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Tödlicher Busunfall Schwere Vorwürfe nach MDR-Doku über Flixbus-Unglück mit vier Toten auf A9

Nach einer MDR-Doku über den Flixbus-Unfall auf der A9 Ende März, bei dem vier Frauen ums Leben gekommen sind, gibt es Kritik. Der DRK-Kreisverband Delitzsch ist empört über die Berichterstattung des Senders. Zumindest in einem Punkt sieht der MDR Versäumnisse.

Von DUR/eb Aktualisiert: 21.10.2024, 15:55
Ende März sind bei einem tödlichen Flixbus-Unfall auf der A9 vier Frauen ums Leben gekommen.
Ende März sind bei einem tödlichen Flixbus-Unfall auf der A9 vier Frauen ums Leben gekommen. Foto: IMAGO / dts Nachrichtenagentur

Wiedemar. - 30 zum Teil schwer verletzte Menschen, vier Tote: Das ist die Bilanz des tödlichen Flixbus-Unfalls auf der A9 nahe Wiedemar in Sachsen Ende März.

Die MDR-Sendereihe "Lebensretter" widmete sich am 19. September in einem Beitrag erneut des Unfalls. Der Film, in dem Kritik an der Arbeit einzelner Mitarbeiter des DRK-Kreisverbandes Delitzsch geäußert wird, sorgt nun für Aufsehen. Denn der Kreisverband des Deutschen Roten Kreuzes sieht "schwerwiegende Bedenken hinsichtlich der journalistischen Sorgfaltspflicht" des MDR.

Archivvideo: Schwerer Flixbus-Unfall auf A9

(Kamera: Marvin Matzulla, Schnitt: Anna Lena Giesert)

Busunglück auf A9 bei Wiedemar mit vier Toten: Kritik an MDR-Berichterstattung

In einem offenen Brief an den Sender heißt es, dass Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr Dudweiler interviewt wurden, die zum Zeitpunkt des Unfalls in einem Reisebus auf privater Fahrt hinter dem späteren Unfallfahrzeug fuhren. Dank ihrer Erfahrung konnten sie unmittelbar nach dem Ereignis Erste Hilfe leisten und die Erstabsicherung übernehmen.

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"Die im Beitrag zu Wort kommenden Feuerwehrleute äußern jedoch zahlreiche sachliche Fehler und unwahre Behauptungen gegenüber den Einsatzkräften des Rettungsdienstes - insbesondere gegenüber einer unserer Notfallsanitäterinnen mit langjähriger Berufserfahrung", so der DRK-Kreisverband.

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DRK-Kreisverband mit Kritik an MDR nach Berichterstattung über schweren A9-Unfall

So werde der Notfallsanitäterin unter anderem vorgeworfen, erst vor wenigen Wochen vor dem Unfall ihre Prüfung abgelegt zu haben und mit der Gesamtsituation überfordert gewesen zu sein. Dies wird vom DRK-Kreisverband als unwahr bezeichnet, auch weil die betroffene Notfallsanitäterin bereits seit mehr als dreieinhalb Jahren in dem Beruf tätig sei.

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Zudem habe eine Triage durch Feuerwehrangehörige, also in diesem Fall die Priorisierung von Verletzen nach dem Unfall auf der A9, nicht stattgefunden. Auch seien keine Leichtverletzten mit den Rettungswagen in Krankenhäuser gebracht worden. "Die Rettungswagen waren den Schwerverletzten vorbehalten, und der Transport leichtverletzter Personen erfolgte mit Fahrzeugen der Feuerwehr", so das DRK in dem offenen Brief.

"Ein grundlegendes Prinzip fundierter journalistischer Berichterstattung ist es, alle relevanten Parteien zu Wort kommen zu lassen, insbesondere dann, wenn es um kritische Darstellungen oder potenziell diffamierende Falschbehauptungen geht", so der DRK-Kreisverband Delitzsch weiter. Dies sei von Seiten des MDR nicht geschehen.

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Man erwarte von einem öffentlich-rechtlichen Sender eine Berichterstattung, die diesen Werten gerecht werde und fordere eine Korrektur.

MDR reagiert auf Kritik über tödlichen Flixbus-Unfall auf der A9

Die Kritik an der Berichterstattung zeigte beim Sender Wirkung. Wie ein Sprecher des MDR erklärt, habe man in einem Punkt ein Versäumnis festgestellt. "Nach der Kritik des Zeugen wäre es wichtig gewesen, die Betroffenen der Kritik zu hören. Das haben wir versäumt. Wir werden hierzu selbstverständlich dem DRK-Kreisverband antworten und den gemeinsamen Austausch suchen. Eine erste Kontaktaufnahme hat bereits stattgefunden", so der Sprecher.

Der Beitrag sei nach der Kritik vorübergehend aus der ARD-Mediathek genommen worden. Die entsprechende Stelle sei nun korrigiert und der Film ohne die kritisierende Aussage eines Feuerwehrmannes wieder online gestellt worden, heißt es von Seiten des Senders.

Der MDR werde nun die Kritik innerhalb der Redaktion auswerten und Schlussfolgerungen für den Redaktionsalltag besprechen.

Der DRK-Kreisverband bestätigte auf Nachfrage den Kontakt mit dem MDR. Nun sei die Angelegenheit geklärt, man habe nach der Korrektur keine weiteren Kritikpunkte.