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Gesundheitsministerium setzt auf Prävention Immer mehr Infektionen mit Geschlechtskrankheiten - auch in Sachsen-Anhalt?

Europaweit steigt die Zahl der Menschen, die sich mit Geschlechtskrankheiten anstecken, die Infektionen erreichen teilweise Höchststände. In Sachsen-Anhalt scheint der Trend jedoch in eine andere Richtung zu gehen.

Von Johanna Flint 25.02.2025, 21:31
Die Zahl der Geschlechtskrankheiten steigt in Europa seit Jahren immer weiter. 
Die Zahl der Geschlechtskrankheiten steigt in Europa seit Jahren immer weiter.  Symbolfoto: dpa-tmn

Magdeburg/Halle (Saale)/Solna. - Europaweit stecken sich immer mehr Menschen mit Geschlechtskrankheiten an. Das Europäische Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC) schlug deswegen kürzlich Alarm und forderte die Menschen zu mehr Vorsicht auf. In Sachsen-Anhalt ist die Situation jedoch eine andere.

Wie das Gesundheitsministerium des Landes mitteilt, steigen hier die Infektionszahlen nur teilweise. Über die vergangenen zehn Jahre ist beispielsweise bei HIV sowie bei Hepatitis B und C ein Anstieg zu verzeichnen.

Weniger HIV-Infektionen während Pandemie

Die Zahl der in Sachsen-Anhalt gemeldeten HIV-Diagnosen ging in den Jahren 2020 und 2021 zunächst deutlich zurück. Von 71 Infektionen im Jahr 2019 fiel die Zahl auf 40 und 42 Infektionen in den beiden darauffolgenden Jahren. Es ist laut RKI davon auszugehen, dass die Covid-19-Pandemie und die damit einhergehenden Einschränkungen, unter anderem bei den HIV-Testangeboten, dazu beigetragen haben.

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Mittlerweile liegt die Zahl jedoch wieder deutlich über dem präpandemischen Niveau. Die Zahl der im Ausland erworbenen HIV-Neudiagnosen sei angestiegen. 2023 hatten sich 99 Menschen mit HIV infiziert, 2024 waren es 82. Vor allem heterosexuelle Männer und Frauen im Alter von 20 bis 29 Jahren hätten sich angesteckt.

Allerdings nimmt auch der Anteil der Menschen, die eine erfolgreiche HIV-Therapie erhalten hat, zu. Dieser lag 2023 bei über 95 Prozent.

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Mehr Syphilis-Infektionen in Ballungsräumen

Auch die Hepatitis-B- und Hepatitis-C-Fallzahlen sind in den letzten Jahren deutlich gestiegen. Dazu hat vermutlich beigetragen, dass Versicherte ab 35 Jahren seit 2021 einmalig den Anspruch haben, sich darauf testen zu lassen. Im Jahr 2024 hat es 365 Meldefälle mit Hepatitis B und 159 mit Hepatitis C gegeben.

Anders sieht es bei Syphilis aus. In Sachsen-Anhalt ist kein relevanter Anstieg der Fälle zu beobachten. Seit 2016 bewegt sich die Zahl zwischen 110 und 140 Infektionen pro Jahr. Wird die Krankheit nicht zeitnah behandelt, kann sie zu Nerven- und Organschäden kommen.

Mit etwa sechs Syphilis-Fällen pro 100.000 Einwohner lag die Inzidenz in Sachsen-Anhalt 2024 zudem deutlich unter dem bundesweiten Durchschnitt von zehn Fällen pro 100.000 Einwohner. Das liege daran, dass sich die Infektionen vor allem auf Ballungsräume und Großstädte konzentrieren.

ECDC veröffentlicht Bericht über Verbreitung von Geschlechtskrankheiten

Damit entspricht die Situation in Sachsen-Anhalt nicht ganz dem europäischen Trend. Das ECDC veröffentlichte kürzlich einen Bericht über die Verbreitung von Geschlechtskrankheiten im Jahr 2023. Demnach hat es in dem Jahr einen erheblichen Anstieg an Syphilis- und Gonnorhö-Erkrankungen gegeben.

In den 29 teilnehmenden Ländern wurden 2023 mehr als 41.000 Infektionen mit Syphilis gemeldet. Das entspricht einem Anstieg um 13 Prozent im Vergleich zu 2022. Verglichen mit den Daten aus dem Jahr 2014 haben sich die Zahlen verdoppelt. In Deutschland hat es 2023 9.123 Infektionen mit Syphilis gegeben - der bisherige Höchststand. 

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Die am weitesten verbreitete Geschlechtskrankheit in Europa sind nach wie vor Chlamydien. Knapp 230.000 Menschen haben sich 2023 damit angesteckt. Eine Infektion führt vor allem zur Entzündung der Harnröhre, des Genitaltrakts und des Enddarms und kann zu Unfruchtbarkeit führen.

ECDC rät zu mehr Vorsicht beim Sex

Das ECDC nennt als Grund für die steigenden Zahlen zum Einen, dass häufiger getestet wird. Andererseits vermutet die Agentur ein verändertes Sexualverhalten. Es werde weniger auf Verhütungsmittel wie Kondome geachtet, zudem hätten mehr Menschen mehrere Sexualpartner.

Der aktuelle Trend unterstreiche, dass sofortige Maßnahmen notwendig sind, die eine weitere Übertragung verhindern, so das ECDC. Die Verwendung eines Kondoms beim Geschlechtsverkehr jeder Art sei wichtig, um gegen die steigenden Zahlen bei Geschlechtskrankheiten vorzugehen. Man solle mit seinen Partnern offen und ehrlich über sexuelle Gesundheit reden.

Viele Infektionen mit Geschlechtskrankheiten verlaufen zudem ohne Symptome oder Beschwerden, sodass man sie nicht bemerkt. Deshalb sei es wichtig, sich regelmäßig testen zu lassen, um Sexualpartner nicht unbemerkt anzustecken.

Gesundheitsministerium fördert Aids-Hilfevereine

Zur effektiven Eindämmung von sexuell übertragbaren Infektionen ist eine Verzahnung von Prävention, Testung, Behandlung und Versorgung notwendig, so das Gesundheitsministerium. Das Wissen über den Umgang mit beziehungsweise die Prävention von sexuell übertragbaren Infektionen sei eine entscheidende Voraussetzung dafür, eine Ausgrenzung von Betroffenen zu verhindern und einer weiteren Infektionsausbreitung vorzubeugen.

Von Seiten des Landes werde seit vielen Jahren und auch bis 2026 die Präventionsarbeit der zwei im Land ansässigen Aids-Hilfevereine gefördert. Im Haushaltsplan des Landes stehen für diese Zwecke im Jahr 2025 520.900 Euro und im Jahr 2026 544.500 Euro zur Verfügung.