Hochwasserschutz Fläche soll Hochwasser der Elbe entschärfen
Hochwasser in Sachsen-Anhalt wird sich auch in Zukunft nicht vermeiden lassen. Doch der Schutz gegen schwere Schäden macht Fortschritte.
Fischbeck (dpa) l Die Sprengung von drei Lastkähnen bei Fischbeck in Sachsen-Anhalt gehörte zu den spektakulärsten Bildern während des Elbe-Hochwassers 2013. Nahe der kleinen Gemeinde im Landkreis Stendal war der Deich gebrochen, nur mit der ungewöhnlichen Maßnahme konnten die Fluten der Elbe schließlich gestoppt werden. Der Deich wird nach wie vor saniert. "Bis April kommenden Jahres sollen die Bauarbeiten abgeschlossen sein", sagt der Direktor des Landesbetriebs für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft in Magdeburg, Burkhard Henning. Doch Fischbeck ist nur ein Beispiel für die vielfältigen Bemühungen, den Hochwasserschutz an der Elbe und ihren Nebenflüssen zu verbessern.
Dazu gehört auch die Ausweitung von Flächen, die bei Hochwasser überschwemmt werden können. Bei Lödderitz (Salzlandkreis) entsteht zum Beispiel durch die Öffnung von Altdeichen der mit 900 Hektar größte dieser Ausbreitungsräume an der Elbe in Sachsen-Anhalt. "Hier verbessert das Wiederherstellen der ursprünglichen Natürlichkeit ganz klar den Hochwasserschutz – da ist eben ein Weniger an Eingriff des Menschen in die ursprüngliche Natürlichkeit seiner Umwelt eindeutig ein Mehr an Schutz für den Menschen", betont Umweltministerin Claudia Dalbert (Grüne). Noch mehr Platz für das Wasser wird in der Lenzer Wische an der Elbe geschaffen. Dort sollen sich auf 2200 Hektar auf Brandenburger und auf 2200 Hektar auf dem Gebiet von Mecklenburg-Vorpommern 43 Millionen Kubikmeter Wasser ausbreiten können. Weiter stromaufwärts ist ein weiterer Polder geplant, von dem bei Hochwasser auch Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt, Niedersachsen und Schleswig-Holstein profitieren können. Im Hochwasserschutzprogramm des Landes Brandenburg sind bis 2027 mehr als 300 Millionen Euro für Vorhaben an Elbe, Oder, Havel und Schwarze Elster veranschlagt.
In Sachsen wurden nach Angaben des Umweltministeriums 271 Flächen mit einer Gesamtgröße von rund 65.000 Hektar als Überschwemmungsgebiete ausgewiesen. Das sind rund 3,5 Prozent der Landesfläche. Am meisten betroffen sind Ackerflächen, deren Anteil an den Überschwemmungsgebieten bei 54 Prozent liegt. Bis 2021 will das Land rund 640 Millionen Euro in den Hochwasserschutz investieren, wie Umweltminister Thomas Schmidt (CDU) im März ankündigte. Auf mögliche Konflikte zwischen Natur- und Hochwasserschutz machte Mecklenburg-Vorpommerns Umweltminister Till Backhaus (SPD) bei der Frühjahrsdeichschau bei Boizenburg (Landkreis Ludwigslust-Parchim) im Mai aufmerksam. Hier bedürfe es eines Kompromisses. "Als Anlieger im Unterlauf der Elbe müssen wir dafür Sorge tragen, dass der Hochwasserabfluss möglichst schadlos das Land in Richtung Nordsee passieren kann", sagte er.
Dabei spiele auch der Bewuchs der Elbufer eine Rolle. Dieser habe sich seit Beginn der 1990er Jahre ungezügelt entwickelt, was sich auf den Abfluss bei Hochwasser negativ auswirke. Damit die natürliche Entwicklung im Biosphärenreservat Untere Elbe nicht behindert wird, will Backhaus im Einzelfall entscheiden, "wo Bewuchs zugelassen werden kann oder zurückgeschnitten werden muss."
"Thüringen bekennt sich klar zu seiner Verantwortung für den Hochwasserschutz und sichert dessen Finanzierung für die nächsten Jahre", sagte Umweltministerin Anja Siegesmund (Grüne), als der Landtag im Herbst 92 Millionen Euro für die Zeit von 2018 bis 2021 bewilligte. Da weiteres Geld von Bund und EU dazu kommen, können in den nächsten Jahren insgesamt rund 280 Millionen Euro investiert werden. Regelmäßig von Hochwasser betroffen ist in Thüringen die Saale als zweitlängster Nebenfluss der Elbe. Deshalb wappnet sich der Freistaat ebenfalls gegen Fluten. Das Landesprogramm zum Hochwasserschutz listet mehr als 3200 einzelne Vorhaben auf. So sollen 107 Kilometer Deiche baulich verändert oder saniert werden. Außerdem plant das Umweltministerium, 1500 Hektar wieder als natürliche Überschwemmungsgebiete bereitzustellen. Diese Gebiete sollen unter anderem durch den Rückbau von Deichen entstehen.