Familienleben in Sachsen-Anhalt Zwischen Zufriedenheit und Sorge: Ein ehrlicher Blick auf das Familienleben in Sachsen-Anhalt
Eine Umfrage der Volksstimme und Mitteldeutsche Zeitung zum Familienleben in Sachsen-Anhalt zeigt eine allgemeine Zufriedenheit mit dem Leben in der Gemeinde, aber auch ernsthafte Bedenken hinsichtlich der Zukunftsaussichten für Kinder und der medizinischen Versorgung.
Magdeburg - Wie geht es Familien in Sachsen-Anhalt? Was läuft in ihren Augen gut, was schlecht? Das wollten die beiden großen Tageszeitungen im Bundesland, Volksstimme und Mitteldeutsche Zeitung, wissen – und zwar aus erster Hand. Fast 12 .000 Leser nahmen an einer Umfrage teil.
Im Frühjahr hatten wird unsere Online-Umfrage „FamilienLeben“ gestartet: mit fast 40 Fragen und knapp 200 Antwortmöglichkeiten unter anderem zu Themenfeldern wie Arbeitsleben, Kita, Schule, Wohnen, Gesundheitsversorgung. Nun liegt das Ergebnis vor: in überwältigenden 11902 Fragebögen und vielen tausend Zahlen.
Einige wichtige Ergebnisse:
Ärztemangel: Die größte Unzufriedenheit herrscht über die medizinische Versorgung. Dieser Komplex bekommt von den Lesern die schlechtesten Noten. Vor allem fehlt es an Fachärzten. Die größten Problem-Städte: Havelberg, Arendsee, Bernburg.
Unterrichtsausfall: Der Lehrermangel und der damit einhergehende Ausfall von Schulstunden ist ein weiteres Ärgernis. Mehr als 40 Prozent der Befragten erlebt den Ausfall als schwerwiegend. Die Gemeinden mit der schlechtesten Bewertung: Oebisfelde-Weferlingen, Gardelegen, Wittenberg.
Lesen Sie auch: Vier-Tage-Woche bis geänderte Öffnungszeiten: So ist die Lage an den Schulen in Sachsen-Anhalt
Zwiespalt: 80 Prozent der Befragten sagen, dass sie sich trotz aller Probleme in ihrem Dorf oder Stadtviertel wohl fühlen: Aber: Eine deutliche Mehrheit sieht für die Kinder keine guten Zukunftschancen.
Lesen Sie auch: Hohe Preise: Wie kinderreiche Familien rechnen müssen
Welche Erfahrungen, Sorgen und Wünsche dahinterstehen, wie es um Familien zwischen Arendsee und Zeitz genau bestellt ist, darüber werden in Zukunft verstärkt berichten. Unser Anspruch: Wir nennen die Probleme beim Namen. Wir haken bei Entscheidern nach. Und wir stellen nachahmenswerte Initiativen und Lösungsideen vor.
Die Umfrage ist nicht repräsentativ, dennoch aussagekräftig. Wissenschaftler der Evangelischen Hochschule Dresden haben sie begleitet und bei der Auswertung unter anderem darauf geachtet, dass pro Frage und Auswertungsregion eine Mindestanzahl an Antworten vorlag. Die Auswertung erfolgte nach den Vorgaben des Datenschutzes anonymisiert, so dass keine Zuordnung von Antworten zu einzelnen Teilnehmern möglich ist.
Nimmt man alle Antworten zu allen sieben Themenfeldern zusammen, dann kommt eine Gesamtbewertung von 2,92 heraus. Auf einer Skala von 1 (sehr zufrieden) bis 5 (überhaupt nicht zufrieden) ist das also ein klein wenig besser als der genaue Mittelwert von 3 und auch besser als in Brandenburg.
Dort fand letztes Jahr eine ähnliche Umfrage statt, aus den dort 9600 Fragebögen ergab sich eine Gesamtnote von 2,93. Eine vergleichbare Umfrage in Sachsen 2020 kam im Ergebnis auf eine Durchschnittsnote von 2,83 bei 14.400 Fragebögen.
Kinder ohne Chancen?
Im Detail allerdings fallen die Bewertungen von Thema zu Thema, von Ort zu Ort sehr unterschiedlich aus. Absoluter Negativ-Spitzenreiter ist die medizinische Versorgung. Relativ gut hingegen schneidet der Bereich Arbeit ab. Doch auch hier gilt: Was in Gemeinde A super läuft, kann in Gemeinde B katastrophal ausschauen. Auch die teils riesigen Unterschiede zwischen Stadt und Land spiegeln die Ergebnisse wider.
Spannend ist im übrigen auch der Blick in die Zukunft: Werden viele Kinder später wegziehen, um sich woanders ein Leben aufzubauen? Auch danach haben wir gefragt. Das Ergebnis ist ernüchternd. 60 Prozent der Umfrage-Teilnehmer halten die Zukunftsaussichten für ihre Kinder im Bundesland für schlecht oder eher schlecht.
Sachsen-Anhalter sind demnach pessimistischer als ihre Nachbarn. Bei dortigen Umfragen hielten 51 Prozent der Brandenburger die Zukunftschancen ihrer Kinder für schlecht; in Sachsen waren es 39 Prozent.