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"Heute kann jedes Kind mit dem iPhone umgehen, aber kein Fahrrad reparieren"

23.02.2013, 11:02

Technik wird als Unterrichtsfach an Schulen, besonders an Gymnasien, nur selten angeboten. Dabei wird hier in einem technisch-orientierten Zeitalter ein grundlegendes Verständnis für die Umwelt vermittelt.

Magdeburg l Der Sachsen-Anhalt-weit einzigartige Studiengang Lehramt technische Bildung der Otto-von-Guericke-Universität will hier nachhelfen: Zwei Master-Studenten erzählen, wie.

Technik geht jeden an. Nicht nur, dass sich jeder Mensch ihrer bedient. Sie hat auch Schnittstellen mit so gut wie jeder Forschungsrichtung: Ob man die Technik ethisch hinterfragt, mathematisch berechnet oder als Hilfsmittel im Sport nutzt. Dennoch wird Technik als Unterrichtsfach spärlich angeboten. Gymnasien können zum Beispiel über das Lehrangebot im Wahlpflichtbereich entsprechend der vorhandenen Lehrkräfte entscheiden können.

"Dabei ist solch ein Schulfach an Gymnasien wichtig", erzählt Michael Jordan (23), Student des Masterstudiengangs Lehramt Technik im 1. Semester. "Dann hätten Abiturienten ein konkreteres Bild und einen zusätzlichen Anreiz, etwas Technisches zu studieren." Auch Stefanie Gaßmann (30) hat in diesem Semester den neu eingeführten Master für das Lehramt Technik begonnen. "Überhaupt finde ich es wichtig zu hinterfragen, wie die technischen Geräte funktionieren", sagt sie.

Gaßmann reizt vor allem die Möglichkeit, als Lehrerin zusammen mit der Klasse technische Geräte auseinander zu bauen und zu untersuchen. "Man kann dafür alles verwenden, worauf man gerade Lust hat", erzählt sie. "Zum Beispiel das Smartphone, das heute fast jeder Schüler verwendet, aber gar nicht weiß, wie es funktioniert." Auch Jordan findet besonders den Realitätsbezug an dem Studiengang ansprechend. "Wenn ich will, kann ich einen Ball quer durch den Raum werfen und dann seine Kurve berechnen."

Im Bachelor ist bereits Praxisnähe gegeben: Neben dem Erlernen von Fertigungsverfahren wird ab dem kommenden Semester auch Elektrotechnik Bestandteil des Studiums sein. Neben technischen Themenfeldern wie Bautechnik, Werkstofftechnik, Physik und Informationstechnik werden die Studierenden zudem in Bildungswissenschaften und Fachdidaktik ausgebildet. Mit dem Bachelorabschluss allein ist der Studierende noch nicht lehrbefähigt, jedoch hat er sich hier bereits ein berufsqualifizierendes Standbein erarbeitet. Im Master kann sich der Studierende entscheiden, ob er als Lehrer in die Sekundarschule oder zum Gymnasium gehen will. Der Master bereitet konkret auf die Lehrtätigkeit vor. So ist ein komplettes Praxissemester an einer Schule mit inbegriffen.

Aber wie gefragt sind Techniklehrer, wenn das Angebot des Technikunterrichts doch so rar gesät ist? "An Sekundarschulen ist der Bedarf enorm hoch", erzählt Jordan. Hier ist der Unterrichtszweig Technik unverzichtbar, denn er ist Bestandteil zur Berufsfindung für die Schüler und im Lehrplan fest eingearbeitet.

Dennoch ist die Zahl der Lehrer klein. "An Gymnasien wird das Fach kaum angeboten, weil es zu wenig Lehrkräfte gibt", sagt Gaßmann. Und es sind die Gymnasien, an denen die beiden Studierenden später unterrichten wollen. Dazu wird es nötig sein, das Fach an vielen Gymnasien einzuführen. "Ich halte es für sinnvoll, eine technische Allgemeinbildung zu etablieren", erzählt Jordan.

Das ist das Ziel, das sich der Studiengang, gegründet vom Institut für Berufs- und Betriebspädagogik unter Prof. Frank Bünning, gesetzt hat. Gaßmann und Jordan gehören zu den ersten Masterabsolventen des Lehramts technische Bildung, sie gehen als Vorreiter in die Lehrer-Welt, um Technik als Fach an den Schulen Sachsen-Anhalts zu unterrichten.