber die Nässe ist trotzdem in die Wände und in die Böden eingedrungen", sagt sie. Der Teppich im Geschäft muss ausgewechselt werden. "Es wäre doch eine Möglichkeit, wenn uns die Steuern erlassen werden", sagte sie.

Für jene Unternehmer, die nicht in die Kategorie Soforthilfe passen, hat das Land eine zweite Hilfsmaßnahme angeboten: zinsgünstige Kredite.

"Das bringt mir doch gar nichts", sagt Lutz Gönnert, der einen Auto-Service betreibt. "Ich habe schon Kredite, die ich erst einmal abzahlen muss, da kann ich jetzt keinen neuen aufnehmen", erklärt der 53-Jährige.

Schwierig ist es momentan auch für Barbara Kläge. Sie verkauft in ihrem Garten und Freizeitcenter Blumen und Pflanzen. Während der Evakuierung sind ihre Blumen vertrocknet. "Das Wasser im Keller hat für einen Stromausfall gesorgt", erzählt sie. Dadurch sei die Kühlzelle ausgefallen.

Richtig fassen kann auch Barbara Höppner nicht, in welcher Lage sie sich nun befindet. Sie hat einen Bestellshop. Hier läuft das Geschäft genauso wenig. Stattdessen hat sie Kosten, die keiner übernimmt. "Der Heizungstank im Keller ist geplatzt, das Auspumpen allein kostet mich 1700 Euro", erzählt die 56-Jährige. "Die Versicherungen drehen und wenden sich", kritisiert sie.

Aus Landessicht reichen Soforthilfe und Kreditangebot aus. "Alle Maßnahmen stellen darauf ab, dass kein Unternehmen wegen Hochwasserschäden in die Insolvenz gehen muss", informiert Beate Hagen, Sprecherin des Ministeriums für Wissenschaft und Wirtschaft. Aber, so steht es in der Erklärung zur Soforthilfe: "Nicht zuwendungsfähig sind nicht direkt vom Hochwasser verursachte Schäden wie entgangener Gewinn sowie Produktions- und Verdienstausfälle."