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Fortbildung Sprachkurs auf Steuerzahlerkosten

Wie viel Geld wird für die Fortbildung von Führungskräften in der Landesverwaltung ausgegeben? Die Antwort: sehr viel.

Von Michael Bock 23.01.2021, 00:01

Magdeburg l Fortbildungen für Führungskräfte – Minister, Staatssekretäre, Abteilungsleiter und Referatsleiter – haben von 2016 bis 2020 rund 538 000 Euro gekostet. Das geht aus der Antwort auf eine kleine Anfrage der Abgeordneten Heiß hervor.

Kultur-Staatssekretär Gunnar Schellenberger (CDU) belegte 2017 auf Steuerzahlerkosten einen Englisch-Sprachkurs. In einem Zeitraum von sechs Monaten gab es 60 Termine über jeweils 45 Minuten. Einziger Teilnehmer – Schellenberger. Alle Englisch-Stunden fanden in der Staatskanzlei statt. Kosten insgesamt: 2430 Euro. Also 40,50 Euro für eine Dreiviertelstunde.

„Der zeitlich umfangreiche Sprachkurs des Staatssekretärs ist den Steuerzahler teuer zu stehen gekommen“, sagte dazu Kristin Heiß. „Die 2430 Euro wären im Kulturbereich sicher besser aufgehoben. Fortbildungen, die nur mittelbar mit dem Amt zu tun haben, kann ein Staatssekretär auch aus eigener Tasche zahlen.“

In einer Stellungnahme begründet die Staatskanzlei den Englisch-Kurs des Staatssekretärs ausführlich. Schellenberger oblägen die unterschiedlichsten Aufgaben in den vielfältigen Themenbereichen des Kulturbereichs, heißt es. „Dazu gehört auch, das reiche kulturelle Erbe unseres Landes europa- und weltweit zu vertreten und publik zu machen.“

Als Kulturstaatssekretär sei Schellenberger unter anderem „maßgeblich für die Vorbereitung und Durchführung des Reformationsjubiläums 2017 sowie des Bauhausjubiläums 2019 verantwortlich“ gewesen: „Im Rahmen dessen war die Konversation auf zahlreichen Veranstaltungen mit internationalen Gesprächspartnern und Gästen zu gewährleisten.“ Schellenberger pflege auch Kontakte in das Vereinigte Königreich, „die insbesondere mit Blick auf eine bessere Vernetzung der Kreisgrabenanlage in Pömmelte mit anderen europäischen Partnern von herausgehobener Bedeutung sind“. Weiter: „Für Grußworte, Festreden, Gesprächsrunden etc. sind umfassende Kenntnisse der englischen Sprache von besonderer Wichtigkeit. Insoweit war es zwingend geboten, Herrn Staatssekretär Dr. Schellenberger schnellstmöglich in die Lage zu versetzen, die englische Sprache konversationssicher zu beherrschen.“ Der Sprachkurs für Schellenberger sei indes „von vornherein als Einzelmaßnahme konzipiert“ gewesen.

Die Hälfte der Gesamtausgaben, also 269 000 Euro, entfiel auf Fortbildungen zum Thema Führungskompetenz. Geschult wurde etwa im Bereich „„Psychologie für Führungskräfte – Schätzen lernen, was man hat.“ Oder: „Psychologie für Führungskräfte – Achtsamkeit“.

Ein Umwelt-Staatssekretär bekam 2017 und 2018 ein Kameratraining – zur Erhöhung der „Führungs- und Methodenkompetenz“ sowie der „Medienkompetenz“. Die Schulungen dauerten zwischen sechs und acht Stunden. Die Gesamtkosten lagen bei 1200 Euro.

Im Innenministerium wurden im vorigen Jahr 4580 Euro ausgegeben – für ein Coaching „Vorbereitung und Durchführung von Video- und Telefonkonferenzen“. An der achtstündigen Schulung nahmen zwölf Führungskräfte teil. Was Kristin Heiß verwundert. „Dass Fortbildungen zur Digitalisierung notwendig sind, ist unbestritten“, sagte sie. „Hier hat sich ein Anbieter aber offenbar eine goldene Nase verdient, und ein Ministerium wohl zu viel Geld. Mehr als 4500 Euro für ein Coaching zur Durchführung von Videokonferenzen – das ist unangemessen teuer. Wahrscheinlich könnte jeder Student erklären, wie Skype, Facetime oder Zoom funktionieren. Die Universitäten des Landes könnten bei solchen Themen zukünftig als kompetente Partner agieren.“

Spitzenreiter bei den Fortbildungen war laut Heiß das Justizministerium (30 907,61 Euro), gefolgt vom Umweltministerium (27 548 Euro) und vom Innenministerium (26 408,94 Euro).

Die teuerste Fortbildung für eine Person fand sich im Finanzministerium. Eine Führungskraft wurde über zwei Tage geschult zum Thema „Effizienzsteigerung im Führungsprozess“. Den Steuerzahler kostete das exakt 3379,60 Euro.

„Die Fortbildungsmaßnahmen für Führungskräfte lassen kaum einheitliche Ziele der Personalführung und -entwicklung erkennen“, sagte Heiß. „In Zeiten, in denen der öffentliche Dienst im Wettbewerb um gut ausgebildeten Nachwuchs steht, hätte ich mehr Seminare im Bereich der Personalrekrutierung erwartet.“ Meinung