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Bundesverdienstkreuz Frauenquote stoppt Ehrung von Männern

Wird ein Mann für das Bundesverdienstkreuz vorgeschlagen, muss er Jahre
auf eine Entscheidung warten. Im Fall eines betagten Wissenschaftlers
will der Landesmusikrat das nicht länger hinnehmen.

Von Hagen Eichler 13.06.2014, 03:16

Magdeburg l Geehrt wurde der Musikwissenschaftler Wolf Hobohm bereits mehrfach, er bekam den Georg-Philipp-Telemann-Preis, den Telemann-Pokal und im vergangenen Jahr den Ehrenring der Landeshauptstadt. Eine weitere Ehrung soll hinzukommen: der Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland, im Volksmund Bundesverdienstkreuz genannt. Schon 2012 hat der Landesmusikrat diesen Vorschlag eingereicht. Ob es dazu kommt, ist jedoch fraglich: Der 76-Jährige hat das falsche Geschlecht.

Die Magdeburger Staatskanzlei hat ein Problem: Jahr für Jahr gehen bei ihr Vorschläge mit den Namen ehrenwerter Menschen ein. Doch meist sind es Männer. Der Bundespräsident, der über die Verleihung entscheidet, besteht jedoch darauf, dass auf den Vorschlagslisten mindestens 30 Prozent Frauen stehen.

Dadurch, hat die Staatskanzlei dem Landesmusikrat erklärt, baue sich ein Stau auf, "der nach Eingangsdatum der Anregungen abgebaut wird". Mit anderen Worten: Männer kommen auf die Warteliste. In der Staatskanzlei firmiert das Problem unter dem anschaulichen Begriff "Männerhalde".

Der Landesmusikrat hat dafür keinerlei Verständnis. Die Wortwahl sei "irritierend", die Entscheidung "empörend", klagt Winfried Willems, Präsident des Verbands. Dass verdiente Männer nicht ausgezeichnet werden können, sei "nicht erfreulich", räumt Regierungssprecher Matthias Schuppe ein. Derzeit stünden 30 Namen auf der Warteliste. Weil die Quote aber gelte, sei der einzig praktikable Weg, mehr Frauen zu finden, die den Orden verdient haben.

Allerdings: Das Ehrenamt ist männerdominiert. Im Sport etwa sind drei Viertel der Jugendleiter Männer, 84 Prozent sind es in den Vorständen. Das Gleichstellungsministerium empfiehlt, Frauen Ämter gezielt anzubieten. "Dann schwindet auch das Übergewicht bei den Orden", sagt Sprecherin Ute Albersmann.