Trautenstein Harzgemeinde entfernt Nazi-Adler
Mit einem dem Nazi-Adler ähnelnden Wappen, sorgt das Oberharz-Örtchen Trautenstein für Aufregung. Jetzt wird der Adler demontiert.
Trautenstein l Seit Juli prangt am Dorfgemeinschaftshaus (DGH) im Oberharz-Ortsteil Trautenstein ein hölzener Adler. Er ähnelt sehr dem Wappen der NSDAP im Dritten Reich, allein das Hakenkreuz fehlt. Ist es der Versuch, über die Hintertür Nazi-Symbolik in die Öffentlichkeit zu transportieren?
Die Debatte hat mit Blick auf das Haus einen äußerst brisanten historischen Hintergrund. Das DGH wurde Ende der 1930er Jahre gebaut, an der Fassade prangte damals ein weit größerer Nazi-Adler. Trautenstein galt im Dritten Reich als Vorzeigedorf, wurde 1936 sogar zum „Schönsten Dorf des Kreises Blankenburg“, später zum Musterdorf für die Region gekürt. Die Nordhäuser Zeitung feierte den Bau als „1. Dorfgemeinschaftshaus Deutschlands“.
Nach Angaben von Ortsbürgermeister Mathias Vogel (Einzelbewerber auf CDU-Liste) haben Bürger die Adler-Idee an die Kommune herangetragen. Samt Finanzierung via Sammlung im Ort. Da sich das DGH im Eigentum der Oberharz-Stadt befindet, habe das Ordnungsamt den Adler juristisch geprüft und nichts beanstandet, so Oberharz-Bürgermeister Ronald Fiebelkorn (CDU).
Doch wer hat den Adler in Auftrag gegeben? Eine Frage, die in dem Ort, so scheint es, viele beantworten könnten – aber nicht beantworten wollen. Ein Trautensteiner, der anonym bleiben möchte, sagte gestern: „Fünf Privatpersonen haben den Adler gesponsert, zwei davon sind im Schützenverein.“ Dazu passt auch der Zeitpunkt der Anbringung, knapp eine Woche vor dem jährlichen Schützenfest am dritten Juli-Wochenende.
Ein Holzkünstler mit russischen Wurzeln sei mit der Anfertigung beauftragt worden, so Vogel. Um Verwechselungen mit dem Reichsadler – er schautnach links – zu verhindern, habe der Künstler angeblich wohl einfach dessen Kopf gedreht. Mit dem Resultat, dass der Adler nun dem Nazi-Adler ähnele, wie Vogel einräumt. Rechtstendenzen, so der Ortschef, könne man den Akteuren, die sich nicht äußern wollen, jedoch nicht nachsagen, meint Vogel. Auch nur etwaige Assoziationen will nun Oberharz-Bürgermeister Fiebelkorn vermeiden. Er zog gestern die Notbremse: „Der Adler verschwindet wieder – so schnell wie möglich.“