Hochwasser 600 Millionen für neuen Flutschutz
Sachsen-Anhalt wird 600 Millionen Euro für den Hochwasserschutz investieren. Vor allem für neue Überflutungsflächen.
Magdeburg l Sachsen-Anhalts Umweltministerin Claudia Dalbert (Grüne) hat am Donnerstag (20. August) das Hochwasserschutzprogramm „Mehr Raum für unsere Flüsse“ vorgestellt. Der Plan umfasst 33 Bauvorhaben an Elbe, Saale, Mulde sowie Schwarzer und Weißer Elster. Für mehr als 600 Millionen Euro sollen in den nächsten Jahren zehn Flutpolder gebaut und 23 Deiche ins Landesinnere verlegt werden. Damit stünden den Flüssen gut 160 Quadratkilometer mehr Fläche zur Verfügung – ein Areal, fast so groß wie Magdeburg. Der Effekt: Im Falle einer erneuten Flut würde der Wasserspiegel in den Anrainergemeinden um 5 bis zu 70 Zentimeter niedriger ausfallen. Zudem würde der Druck auf die Deiche geringer.
2013 waren in Breitenhagen (Saale) und Fischbeck (Elbe) zwei Deiche gebrochen. Die Flut verursachte allein in Sachsen-Anhalt Schäden von 2,4 Milliarden Euro.
Ein hohes Bautempo ist jedoch nicht zu erwarten. Dalbert sagte: „Das ist eine Generationenaufgabe.“ 25 der 33 Vorhaben wurden zwar als dringlich eingestuft. Doch selbst bei diesen dürfte es nach Einschätzung von Fachleuten mindestens zehn bis 15 Jahre dauern, ehe alle im Bau sind. Dalbert sagte, es sei sehr wichtig und zeitaufwendig, für diese Bauten um Zustimmung zu werben. „Das geht nur mit Akzeptanz vor Ort.“ Daher habe ihr Ministerium die Projekte in einer Broschüre sowie im Internet veröffentlicht. „Betroffene sollen uns auf Probleme hinweisen.“
Wie unterschiedlich die Interessen liegen, zeigen zwei Vorhaben in der Altmark. Ursprünglich war bei Tangermünde der größte Flutpolder des Landes als vordringliches Projekt vorgesehen: Naturschützer monieren aber, dass im Falle einer Flut dann wochenlang Wasser auf den Grünflächen steht und dies der Aue schadet. Sie plädieren für eine Deichrückverlegung, damit das Wasser schneller abfließt. Nun schlägt das Ministerium vor, einen Polder bei Klietz-Schönfeld vordringlich zu errichten. Dann würde aber Ackerland wochenlang geflutet. Das kritisiert nun wiederum der Kreisbauernverband Stendal.
Bereits 2016 hatte das Land ein erstes Konzept für mehr Flutflächen vorgelegt. Danach wurde dies in drei Regionalkonferenzen diskutiert. Nun liegt der überarbeitete Plan vor.
Nach der Flut 2002 wurden vorrangig Deiche saniert und erhöht. 1000 der 1300 Kilometer sind mittlerweile auf modernstem Stand. Neue Flutflächen entstehen hingegen nur langsam. Seit 1994 wurden gut 16 Quadratkilometer erreicht; das ist ein Zehntel des Gesamtprogramms. Immerhin wird im November die Deichrückverlegung in Sandau abgeschlossen. Für 28 Millionen Euro bekommt die Elbe knapp zwei Quadratkilometer mehr Platz.