Einzelhandel Dorfläden sollen gefördert werden
In Deersheim im Harz kümmern sich Bewohner selbst um neue Einkaufsmöglichkeiten. Sachsen-Anhalt will solche Ideen fördern.
Magdeburg (dpa) l Die Dorfladen-Genossenschaft in Deersheim im Kreis Harz gilt als Vorzeigeprojekt zum Erhalt von alltäglichen Strukturen im ländlichen Raum: Seit Ende 2016 beherbergt eine umgebaute Scheune dort einen Einkaufsmarkt, ein Café und eine Nähstube – aufgebaut und am Leben erhalten mit ehrenamtlicher Unterstützung der Bewohner. Die schwarz-rot-grüne Landesregierung will mit einem neuen Programm nun den Aufbau ähnlicher Zentren unterstützen. Noch in diesem Jahr sollen die Förderkriterien feststehen und ein Wettbewerb ausgerufen werden, sagte Grünen-Fraktionschefin Cornelia Lüddemann der Deutschen Presse-Agentur.
Läuft alles rund, soll nächstes Jahr mit der Anschubfinanzierung des Landes in jedem Landkreis ein solcher Dorfgemeinschaftsladen aufgebaut werden. Auf Bestreben der Grünen seien dafür für das laufende Jahr bereits 300.000 Euro eingeplant worden. Nächstes Jahr sollen es deutlich höhere Summen sein.
Für die Umsetzung ist das einzige grün-geführte Haus, das Umweltministerium von Claudia Dalbert, zuständig. "Wir erhoffen uns, dass sich rund um solche Projekte die Dorfgemeinschaften, wie man sie von früher in Erinnerung hat, wieder entwickeln", sagte Lüddemann.
Wie genau die Dorfgemeinschaftsläden aussehen könnten, will das Land aber nicht vorgeben. "Das kommt ganz drauf an, wofür sich die Menschen vor Ort begeistern können, wichtig ist, dass es viel ehrenamtliches Engagement gibt", sagte die Grünen-Politikerin und zählte mehrere Ideen auf: Ein kleiner Einkaufsladen mit dem wichtigsten für den täglichen Bedarf, ein Café oder ein ähnlicher Treffpunkt. Aber auch eine Garage für ein gemeinsam genutztes Elektroauto bis hin zu einer Arztpraxis, in denen Ärzte zwar nicht niedergelassen sind, aber regelmäßig Sprechstunden geben, sei alles denkbar.
"Die Beispiele, die es schon gibt, zeigen deutlich, dass sich schnell mehr aus den Projekten entwickelt, als ursprünglich gedacht." Mit Blick darauf, dass Sachsen-Anhalt nach wie vor Einwohner verliert und in vielen Dörfern Läden und Bankfilialen schließen oder der Bus kaum noch fährt, stelle sich die Frage: "Wann, wenn nicht jetzt?"
Die Initiative in Deersheim wird inzwischen von fast 150 Genossenschafts-Mitgliedern getragen. Viele der 800 Bewohner helfen nach wie vor in ihrer Freizeit mit, um den Einkaufsladen am Laufen zu halten, wie Ortsbürgermeister Wolfgang Englert zuletzt berichtete. Trotz vieler Rückschläge etabliere sich die ehemalige Scheune.
Das Konzept sei aber nur umsetzbar gewesen, weil Deersheim über ein Bundesprogramm 150.000 Euro Fördergeld bekommen habe, so Englert. Um eine solche Anschubfinanzierung künftig auch für andere Projekte zu gewährleisten, habe sich Sachsen-Anhalt für ein eigenes Förderprogramm entschieden, argumentierte Lüddemann.