Schule Die Rückkehr der Lehramtsstudenten
In Magdeburg kann man nun wieder Mathe und Physik auf Lehramt studieren. Zwei Studenten erzählen, warum sie sich dafür entschieden haben.
Magdeburg l Würde es das Mathe-Lehramt in Magdeburg nicht geben, Maria Scheibner wäre zum Studieren wohl nach Leipzig oder Jena gegangen. „Es macht mir Spaß, mit Menschen zu arbeiten, schon als Kind wollte ich Lehrerin werden“, sagt die 18-Jährige aus dem thüringischen Schmölln.
Die Entscheidung für die Landeshauptstadt brachte der Tag der offenen Tür auf dem Campus 2018. „Die Stadt ist grün und ich hatte sofort einen Draht zu den Leuten“, erzählt die junge Frau. Inzwischen ist sie ein Semester dabei und will bleiben. „Man findet immer einen Ansprechpartner“, sagt sie. In Magdeburg hat sie Freunde gefunden. So wie die Thüringerin haben zum Winter insgesamt 48 Erstsemester mit dem Lehramtstudium auf Mathematik begonnen.
Was selbstverständlich klingt, ist alles andere als das, denn: Es war das erste Mathe-Lehramtssemester seit vielen Jahren in Magdeburg. Lange gab es das Lehrerstudium für allgemeinbildende Schulen zuvor nur in Kombination mit den Fächern Wirtschaft oder Technik. Grund war die Hochschulstrukturreform von 2002. Um Geld zu sparen, baute das Land damals teure Doppelangebote an den Unis Magdeburg und Halle ab. Im Gegenzug für die Ingenieurwissenschaften musste die Landeshauptstadt das Lehramt mit Fächern wie Deutsch, Musik – und Mathe – komplett abtreten.
Die Wende kam erst vor anderthalb Jahren mit dem Bericht einer Expertenkommission zum Lehrerbedarf in Sachsen-Anhalt. Ergebnis: Die Uni Halle bildete lange nicht einmal die Hälfte des Bedarfs aus. Zudem werden bis heute zu wenige Lehrer in Mangelfächern wie Physik, Deutsch und Mathe ausgebildet.
Die Otto-von-Guericke-Uni durfte auch deshalb zum Wintersemester mit Landesmitteln die Fächer Mathe und Physik erstmals wieder auflegen. Stark aufrüsten musste sie dafür nicht. Fachwissenschaften in Mathe und Physik hat Magdeburg sowieso. „In der Mathe-Didaktik – der Unterrichtslehre also – haben wir unsere Mitarbeiterzahl aber von zwei auf fünf aufgestock“, sagt Hans-Christoph Grunau, Dekan der Fakultät für Mathematik. Berufen wurde mit Stefanie Rach auch eine Didaktik-Professorin. Nach dem ersten Semester zieht sie eine positive Bilanz: „Unsere Studenten sind top motiviert“, sagt Rach. Von 48 hätten 37 im ersten Anlauf die Scheine in Algebra bestanden.
Grundlage für den Erfolg sind laut Rach auch passende Formate in der Lehre. So gibt es für Lehramtsstudenten gesonderte Vorlesungen und individuelle Betreuung durch Mitstudenten. Uni-Rektor Jens Strackeljan ist mit der Entwicklung zufrieden. Aus seiner Sicht begegnet die Rückkehr der beiden Lehramtsstudiengänge auch der Abwanderung aus der Region: „Die Hoffnung, dass Lehramtsanwärter aus dem Norden Sachsen-Anhalts oder dem angrenzenden Niedersachsen in Halle studieren, hat sich nicht erfüllt“, sagt Strackeljan. Stattdessen gingen sie – meist für immer – an andere Bundesländer verloren.
Daten zur Herkunft der Erstsemester stützen die Einschätzung: 29 der 48 Studienanfänger kommen aus Magdeburg oder dem Landesnorden, immerhin 7 aus Niedersachsen und Brandenburg. Die Hoffnung der Uni: Zumindest einige von ihnen könnten auch als Lehrer bleiben und künftige Generationen für naturwissenschaftliche Fächer begeistern.
Zu den Studienanfängern vom Winter gehört auch Jan Vorbrodt. Der 21-Jährige ist aus Halberstadt nach Magdeburg gezogen. In die Landeshauptstadt kam er vor allem wegen der Nähe, sagt er. „Die Dozenten sind sehr zugewandt, man merkt, da ist echtes Interesse für uns da.“
Will er langfristig bleiben? Das ist noch offen, sagt der 21-Jährige. Aber das Studium in Magdeburg sei flexibel, nach dem Bachelor bleibe auch ein Wechsel möglich. „Auch das war ein Grund nach Magdeburg zu kommen“, sagt der Student.