Landesstelle setzt auf Mitarbeit der Sachsen-Anhalter bei Bekämpfung gefährlicher Pflanzen Gegen Exoten ist kein Kraut gewachsen
Pflanzen aus fremden Ländern breiten sich in Sachsen-Anhalt aus und verdrängen einheimische. Gegen die Exoten anzukommen, ist schwer. Die Bürger sollen nun neue Vorkommen melden.
Magdeburg/Halle (dpa) l Einst wurde sie als Zierpflanze in Parks oder als Bienenfutter eingeführt, nun bereitet die Pflanze mit den großen weißen Dolden zunehmend Sorgen. Nicht nur Naturschützer in Sachsen-Anhalt warnen vor der Herkulesstaude, auch Riesen-Bärenklau genannt, sondern auch Mediziner. Mit ihrer Größe von bis zu drei Metern verdrängt sie nicht nur einheimische Pflanzenarten. Für den Menschen kann sie auch gefährlich werden. "Gelangt der Saft ihrer Stängel oder Blätter auf die Haut, ruft er bei Sonneneinstrahlung Symptome hervor, die einer schweren Verbrennung ähneln", sagt Katrin Schneider von der Koordinationsstelle für invasive Neophyten in Schutzgebieten Sachsen-Anhalts.
Die Einrichtung wurde im Jahr 2010 gegründet, weil sich nicht nur die Herkulesstaude in Sachsen-Anhalt ausbreitet, sondern auch andere invasive Neophyten, wie der Fachmann sie nennt. "Das sind Pflanzenarten, die von der Natur aus nicht in Deutschland vorkommen und unerwünschte Auswirkungen auf andere Pflanzen haben, sie beispielsweise verdrängen", erläutert Annette Leipelt, Landesgeschäftsführerin des Naturschutzbundes Nabu.
Die eigentliche Heimat der Herkulesstaude (Heracleum mantegazzianum) ist der Kaukasus. Bereits seit dem Ende des 19. Jahrhunderts brachten Touristen die extrem widerstandsfähige Pflanze nach Westeuropa, wo sie sich ohne Schwierigkeiten gegen heimische Pflanzen durchsetzen konnte.
Exoten wurden einst bewusst als Tierfutter angebaut
"In den 50er Jahren des vorigen Jahrhunderts wurde sie in der Gegend um Bernburg sogar gezielt angebaut, um daraus Futter für Tiere zu gewinnen", sagt Schneider. Auch Imker hätten die Pflanzen mit ihren bis zu 50000 Blüten pro Pflanze als gute Nahrungsquelle für Bienen zu schätzen gewusst. Eine ganze Zeit lang habe sich die Pflanze nur langsam ausgebreitet, doch in letzter Zeit vermehre sie sich vor allem entlang von Bächen und Flüssen, an Verkehrswegen, auf Halden, an Kahlschlägen und sogar auf bewirtschafteten Äckern und Wiesen massiv. Nach Angaben der Landesregierung kommt die Pflanze in allen Landkreisen und kreisfreien Städten vor, wobei sie am häufigsten im Süden auftritt, im Mansfelder Land und im Raum Bernburg.
Doch nicht nur der Riesen-Bärenklau, auch die für Allergiker gefährliche Ambrosia, Staudenknöterich, Rotesche und die Wasserpest gehören zu den Neophyten, die sich ausbreiten und bekämpft werden. "Seit 2011 ist auf der Koordinationsstelle eine Online-Datenbank verfügbar, in der invasive Neophyten erfasst sind", sagt Schneider. Das Land unterstütze die Stelle, indem es Geld für Projekte bereitstelle, sagte ein Sprecher des Umweltministeriums in Magdeburg. Nach Angaben der Koordinierungsstelle kommen die Mittel aus dem Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raumes. Bisher sind etwa 600000 Euro geflossen, ein Viertel wurde vom Land bereitgestellt.
"Wichtig für die Arbeit der Koordinationsstelle ist, dass die Datenbank ständig vervollständigt wird", sagt Schneider. Jeder könne dazu beitragen, indem er neue Vorkommen von Exoten meldet. Ab 2014 könne man dazu auch eine Smartphone-App nutzen. Außerdem berät die Stelle Privatpersonen und Behörden. In Workshops und Vorträgen erläutert Schneider unter anderem, wie das Ausbreiten der Neophyten verhindert werden kann. So sollten Kleingärtner ihre pflanzlichen Abfälle nicht wild in der freien Natur entsorgen.
Kleingärtner sollten Abfälle nicht in der freien Natur entsorgen
"Die Neophyten werden trotz ihrer Bekämpfung und zahlreicher Vorsichtsmaßnahmen zunehmen", sagt Schneider. So sei der Japanische Staudenknöterich in Deutschland und auch in Sachsen-Anhalt auf dem Vormarsch. Er sei widerstandsfähig, habe eine außergewöhnliche Wuchskraft und setzte sich sehr erfolgreich gegen heimische Arten durch. Auch diese Pflanze sei einst gezielt angebaut worden, zum Beispiel als Futter für Rotwild.