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Goldpreis ist im Allzeithoch El Dorado in Zeiten der Krise

Von Katrin Wurm 17.08.2011, 04:29

Fast täglich steigt der Marktpreis des Goldes. Der Preis für eine Feinunze (31,1 Gramm) des Edelmetalls hangelt sich von einem zum nächsten Rekordhoch. Gleichzeitig steckt die halbe Welt in der Schuldenkrise. Aus Angst davor, dass ihr Geld bald weniger wert sein könnte, investieren viele Anleger in Gold. Doch es gibt auch die andere Seite der Medaille: Viele verkaufen wegen Geldsorgen oder des hohen Goldpreises ihr Altgold bei Juwelieren oder im Internet – ein Markt, der boomt.

Magdeburg. Es ist metallisch-glänzend, schwer und begeistert die Menschen schon seit Tausenden Jahren: Gold. Für eine Feinunze des betörenden Metalls zahlt der Kaufwillige aktuell 1780 Dollar (etwa 1240 Euro). Und täglich steigt der Preis dafür.

Laut einer Forsa-Umfrage im Auftrag eines Nachrichtenmagazins denkt fast jeder dritte Deutsche (32 Prozent) darüber nach, seine Ersparnisse in Gold anzulegen.

Doch genau in diesen Zeiten ist die Gefahr groß, übers Ohr gehauen zu werden. Das weiß auch Anlageberater Bernd Schultz von der Hoppe und Schultz AG in Magdeburg: "Viele flüchten aus Angst vor einer Krise in Sachwerte. Wichtig ist, das Gold physisch – also als Barren oder Münze – zu kaufen. Von Zertifikaten rate ich ab."

Dass nicht alles Gold ist, was glänzt, wissen auch die Magdeburger Goldhändler Bernd Lehmann und Sven Schulze. Bei ihnen kaufen Kunden aus ganz Deutschland und dem europäischen Ausland das begehrte Edelmetall in Form von hübsch verzierten Münzen oder ganz klassisch als Barren. Dass sie irgendwie auch von der Krise profitieren, wollen sie nicht bestätigen – "schließlich sind wir ja keine Spekulanten. Trotzdem ist die Nachfrage nach Gold von Krise zu Krise größer geworden", sagen sie.

Der Bundesverband der Juweliere (BVJ) rechnet mit einer anhaltenden Flucht in Sachwerte und langfristiger stabiler Wertsteigerung bei Edelmetallen. "Goldschmuck hat einen bleibenden Wert", heißt es in einer Mitteilung des BVJ. Damit rücke auch die Inzahlungnahme von Altgold für viele Deutsche in den Fokus.

Auch die Magdeburger Goldhändler Lehmann und Schulze nehmen in ihrem Ladengeschäft Altgold an. Als der Volksstimme-Reporter die drei mitgebrachten Schmuckstücke auf den Tresen legt, wandern ihre geschulten Augen flink über die beiden Armbänder und den Ring. "Die beiden sind wahrscheinlich nichts wert", sagt Lehmann und schiebt den opulenten Siegelring und das mit einer persönlichen Gravur versehene Armband wieder zurück. "Aber das hier könnte was sein", sagt er und betrachtet ein mehrfarbiges Goldarmband mit einer beleuchteten Lupe. "585er Gold", sagt er, zeigt auf den Stempel an der Innenseite des schmucken Armbands. Er legt es auf die Waage. Das Schmuckstück wiegt 19,3 Gramm. "Wären beim aktuellen Goldpreis etwa 375 Euro", sagt er lächelnd.

Trompetenblech und Prüfsäuren

Der Ring und das Armband mit der Gravur bekommen ein vernichtendes Urteil: "Die sind aus Trompetenblech. Viel zu leicht, um was wert zu sein", sagt Sven Schulze nüchtern. Auf keinem der beiden Schmuckstücke ist ein Stempel mit dem Feingehalt des Goldes zu sehen. Um dem Kunden in solch einem Fall aber absolute Sicherheit zu geben, könnten der Ring und das Armband mit einer Säure – in der Regel eine Salpetersäure – auf einen Goldanteil geprüft werden. Dazu muss das zu testende Schmuckstück ein wenig angeschliffen werden. Mit einem in der Säure getränkten Pinsel wird leicht über diese Stelle gestrichen. Bleibt die Stelle unverändert, so ist es eine hochwertigere Goldlegierung, verschwindet der bestrichene Abschnitt, so handelt es sich nicht um Gold.

