Eine Bibliothek widmet sich dem Rausch
Die Hochschule Magdeburg-Stendal verfügt über eine der umfangreichsten Spezialbibliotheken zum Thema Alkohol- und Drogenliteratur. Mehr als 16000 Bände, Bücher und Fachzeitschriften befassen sich nur mit einem Thema: Dem Rausch und seine Folgen.
Magdeburg l Es ist noch nicht einmal hundert Jahre her, da hatte er noch einen guten Ruf. Konzentrationsfördernd sollte er wirken, ja sogar gut für die Gesundheit und die Kindesentwicklung soll er sein.
Gemeint ist der Alkohol, mit dessen theoretischer Erforschung sich die wissenschaftliche Mitarbeiterin Dr. Sabine Schaller bereits seit Jahren beschäftigt. Sie ist es auch, die eine der europaweit umfangreichsten Spezialbibliotheken zu diesem Thema betreut, die sich am Fachbereich Sozial- und Gesundheitswesen der Fachhochschule angesiedelt hat.
"Wir haben hier mehr als 16000 Bücher und Fachzeitschriften, die sich historisch und aktuell mit Alkoholkonsum, Sucht, und Alkohol- beziehungsweise Drogenkulturen befassen", erzählt die Historikerin. Der größte Teil der Literatur ist auf Englisch, Deutsch oder Französisch. Es gibt aber auch einige seltene Bände, die beispielsweise auf Arabisch, Japanisch oder Isländisch verfasst sind.
Die Bibliothek ist ein Gemeinschaftsprojekt zwischen dem International Council on Alcohol an Addictions (ICCA) und dem Deutschen Archiv für Temperenz- und Abstinenzliteratur (DATA), die hier für die Hochschule Magdeburg-Stendal ihren Bücherbestand zusammengefasst haben.
"Besonders interessant ist die geschichtliche Entwicklung des Umgangs mit Alkohol. Erst zu Beginn des letzten Jahrhunderts begannen sich Forscher mit der Frage zu befassen, wie und ob Alkohol für den Menschen schädlich ist. Und wer weiß schon, dass es bereits gegen Ende des 19. Jahrhunderts eine alkoholgegnerische Frauenbewegung gab, übrigens auch in Magdeburg?" So lautet ein Titel "Der Geist der deutschen Mäßigkeitsbewegung", ein wissenschaftlicher Sammelband, bei dem auch Sabine Schaller mitgewirkt hat.
Doch wird sich hier nicht nur mit dem der Geschichte des Rausches befasst. Auch Literatur zu aktuelle Themen, wie Jugendkultur und Alkohol beziehungsweise Drogen oder pädagogische Strategien zur Suchtprävention lassen sich hier finden. Zwar ist die Spezialbibliothek in erster Linie für Studierende sowie für Lehre und Forschung gedacht "aber auch Laien, Eltern oder einfach Interessierte können sich hier in unserer Bibliothek informieren". So gibt es auch Informatinsmaterial speziell für Eltern und Jugendliche.
"Allerdings sind wir keine Drogenberatungsstelle. Ich kann aber gerne Adressen und Ansprechpartner vermitteln", betont Sabine Schaller. Ein weiteres wichtiges Feld, das erst seit Kurzem ein Thema ist, ist die Abhängigkeit im Alter, speziell von Medikamenten. Oder auch die sogenannte stoffungebundene Abhängigkeit wie Spiel- oder Internetsucht.
Darüber hinaus gibt auch neben der hauptsächlichen kritischen Literatur, auch beschreibende Werke, wie zum Beispiel die Kulturgeschichte des Opiums.
Die Spezialbibliothek ist keine Leih, - sondern eine Präsenzbibliothek. Für Besucher werden Arbeitsmöglichkeiten und Internetzugang vor Ort angeboten. Auf Wunsch kann auch ein Termin vereinbart werden.