Neuer Gastro-Trend? Waschbär-Salami und Nutria-Rouladen: Diese Tiere werden in Sachsen-Anhalt gegessen
Waschbär, Nutria, Heuschrecken, Käferlarven - in Sachsen-Anhalt kommen allerhand außergewöhnliche Delikatessen auf den Teller.
Kade/DUR. - Wer auswärts essen geht und gerne mal etwas Neues probieren möchte, kann in Sachsen-Anhalt mancherorts ganz besonders außergewöhnliche Delikatessen entdecken. Waschbären, Nutria und Insekten bringen Fleischliebhaber auf einen ganz neuen Geschmack.
Waschbär-Buletten, -Salami und -Wurst in Sachsen-Anhalt
Der Jäger und Fleischer Michael Reiß aus Kade verarbeitet seit Anfang 2023 Waschbären zu Buletten, Salami und Grillwurst. Der Anstoß dazu soll vom Landkreis Jerichower Land gekommen sein, berichtet der MDR.
"Der Landkreis hat uns eingeladen, sie bei der Grüne Woche in Berlin zu vertreten und da hat es in mir gerattert. Ich wollte was Besonderes entwerfen," so Reiß selbst. Die Idee der Waschbär-Boulette war geboren. Der Betreiber der „Wilderer-Hütte“ im Jerichower Land servierte die Waschbär-Delikatesse wenig später zum ersten Mal in Berlin.
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Die Reaktionen seien unterschiedlich, aber meist positiv ausgefallen. Von neugierig und begeistert bis hin zu skeptisch sei alles dabei gewesen. Zusätzlich zu den Buletten produziert Reiß mittlerweile auch Waschbär-Salami und -Grillwurst.
Invasive Tierarten werden in Sachsen-Anhalt zur Delikatesse - Waschbär und Nutria landen auf dem Teller
Waschbären sind in Deutschland als invasive Tierart registriert. Sie vermehren sich schnell und gefährden heimische Tierarten - auch in Sachsen-Anhalt. Daher dürfen sie gejagt werden.
Laut des Deutschen Jagdverbandes (DJV) werden jedes Jahr circa 200.000 geschossen oder in Lebendfallen gefangen. Damit die Tiere nicht einfach entsorgt werden, dürfen sie anschließend weiter verarbeitet werden.
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Nicht nur Waschbärfleisch wird in Sachsen-Anhalt angeboten. Auch Nutria galt schon in der ehemaligen DDR als Delikatesse. Nutria sind, genau wie Waschbären, als invasive Tierart gelistet. Zu DDR-Zeiten gab es zahlreiche Bücher mit Nutria-Rezepten.
In dem 1952 erschienenen Fachbuch für Pelztierzüchter von Kurt Kempe finden sich beispielsweise Zubereitungsvorschläge für Rouladen, Kochsalami und Landjäger aus Nutriafleisch. Schmecken soll es laut Kempe wie eine Mischung aus Spanferkel und Kaninchen.
Außergewöhnliche Speisen in Magdeburg und Halle - Insekten als mexikanische Spezialität
Im mexikanischen Restaurant Espitas in Magdeburg und Halle kommen neben anderen typisch mexikanischen Köstlichkeiten auch Insekten auf den Teller. Heuschrecken und Käferlarven werden hier serviert. Die Insekten werden gebacken, gebraten, frittiert oder am Spieß angeboten.
Was in Deutschland außergewöhnlich ist, ist in anderen Ländern und Kulturen ganz normal. „Im ländlichen Raum in Mexiko sind Insekten ein starker Proteinlieferant“, erklärt Ronny Wagner, gelernter Koch und Marketing-Chef der Restaurantkette Espitas.
Krokodil, Känguru und Strauß in Magdeburg essen
Nicht nur Insekten, auch exotisches Wild kann in Magdeburg verspeist werden. Das Restaurant "Al Gaucho" bietet neben klassischen Fleischgerichten vom Rind, Hähnchen oder Lamm auch solche mit Krokodil-, Känguru- oder Straußenfleisch an.
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Dem Verzehr von Fleisch invasiver Tierarten, wie dem Waschbär, liegt unter anderem der Gedanke des Artenschutzes heimischer Tierarten sowie der Vermeidung von Verschwendung verwertbaren Fleisches zugrunde.
Der Verkauf sowie Verzehr von exotischen Tierarten wie Zebra, Känguru oder Krokodil wird von Tierschützern jedoch scharf kritisiert. In Deutschland wurde exotisches Fleisch sogar schon bei Discountern wie Netto angeboten.
Verkauf von Fleisch exotischer Tierarten wird von Tierschützern scharf kritisiert
Die Artenschutzorganisation Pro Wildlife warnt Handel und Verbraucher vor solchen Angeboten. „Das Fleisch stammt in aller Regel von Tieren aus freier Natur, die meisten Wildtierbestände sind aufgrund von Wilderei und Lebensraumverlust bereits rückläufig. Der Trend zu exotischem Fleisch von Tieren aus weit entfernten Ländern ist sehr bedenklich“, erklärt Daniela Freyer von Pro Wildlife.
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„Den kommerziellen internationalen Handel mit Luxusprodukten von Wildtieren anzukurbeln, deren Bestände ohnehin stark rückläufig sind, ist unverantwortlich und kontraproduktiv für den Artenschutz“, so Freyer.