Flüchtlinge Mannke verteidigt umstrittene Thesen
Jürgen Mannke, Ex-Chef des Philologenverbandes Sachsen-Anhalt, verteidigt seine umstrittenen Thesen zur Flüchtlingspolitik.
Mit seinen umstrittenen Thesen zur Integration hat Jürgen Mannke vor eineinhalb Jahren polarisiert. Nun hat der Gymnasialdirektor ein Buch herausgegeben, in dem er Bilanz zieht. Dazu befragte ihn Volksstimme-Reporter Christopher Kissmann.
Volksstimme: Herr Mannke, im November 2015 haben Sie beklagt, Deutschland werde von einer „Immigranteninvasion überschwappt“. Würden Sie diese Worte heute noch einmal so wählen?
Jürgen Mannke: Nein. Heute würde ich eher von unkontrollierter Einwanderung sprechen. Meine Worte folgten aus dem Entsetzen, dass so viele Menschen zu uns kamen, von denen wir nicht einmal wussten, wer sie sind. Viele wurden an der Grenze einfach durchgewinkt. Das hat mich erschreckt! Es kamen damals nicht, wie vielfach von den Medien behauptet, vor allem Familien, sondern überwiegend junge, alleinstehende Männer.
Sie warnten vor sexuellen Übergriffen auf Kinder, vor „oberflächlichen sexuellen Abenteuern mit sicher oft attraktiven muslimischen Männern“. Sie haben Flüchtlinge pauschalisierend als Gefahr für junge Mädchen dargestellt. Wollten Sie damals Panik auslösen?
Nein. Der Anlass waren viele Gespräche mit Eltern und Kollegen. Die jungen Männer, die hierher gekommen sind, kommen meist aus einer Religionsgemeinschaft mit mittelalterlichen Traditionen. Viele von ihnen haben deshalb ein ganz anderes Frauenbild: Alle, die sich nicht der Verschleierung unterziehen und sich freizügig kleiden, sind in ihren Augen – bitte entschuldigen Sie meine Wortwahl – oft nur sexuelle Gebrauchsobjekte. Das ist leider keine Fehleinschätzung, sondern die Wahrheit. Das bezeugen auch moderne, muslimische Gelehrte und Menschen aus Europa, die jahrelang im arabischen Raum lebten.
Ich wollte keine Panik verbreiten, sondern eines klarstellen: Die Zugereisten müssen über unsere Moral – im ideellen wie im sexuellen Bereich – aufgeklärt werden. Und das Gleiche müssen wir mit unseren 12- und 13-jährigen Mädchen tun, weil sie doch kaum Lebenserfahrung haben. Sie sollten schon wissen, worauf sie sich einlassen würden.
Für ihre Worte haben Sie sehr viel Kritik einstecken müssen. Wie sind Sie damit umgegangen?
Ich musste das erstmal verdauen – ich habe rund 3000 Zuschriften bekommen. Hätte ich die gleich gelesen, wäre ich daran zerbrochen. Die Medien haben eine solche Macht, dass sie einen Menschen psychisch und in seiner Existenz zerstören können. Erst ein halbes Jahr später habe ich alles gelesen. Die ganz große Mehrheit stimmte mir zu.
Nun haben Sie ein Buch herausgegeben mit dem Titel „Im Land der verschwiegenen Wahrheiten“. Glauben Sie, dass Sie die Wahrheit als Einziger gepachtet haben?
Bestimmt nicht, aber darum geht es auch gar nicht. Mein Eindruck war, dass die Medien damals versucht haben, uns Bürger in eine bestimmte Richtung zu bringen. Die Flüchtlingspolitik wurde nicht kritisch betrachtet, sondern bejubelt. Probleme wurden verschwiegen. Ich war, wie vor allem viele gelernte DDR-Bürger, wütend, das war für mich Meinungsmanipulation.
Ihre Vorwürfe sind starker Tobak. Sie glauben, die Kölner Silvesternacht 2015 hätte die Berichterstattung verändert. Ein Artikel der Volksstimme Anfang 2016 über einen sexuellen Übergriff durch einen Afghanen auf zwei Mädchen veranlasst Sie zu der Behauptung, dass der Reporter noch 2015 dafür „gemaßregelt oder vielleicht sogar entlassen“ worden wäre. Wie kommen zu so einer fragwürdigen Einschätzung?
Befreundete Journalisten haben mir erzählt, dass es sie vor Köln den Job gekostet hätte, wenn sie mit der Nennung der Nationalität so freimütig berichtet hätten.
So etwas habe ich bei der Volksstimme noch nie erlebt. In Ihrem Buch feiern Sie sich als „Nostradamus von Köln“, weil Sie meinen, Sie hätten alles vorausgesehen. Ziehen Sie aus diesem schrecklichen Vorfall etwa Anerkennung?
Das garantiert nicht, traurige Bestätigung aber schon. Dieser bildhafte Vergleich stammt nicht von mir, sondern so urteilte ein Freund etwas ironisch. Ich bin nicht arrogant.
Laut Kriminalitätsstatistik wurden von den 1480 registrierte Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung 2016 in Sachsen-Anhalt 102 von Zuwanderern begangen. Sie dagegen schreiben: „Belege für sexuelle Übergriffe von Flüchtlingen gibt es leider zur Genüge.“ Leugnen Sie die offiziellen Zahlen?
Ich halte es mit Churchill: „Glaube nur der Statistik, die du selbst gefälscht hast.“ Ich habe sehr großes Misstrauen gegenüber Statistiken und male mir die Welt nicht so, wie sie mir gefällt. Viele Erlebnisberichte, besonders von hohen Kriminalbeamten, zeichnen ein anderes Bild. Mit der Einwanderung ist leider auch kriminelles Potenzial mitgekommen. Wer davor die Augen verschließt, lässt sich von idealisiertem Wunschdenken leiten.
Haben Sie die Zeit genutzt, um auch mal persönlich Kontakte zu Flüchtlingen aufzubauen oder ging es Ihnen nur um eine Verteidigungsschrift?
Ich kenne einige Flüchtlinge persönlich. Ich bin der Letzte, dem man Rassismus unterstellen kann. Wenn mich wütende Gutmenschen als Nazi bezeichnen, empfinde ich das als schlimme Beleidigung. Ich bin liberal erzogen worden und stehe für Ehrlichkeit. Ich habe bei Besuchen von Flüchtlingseinrichtungen festgestellt, dass ein großer Teil dankbar für unsere Hilfe ist. Aber es gibt eben auch einige junge Männer, die sich anmaßend und sehr fordernd verhalten, besonders aus Nordafrika und Afghanistan. Sie wollen gleich eine tolle Wohnung und am besten noch einen Mercedes – etwas übertrieben formuliert. Syrische Kriegsflüchtlinge sind dagegen meist froh, dass sie hier Schutz finden. Die Unterschiede sind gewaltig, da müssen wir als Gesellschaft differenzieren. Ich jedenfalls habe nie pauschalisiert.