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Tag des Berges Gipfelglück mit Riesen und vielen Zwergen

Berge hat Sachsen-Anhalt zuhauf. Zwischen dem Brocken (1141,1 m) im Harz und dem Burgberg (55 m) in Wolmirstedt (Börde) liegen 1086 Meter.

Von Bernd Kaufholz 20.12.2018, 00:01

Magdeburg l Das „Gipfelglück“ beginnt gleich bei Magdeburg. Das Hügelchen ist zwar klein, hat aber eine große Geschichte (wenn die Überlieferung stimmt). Der „riesige“ Schlossberg von Wolmirstedt, der sich zwölf Meter über dem Flüsschen Ohre und immerhin 55 Meter über dem Meeresspiegel erhebt, soll 789 Karl dem Großen als Lagerplatz gedient haben. Sicher ist: Der Frankenkönig war in jenem Jahr mit seinem Heer unterwegs, um östlich der Elbe den Stammesverbund der Wilzer zu überfallen.

Über die Via Regia, Richtung Goslar, bewegte sich die Truppe auf dem kürzesten Weg zur Elbe. Und zwar dorthin, wo die Ohre damals in den Strom floss – beim heutigen Wolmirstedt. An jener Stelle, wo der spätere Kaiser sein müdes Haupt gebettet haben soll, steht heute der „Palast“, in dem sich das Amtsgericht befindet. Die Schlosskapelle wurde im 14. Jahrhundert das erste Mal urkundlich erwähnt.

Monte Kali oder Kalimandscharo, so nennen die Zielitzer (Bördekreis) liebevoll den weißen Kaliberg, der bei guter Sicht kilometerweit zu sehen ist. Die künstliche Erhebung ist rund 120 Meter hoch. Ein Besuch der Halde ist ein interessantes Erlebnis.

Der Fremdenverkehrsverein Colbitz-Letzlinger Heide e. V. (Brauereistraße 1, 9326 Colbitz, Tel.: 039207 80691, www.heideinfo.de/) vermittelt Besichtigungen der Halde 2 des Kaliwerks Zielitz. Der Weg zum „Gipfel“ ist zwei Kilometer lang mit Steigungen bis 16 Prozent. Von der Plattform hat man einen imposanten Blick auf die umliegenden Orte. Wenn man Glück hat, bis zum Brocken.

Ein jährlicher Höhepunkt sind die „Kalimandscharo-Festspiele“.

Der Harkenberg (Kreis Stendal) ist mit gut 110 Metern die höchste Erhebung in den Kamernschen Bergen im flachen Land der Prignitz beziehungsweise des Elbe-Havel-Winkels im Nordosten Sachsen-Anhalts. Dort lebte einst Frau Harke. Viele Jahrhunderte hatte die Riesin in den Bergen geherrscht und sich gegen das Christentum gestemmt. Aber es wurden immer mehr Kirchen gebaut und es wurde damit begonnen, eine uralte Eiche in „ihren“ Bergen zu fällen. Das ließ das Fass überlaufen.

Sie bereitete den Umzug in den ruhigeren Thüringer Wald vor. Ein letztes Mal ging sie an ihren geliebten Kamernschen See und steckte zum Abschied ihren Spinnrockenstock in die Erde. Daraus wuchs eine große, vielfach verzweigte Kiefer. Ihr Stamm ist noch heute am Ortseingang der Chaussee nach Sandau zu sehen.

1597 gab es einen heftigen Streit zwischen der Gemeinde Breitenfeld und der Familie von der Schulenburg, die damals in der Burg Klötze lebte. Es ging um die Frage, wer das Holz auf dem „Staagenberge“ nutzen darf. Die Familie von Schulenburg beanspruchte die Bäume als Bauholz. Allerdings setzte sich nach längeren Verhandlungen Breitenfeld durch.

Später gehörte der Berg zum Gut Zichtau, das von der Familie von Alvensleben bewirtschaftet wurde.

Der Große Stakenberg ist mit 148,3 Metern die zweithöchste Erhebung in den Hellbergen. Er entstand während der Eiszeit, als große Gletscher Geröllmassen verschoben und eine Endmoränenlandschaft hinterließen.

Vom Stakenberg gibt es östlich einen Abstieg zum Ochsenkeller mit einer guten Aussicht.

Der Galgenberg bei Cochstedt am Hakelforst ist mit 224 Metern die höchste Erhebung im Salzlandkreis. Der eher unscheinbare Hügel, westlich von Biere, steht seit jeher im Schatten des Wartenbergs bei Calbe, obwohl dieser mehr als 100 Meter niedriger ist.

Zum Namen gibt es natürlich eine Legende. Im Mittelalter befand sich auf dem Hügelgrab ein Galgen. Dort wurden vor allem Wilddiebe hingerichtet.

