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Frauen in Sachsen-Anhalt überproportional belastet

Die Frauen in Sachsen-Anhalt schultern nach Aussage von Arbeitsmarktexperten während der Corona-Pandemie einen Großteil der Last. Bei wichtigen Entscheidungen bleiben sie jedoch außen vor.

05.03.2021, 12:02
Ronny Hartmann
Ronny Hartmann dpa-Zentralbild

Halle (dpa/sa) - Frauen sind in Sachsen-Anhalt in den systemrelevanten Berufen überproportional häufig vertreten. In als gesellschaftlich unverzichtbar geltenden Berufszweigen wie dem Gesundheitswesen, der Verwaltung und dem Verkehrswesen seien etwa 62 Prozent der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten weiblich, sagte Arbeitsmarktforscherin Michaela Fuchs vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) am Freitag. Speziell in den Pflegeberufen liege der Anteil im Land mit knapp 87 Prozent noch bedeutend höher.

Daraus ergebe sich eine Mehrbelastung für Frauen, sagte Fuchs. Hinzu käme, dass Frauen auch während der Pandemie den größeren Teil der Kinderbetreuung und Hausarbeit übernähmen. Nicht selten müssten zusätzlich auch noch Angehörige gepflegt werden. Im Job würde diese Belastung nach Aussage der Arbeitsmarktexpertin bisher nicht ausreichend gewürdigt: In den systemrelevanten Berufen wie der Reinigung, der Verwaltung und der Krankenpflege würden Frauen im Schnitt in Sachsen-Anhalt deutlich schlechter bezahlt.

Sozialministerin Petra Grimm-Benne (SPD) stellte fest, dass sich zudem die Bedingungen in den pflegenden Berufe kaum verbessert hätten. "Die Leute sind in diesen Bereichen so platt", sagte sie im Rahmen einer Pressekonferenz über die Lage der Frauen auf dem Arbeitsmarkt am Freitag. Sie habe die Befürchtung, die überlastende Arbeit vieler Menschen - vorwiegend von Frauen - in der Pflege könnte sich am Ende der Corona-Pandemie in langfristigen Ausfällen niederschlagen.

Anlässlich des Internationalen Frauentag am kommenden Montag (8. März) äußerte sich auch die Gewerkschaft IG Metall zur Geschlechterungleichheit: "Die Pandemie verschärft die leider immer noch vorhandenen Ungleichheiten zwischen Frauen und Männern", sagte Thorsten Gröger, Bezirksleiter Niedersachsen und Sachsen-Anhalt. Es dürfe keine Rolle rückwärts in den Fortschritten der Gleichberechtigung durch die Corona-Krise geben.

Akuten Nachbesserungsbedarf sieht Annett Kannenberg-Bode vom Landesfrauenrat Sachsen-Anhalt bei der Einbeziehung von Frauen in die Entscheidungsfindung auf politischer Ebene. "Wenn man sich den Krisenstab der Bundesregierung genauso wie den Wissenschaftsrat der Leopoldina ansieht, (...) da sieht man ganz klar ein Ungleichgewicht nach Geschlechtern." Der Stab der Bundesregierung sei bei zwölf Beteiligten mit vier Frauen ausgestaltet, so Kannenberg-Bode. Die Leopoldina stelle bei 14 Beteiligten grade einmal zwei Frauen.

© dpa-infocom, dpa:210304-99-691719/5