Buga-Bilanz Havelberg hat „Riesenschritt“ gemacht
Trotz Buga-Defizit habe Havelberg sehr von der Bundesgartenschau profitiert, sagt die Kämmerin der Stadt.
Havelberg l Kinder juchzen und toben im Slawendorf. Der Spielplatz auf der Landzunge an der Havel unterhalb des Havelberger Domes ist auch ein Jahr nach der Buga eine der Attraktionen in der Hansestadt. Dort hatten sich im April 2015 für 177 Tage die Tore der Bundesgartenschau in der Havelregion geöffnet. Der Spielplatz, der nicht mit eintrittspflichtigen Gebiet gelegen hat, wurde von Anfang an gut angenommen.
„Wir sind immer noch Buga“, sagt Kämmerin und Bauamtsleiterin Petra Jonschkowski, die die Buga von Anfang an mit vorbereitet hat. Überall blühen in der Altstadt und im Dombezirk jetzt die Tulpen und Narzissen. Sie sind nicht die einzigen Nachwirkungen der Buga, die in der Hansestadt an das Großereignis in der Havelregion zwischen Brandenburg und Havelberg erinnern. Abgesehen von den sanierten Straßen und Plätzen und der Flaniermeile von unterhalb des Stadtberges über den Prälatenweg hoch zum Dom bis hin zum Dekaneigarten und dem Domfriedhof sind es zum Beispiel die Kunstwerke mit bronzenem Stadtmodell, große knallbunte Fischskulpturen, Reliefs zum Leben der Prämonstratenser-Mönche und die Figuren des russischen Zaren und preußischen Königs zur Erinnerung an die Übergabe des Bernsteinzimmers bei einem Treffen 1716 in Havelberg, die der Stadt zu mehr Charme verholfen haben. Die nach historischem Vorbild hergestellten Havelberg-Bänke laden an gemütlichen Plätzen zum Verweilen ein.
Der Rundweg der Buga-Besucher ist fast noch genauso machbar, auch wenn die nur für die Gartenschau errichtete Nußberg-Brücke demnächst demontiert wird und sich die Kleingartenanlage nur noch zu Höhepunkten öffnet.
18,2 Millionen Euro wurden in sechs Jahren in der Stadt investiert, davon flossen 15,3 Millionen Euro als Fördergelder. Auch wenn Havelberg durch das Buga-Defizit von 12,16 Millionen Euro im Durchführungshaushalt nun 702 000 Euro mehr aufwenden muss – „es sind enorme Vermögenswerte entstanden, die Stadt hat einen Riesenschritt gemacht. Wir haben so viel geschaffen, was normalerweise in 20 bis 25 Jahren erreicht werden kann“, sagt die Kämmerin.
Die Nachwirkungen der Buga sind schon jetzt an verschiedenen Beispielen abzulesen. So haben zwölf Hotelschiffe Havelberg als festes Ziel ihrer Touren aufgenommen. Manche kommen mehrmals. Das Arthotel hat schon im ersten Quartal ein Plus an Buchungen gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres verzeichnet. Das Erlebnispädagogische Centrum ELCH ist bis August ausgebucht. Radtouristen werden weiterhin den zur Buga ausgebauten Havelradweg nutzen.
Ein großes Plus für Havelberg ist das Haus der Flüsse, das die Biosphärenreservatsverwaltung zur Buga errichtet hat. Dieses multimediale Informationszentrum „Natura 2000“ zu Flusslandschaften und Havelrenatierung inklusive kleiner Auenlandschaft und Steg zur Petroleuminsel „zehrt jetzt von den Blitzbesuchern der Buga“, sagt dessen Leiter Eike Granitzki. Viele hatten da gar nicht richtig Zeit, die Angebote des Hauses zu nutzen. Etliche Lehrer kommen jetzt mit ihren Schulklassen ins Haus. Die Zahl der Besucher ist gegenüber durchschnittlich 500 in den Monaten November bis Februar bereits auf 1000 im März angestiegen. Ein kleiner Wermutstropfen ist derzeit noch, dass die Stadtkirche, in der 16 prächtige Blumenschauen stattgefunden hatten, noch nicht täglich für Besucher geöffnet ist.
Als sich die Tore der Buga vor einem Jahr erstmals geöffnet hatten, hieß es hundertfach: Mensch ist das alles schön geworden. Heute lässt sich sagen: Mensch, ist das alles schön geblieben.