Auch beim Juwelier Schwartzer in Schönebeck kann man sein Altgold verkaufen. Durch den hohen Goldpreis sei auch in ihrem Schmuckladen die Nachfrage gestiegen. "Es kommen zwar immer mehr Leute, um ihr Altgold bei uns zu verkaufen, doch generell war das Interesse dafür schon immer da", sagt Juwelierin Heike Schwartzer. Viele andere Juweliere in Sachsen-Anhalt wollten offiziell keine Stellung zu den aktuellen Entwicklungen am Goldmarkt nehmen. Aber viele der Befragten sagten, gegenwärtig ein erhöhtes Interesse ihrer Kunden, Altgold zu verkaufen, zu verbuchen.

Wer sein Gold zu Geld machen möchte, sollte sich der Tatsache bewusst sein, dass die Schmuckstücke eingeschmolzen werden und nicht in ihrer Form als hübscher Ring, opulente Kette oder mit Steinen verzierter Ohrring bleiben. "Man sollte nicht zu intensiv an diesen Dingen hängen", sagt Goldhändler Bernd Lehmann. "Einigen fällt es sehr schwer, ihr Gold gegen Geld einzutauschen. Die sollten überlegen, ob das der richtige Weg ist, um an Geld zu kommen." Wichtig sei es außerdem, die Angebote verschiedener Juweliere zu vergleichen und nie voreilig seine Schmuckstücke aus der Hand zu geben, raten Bernd Lehmann und Sven Schulze.

Private Goldverkäufer in spe können den ungefähren Wert des eigenen Goldes auch selbst ausrechnen. Der Bundesverband der Juweliere hat zur Orientierung eine Beispielrechnung erstellt. Hat man einen Ring aus 585er Gold (Feingehalt laut Stempel) und nimmt an, der Ring wiegt etwa acht Gramm, entspricht das einem Feingoldgehalt von 4,68 Gramm (8 Gramm * 585/1000). Bei einem Ankaufspreis von etwa 30 Euro je Gramm liegt der Materialwert des Rings bei 140,40 Euro. Abzüglich 30 Prozent für Recycling, Taxierung und Einschmelzung würde der Kunde etwa 98 Euro für seinen Ring erhalten.

An Gold kann man auf verschiedene Wege kommen, heißt es vom Bundesverband deutscher Banken (BDB). "Edelmetallshops, Banken oder Münzhandlungen bieten Gold in verschiedensten Formen zum Kauf an. Wichtig ist hier, dass man Preise vergleicht", sagt Julia Topar vom BDB. Momentan sehe es so aus, als ob der Goldpreis weiter steigen würde. "Ein Goldkauf ist nie verkehrt, denn Gold verliert nicht an Wert. Das macht es so beliebt", so Julia Topar. Der BDB hat für potenzielle Goldkäufer noch einen Tipp: "Wer möglichst viel Gold für sein Geld erhalten möchte, sollte keine kleinen Stückelungen kaufen. Denn für kleine Barren und kleine Münzen sind die Herstellungskosten und somit die Preise höher", so BDB-Sprecherin Topar.

Anlageberater Bernd Schultz rät dazu, nicht sein ganzes Vermögen in Gold zu stecken: "Ungefähr zehn Prozent des Portfolios reichen. Denn der Goldpreis ist so hoch, dass es zum Kauf fast schon zu spät ist." Dass das Gold so beliebt ist, kann der Anlageberater verstehen, "in Zeiten der Krise flüchten die Menschen in Sachwerte."

Gleichzeitig macht BDB-Sprecherin Julia Topar klar, dass man mit Gold nicht reich werden kann. "Gold wirft keine Erträge ab. Es gibt weder Zinsen noch Dividenden. Gewinn kann man also nur machen, wenn der Goldpreis beständig steigt und wenn man zum richtigen Zeitpunkt lukrativ verkauft."

Wie lange der Goldpreis noch steigen würde, da vermochte sich keiner der Experten festlegen. Aktuell arbeiten Banken an Prognosen für die Entwicklung des Preises. Eine amerikanische Großbank (JPMorgen) erwartet laut einer Schätzung einen Anstieg auf 2500 Dollar je Feinunze. Die Bank of America Merill Lynch geht in einer aktuellen Studie nicht ganz so weit: Mit Sicht auf die kommenden zwölf Monate erhöht die Bank die Prognose für den Goldpreis auf 2000 Dollar die Feinunze.