Private TV-Sender engagieren sich aus Kostengründen nur in städtischen Ballungsgebieten DVB-T-Fernsehen bleibt in Magdeburg eine Domäne der Öffentlich-Rechtlichen
Beim digitalen, erdgebundenen Fernsehen haben in Magdeburg vier Jahre nach der Einführung des DVB-T-Systems die öffentlich-rechtlichen Sender die Nase vor. Das Privatfernsehen will weiterhin aus wirtschaftlichen Gründen nicht einsteigen.
Magdeburg l Es ist mit die preisgünstigste Art des Fernsehens. Nur die GEZ-Gebühren müssen bezahlt werden, und der notwendige Receiver ist schon für wenig Geld zu bekommen. In Magdeburg kann man so 12 TV-Sender empfangen, allesamt öffentlich-rechtliche. Viele Jugendliche, vor allem Studenten, nutzen dieses "Digital Video Broadcasting-Terrestrial-System", kurz DVB-T. Der Sendeturm für das DVB-T-Signal steht in Magdeburg an der Langen Lake und ist mit 160 Metern Magdeburgs höchstes Bauwerk. Somit kann im ganzen Stadtgebiet DVB-T-Fernsehen überall empfangen werden. Und das in digitaler Qualität.
Der Nachteil ist, es stehen eben "nur" 12 TV-Sender zur Verfügung. Alle privaten TV-Anstalten, etwa RTL, Sat-1 und Pro-7 fehlen. Und das auch nach rund vier Jahren DVB-T-Betrieb in Magdeburg. In Halle beispielsweise wird zusätzlich zu den öffentlich-rechtlichen TV-Sendern noch ein spezielles RTL-Paket angeboten.
Michael Richter vom Geschäftsbereich Digitaler Rundfunk der Landesmedienanstalt Sachsen-Anhalt weiß, warum. Es seien in erster Linie wirtschaftliche Gründe, die die privaten TV-Sender davon abhalten, flächendeckend ihre Programme auch über DVB-T auszustrahlen. Darum gebe es in Sachsen-Anhalt nur in Halle neben den öffentlich-rechtlichen Programmen auch eine RTL-Einspeisung.
Warum in Sachsen-Anhalt nur Halle von der RTL-Mediengruppe für ein DVB-T-Engagement ausgewählt wurde, erklärt Unternehmenssprecherin Bettina Klauser. Die RTL-Gruppe verfolge dabei ausschließlich ein Ballungsraum-Konzept. Das bedeute, dort, wo mit einem überschaubaren Aufwand viele Zuschauer erreicht werden könnten, werde RTL im digital-terristrischen Fernsehen aktiv. Das liege daran, dass die DVB-T-Technik mit zu den sehr teuren Übertragungssystemen für Rundfunk und Fernsehen gehöre, so Bettina Klauser. Und da private TV-Sender in Deutschland nicht, wie die öffentlich-rechtlichen Sender, von der allgemeinen Rundfunkgebühr profitieren könnten, müssten auch beim DVB-T-Engagement wirtschaftliche Gesichtspunkte klar berücksichtigt werden.
Dabei sei Halle ein Sonderfall. Mit der Nachbar-Metropole Leipzig gehöre die Region zu den städtischen Ballungsgebieten, die für RTL auch in Sachen DVB-T-Einspeisung interessant seien. Nur allein in Halle hätte sich der Sender wohl nicht engagiert. Dazu komme, dass dort verschiedene RTL-TV-Programme durch ein Partnerunternehmen mit einem speziellen DVB-T-Receiver angeboten werden. Das Ballungsraum-Konzept gelte übrigens für ganz Deutschland und nicht nur für die neuen Bundesländer, so die RTL-Sprecherin.
Ob sich das DVB-T-Programmangebot in Magdeburg in absehbarer Zeit vergrößern wird, ist offen. RTL behalte zwar die Region im Auge, halte aber immer an der Refinanzierbarkeit der Kosten fest, so Bettina Klauser. Und die Landesmedienanstalt bleibe mit allen möglichen Anbietern natürlich im Gespräch, sagt Michael Richter. Ob sich aber an der Strategie der Privatsender etwas ändern werde, darüber wolle er nicht spekulieren.