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Die Ausbildung in der Volksstimme von der Nachkriegszeit bis zur Wende Drucker, Setzer, Buchbinder und Journalisten

Von Oliver Schlicht 19.08.2010, 07:58

Die Volksstimme – das war zu DDR-Zeiten auch ein großer technischer Ausbildungsbetrieb. In Magdeburg und in mehreren angeschlossenen Zweigbetrieben erlernten junge Menschen neun verschiedene Berufe. Viele von ihnen arbeiten heute noch bei der Volksstimme oder in verschiedenen branchennahen Unternehmen der Region.

Mit dem Namen Volksstimme verbinden viele Leser in erster Linie einen Zeitungsverlag und die ihm angeschlossenen Redaktionen. Doch während die Zeitung heute ausschließlich im Druckzentrum Barleben entsteht, war die drucktechnische Herstellung in den Jahrzehnten nach dem Krieg noch sehr viel aufwändiger.

Zweigbetriebe der Volksstimme gab es in Burg, Stendal, Halberstadt, Wernigerode, Staßfurt, Haldensleben, Genthin, Aschersleben, Sangerhausen und Eisleben. Neben der Zeitung wurden dort zum Beispiel auch Broschüren und Bücher gedruckt. Aus allen diesen Betrieben wurden Lehrlinge delegiert, die in Magdeburg ausgebildet wurden.

Von 1965 bis 1994 Ausbildungsleiter

Volker Eckebrecht war von 1965 bis 1994 als Ausbildungsleiter für den technischen Nachwuchs zuständig. Noch heute vermittelt der Rentner ehrenamtlich im Magdeburger Technikmuseum sein Wissen als Museumsführer in der drucktechnischen Abteilung. Ecke-brecht erinnert sich: "Nach dem Krieg wurde etwa Mitte der 1950er Jahre die Ausbildung vor allem von Druckern und Setzern wieder aufgenommen. Etwa 25 Lehrlinge wurden zunächst nur in der Bahnhofstraße in Magdeburg ausgebildet." Dies entspricht in zehn Jahren also 250 jungen Menschen.

Für die Zeit von 1965 bis 1994 verfügt Eckebrecht noch über detaillierte Unterlagen, die genau den Umfang an Lehrausbildung in den Volksstimme-Betrieben belegen. So erlernten in diesen 29 Jahren genau 502 Schriftsetzer und 240 Drucker ihren Beruf.

Auch eine große Gruppe bildeten die 92 Buchbinder und die 88 Reproduktionstechniker. Weiter gab es 25 Druckformenhersteller, vier Elektroniker und zwei Graveure.

In dieser Zeit bildete die Volksstimme als zentraler Bezirksausbildungsbetrieb auch für andere Druckereibetriebe aus, in denen verschiedene Druckerzeugnisse hergestellt wurden.

Die Lehrlinge aus den Zweigbetrieben absolvierten ihr erstes Jahr in Magdeburg. Eckebrecht: "In der Regel hatten wir 40 bis 50 Lehrlinge pro Jahr in der Lehrwerkstatt."

1965 wurde in Magdeburg für diese zentrale Unterweisung in den technischen Berufen eigens eine Ausbildungsstätte in einem alten Druckereigebäude in der Nachtweide eingerichtet. Für die Lehrlinge von außerhalb wurden Internatsplätze organisiert – streng getrennt nach Männlein und Weiblein, versteht sich.

So waren die etwa 20 Mädchen direkt in der Ausbildungsstätte Nachtweide untergebracht. Die 10 bis 15 jungen Männer durften sich über die Unterbringung in Betriebswohnungen der Volksstimme, verteilt im Stadtgebiet, freuen.

Die Ausbildung in technischen Berufen hatte bei der Volksstimme eindeutig Priorität. Die eher dem Verlag zugeordneten verkaufstechnischen Berufe waren in Zeiten der Planwirtschaft naturgemäß gegenüber heute stark unterrepräsentiert. So tauchen in der Ausbildungsliste von Volker Eckebrecht in diesen 29 Jahren nur acht Bürokaufleute und 25 Verlagskauffrauen und Verlagskaufmänner auf – viele davon wurden erst nach der Wende von 1990 bis 1994 ausgebildet.

Volontärslehrgänge neu organisiert

Neu organisiert wurde nach der Wende auch die Volontärsausbildung des journalistischen Nachwuchses. Zu DDR-Zeiten gab es ein ein- bis zweijähriges Volontärspraktikum in der Volksstimme. Das Absolvieren dieses Praktikums war in der Regel Voraussetzung für eine Delegierung der Redakteursanwärter durch den Volksstimme-Betrieb zum Journalismus-Studium in Leipzig. Dort wurde die Ausbildung entweder mit einem Hochschulstudium an der Universität, Fakultät für Journalistik (Spitzname "Rotes Kloster"), oder einem Fachschulstudium an der Fachschule für Journalistik abgeschlossen. Nach der Wende änderte sich die journalistische Ausbildung wie überall im Land auch in der inzwischen in die politische Unabhängigkeit entlassenen Volksstimme. Seither ist in der Regel ein abgeschlossenes Hochschulstudium Voraussetzung für ein zweijähriges Volontariat, in dem die praktische Zeitungsarbeit im Mittelpunkt steht. Von 1991 bis 1994 wurden in den ersten beiden Volontärsjahrgängen bereits 83 junge Frauen und Männer ausgebildet. Viele von ihnen arbeiten noch heute in den Volksstimme-Redaktionen mit.