Auch Philipp war einer jener Männer, die aufgrund von Armut und Hungersnöten der unerlaubten Jagd nachgingen, und er endete am Galgen. Warum gerade der Name dieses Mannes mehr als 400 Jahre überdauert hat – was das Besondere an ihm war –, liegt im Dunkeln.

Der Verschönerungsverein Groß Salze hat das Gelände auf der 83 Meter hohen Erhebung 1895 zu Ehren Otto von Bismarcks gestaltet. Der Anlass war der 80. Geburtstag des „Eisernen Kanzlers“. Es wurde ein Gedenkstein aufgestellt und Bäume wurden gepflanzt. Der Berg erhielt den Namen „Bismarckhöhe“.

1897 später begann der Bau eines 9,5 Meter hohen Aussichtsturms. Einweihung war noch im selben Jahr. Doch nachdem die Bäume ringsherum immer höher wuchsen, wurde der Turm um etwa vier Meter auf 13,5 Meter erhöht. Heute gehört der Turm zu den 15 Bismarcktürmen Sachsen-Anhalts, die erhalten sind.

Am 2. Juni 1899 wurde aus Feldsteinen ein Bismarckdenkmal errichtet.

1946 wurde die Bismarckhöhe wieder zum Bierer Berg.

Das Besondere sind der Heimattiergarten, der 1973 eröffnet wurde und der Schönebecker Operettensommer, der seit 1997 auf der Freilichtbühne stattfindet.

Der Kapaunenberg bei Schermen im Jerichower Land ist mit seinen 102,1 Metern eine markante Erhebung am Westrand des Flämings. Oft wird er mit seinem Zwilling, dem „Kapaunberg“ verwechselt. Allerdings ist Letzterer mit 105,2 Metern, knapp drei Meter höher. Die Trennungslinie zwischen den beiden Erhebungen stellt die Kreisstraße 1214 dar.

Das Besondere am Kapaunenberg ist, dass sich auf seiner flachen Kuppe einst die Station 12 des Preußisch-Optischen-Telegraphen befand.

Das war zwischen 1832 und 1849 ein telegrafisches Kommunikationssystem zwischen Berlin und der Rheinprovinz. Damit wurden Nachrichten von Behörden und des Militärs durch optische Signale über eine Distanz von fast 550 Kilometern übermittelt. Die Telegrafenlinie bestand aus bis zu 62 Telegrafenstationen mit Signalmasten, an denen jeweils sechs mit Seilzügen zu bedienende Telegrafenarme angebracht waren.

Die Stationen hatten Fernrohre, mit denen Telegrafisten speziell codierte Informationen von einer signalisierenden Station ablasen und sie unmittelbar an die jeweils folgende weitergaben. Heute steht ein Pavillon auf dem Berg, der an die Nachrichtenlinie erinnert.

Die 300 Meter hohe Teufelskanzel ist die siebthöchste Erhebung im Huy bei Halberstadt. Dazu gibt es folgende Sage: Nachdem auf der Huysburg Mönche das Wort Gottes verkündeten, wandten sich viele Menschen vom Teufel ab. Das gefiel diesem selbstverständlich nicht. Er sammelte seine Jünger im Huywald und ließ sie ebenfalls predigen.

An einem blühenden Pfingstmorgen stieg der Teufel den kleinen Berg hinauf, um selbst zu predigen. Der Bergkegel sollte ihm als Kanzel dienen. Die Mönche der Huysburg schickten einen Bruder, der mit großer Kraft die Botschaft vom Reich Gottes verkündete. Enttäuscht zog der Teufel ab. In Anderbeck angekommen, drückte ihn der Schuh, der voll Erde war. Er zog den Stiefel aus und schüttete die Erde auf den Boden, wo ein kleiner Hügel entstand, den die Einheimischen seither „Kuckucksberg“ nennen.

Der Teufel setzte seinen Weg fort. Doch kaum war er durch Badersleben gekommen, begann der zweite Stiefel zu drücken. Beim Entleeren desselben fiel ein zwanzig Zentner schwerer „Kisserling“ zur Erde. Dieser Stein liegt noch heute in der Glüsig, nördlich von Badersleben.

Landläufig heißt es: Die höchste Erhebung in der Börde ist die Zuckerrübe. Das klingt zwar lustig – ist aber nicht so. Der Große Wartberg ist mit 145,7 m die höchste Erhebung in der Magdeburger Börde. Er liegt westlich von Magdeburg auf halbem Weg zwischen Irxleben und Niederndodeleben.

1910 wurde auf ihm der Bismarckturm (Schnarsleben) errichtet. In der Zeit der DDR wurde auf dem Wartberg eine Funkstation der sowjetischen Armee angelegt. Es wurden Gebäude für Soldaten und Fahrzeuge errichtet.

An der Südseite des Berges entstand eine Müllkippe. 1993 gründete sich der Verein Naturfreunde Wartberg, der die Spuren der aufgegebenen militärischen Nutzung entfernte und die Müllkippe sanierte.