Aktionskünstler Drehorgel-Rolf will mit Trabi durch Vietnam
Der rote Trabant und sein Fahrer: Drehorgel-Rolf aus Halle hat alle Kontinente mit dem Trabi bereist. Jetzt geht's wieder auf große Fahrt.
Halle (dpa) l Der Trabi wartet im Hafen auf die weite Überfahrt – und sein Fahrer "Orgel-Rolf" fliegt ihm hinterher. Noch sitzt der Weltenbummler und Drehorgelspieler Rolf Becker aber auf gepackten Koffern in Halle. "Ich will nach Vietnam mit meinem Trabi", sagt der 72-Jährige. Das DDR-Kult-Auto habe er zum Hamburger Hafen gefahren, um dann wieder zu Hause seine Klamotten und einen Notfallkoffer zu packen, falls er medizinische Hilfsmittel brauche. Schließlich habe der Hallenser auf seinen Touren schon brenzlige Situationen erlebt.
Der Trabant 601 Kombi soll in einem Container per Schiff zunächst in die Hafenstadt Haiphong gebracht werden. "Ich fliege nach Hanoi und wenn ich meinen Trabi habe, dann geht es los", sagt er. Voraussichtlich Ende Oktober werde das sein. Dann will "Orgel-Rolf", wie er sich nennt, mit dem 26 PS-Auto rund 2000 Kilometer auf dem sogenannten Ho Chi Minh-Pfad fahren.
Im Gepäck habe er unter anderem Medikamente eines Hilfswerks für Bedürftige und Bücher, vor allem für Kinder. Vietnam sei ein Land, das ihm am Herzen liege, erzählt er. Denn zu DDR-Zeiten habe er sogenannte Vertragsarbeiter kennengelernt, die in Halle lebten. In dem Land sei er während einer Asien-Tour zwar schon gewesen, doch auf dieser Strecke noch nicht.
Auf dem Ho Chi Minh-Pfad transportierten während des Vietnamkriegs Truppen des kommunistischen Nordens auf Lastwagen, Fahrrädern und zu Fuß Tonnen von Material durch den Dschungel an die Front im Süden.
Becker hat nach eigenen Angaben mit einem Trabant schon rund 80 Länder der Erde bereist. Ob Dschungel oder Gebirge – Angst habe er vor der Natur und fremden Kultur nicht, aber großen Respekt. Für Schlagzeilen sorgte der Hallenser von Anfang an mit seinen Touren, etwa als er 1990 mit dem Trabant durch die USA fuhr – oder als er auf dem Titelblatt einer Zeitung in Sri Lanka landete.
Obwohl er älter geworden sei, denke er noch lange nicht daran aufzuhören. "Alter ist nur eine Zahl, die im Ausweis steht", sagt er. Doch 2020 wolle er es "etwas ruhiger" angehen – mit einer Tour "ganz normal" entlang der französischen Küste. "Mal ohne Skorpione", so der Weltenbummler, der nach eigenen Angaben Englisch, Russisch und Französisch spricht. Sein Lebensmotto bleibe auch künftig: "Leben und leben lassen".