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Abgase Handwerker fürchten Diesel-Drama

Dieselautos sollen durch bessere Elektronik sauberer werden. Unternehmen in Sachsen-Anhalt fürchten teure Umrüstungen.

Von Jens Schmidt 03.08.2017, 01:01

Magdeburg l Viele Firmen haben wegen der Umweltzonen in Magdeburg und Halle erst vor wenigen Jahren ihre Diesel-Flotte erneuert. „Wenn wir das jetzt schon wieder machen müssen – dann ist das für viele Betriebe der Super-GAU“, schimpft Frank Schuster. Der Magdeburger Baubetrieb hat 10 Transporter und 5 Pkw im Fuhrpark. Alles Diesel, alle nur vier bis sechs Jahre alt. Doch zehn Jahre muss ein Fahrzeug schon laufen, damit es wirtschaftlich ist.

Nun will die Auto-Industrie zwar auf ihre Kosten nachbessern. Allerdings nur die elektronische Steuerung. Vielen ist klar, dass das nicht ausreicht. „Wir fürchten, dass auch teure Umrüstungen oder im Extremfall Fahrverbote auf uns zukommen“, sagt Romy Meseberg, Vize-Hauptgeschäftsführerin der Handwerkskammer Magdeburg. „Das wäre existenzgefährdend.“ In Sachsen-Anhalt gibt es 27.000 Handwerksbetriebe.

Mit der Beschränkung auf die Software sei die Politik vor der Autoindustrie eingeknickt, kritisiert der ADAC. Nötig sind auch neue Katalysatoren. Denn mit der Software kann der Stickoxid-Ausstoß höchstens um 25 Prozent gesenkt werden, mit neuer Kat-Technik aber um bis zu 90 Prozent. Das scheint auch nötig. Denn viele Autos stoßen das fünf- bis zehnfache der Erlaubten aus (siehe Tabelle auf unserer Wirtschaftsseite). „Die Diesel bleiben Dreckschleudern“, meint Sachsen-Anhalts Umweltministerin Claudia Dalbert (Grüne).

Dagegen würde ein neuer Katalysator mit Harnstoffeinspritzung helfen. Getestet hat der ADAC das bislang einzige am Markt angebotene Modell der Firma Twintec. Es senkt den Schadstoff-Ausstoß um bis zu 90 Prozent. Das Problem: Das Gerät hat nicht in jedem Auto genügend Platz. Zudem: Allein der Materialpreis liegt bei 1500 Euro.

Soll der Staat einen Zuschuss fürs Umrüsten der Fahrzeuge geben? „Das kann man keinem Steuerzahler mehr erklären“, sagt Sachsen-Anhalts CDU-Fraktionsvize und Wirtschaftspolitiker Ulrich Thomas. „Wir sehen die Hersteller in der Pflicht. Dann sind die Renditen und Dividenden eben mal etwas niedriger.“