Braunschweiger Wolters-Brauerei übernimmt insolventen Betrieb und will Millionen investieren Im Mai 2014 soll wieder "Colbitzer" fließen
Magdeburg. Große Pläne für die Colbitzer Brauerei: Die Marke soll als Heimatbier für den regionalen Markt wiederbelebt werden. Dafür entsteht ein neues Sudhaus.
"Colbitz hat das Potenzial zur Heimatbrauerei für Sachsen-Anhalt zu werden", erklärt Wilhelm Koch, einer von vier Geschäftsführern des Hofbrauhauses Wolters, gegenüber der Volksstimme. Das Braunschweiger Unternehmen hatte die Colbitzer Brauerei am Donnerstag für 450000 Euro gekauft und damit den Mitbewerber Ulf Steinforth, Chef des Magdeburger Boxstalls SES, aus dem Feld geschlagen.
Fünf Interessenten hatte es ursprünglich für die Brauerei gegeben. Die Entscheidung zwischen den zwei besten Angeboten lag bei den rund 100 Gläubigern, die Ansprüche in Millionenhöhe geltend gemacht haben. "Einen Käufer zu finden, war einerseits zwar schwierig, weil die Brauerei ein Sanierungsfall ist", erklärt Insolvenzverwalter Udo Müller. "Andererseits ist es die einzige Brauerei in Sachsen-Anhalt, die noch einen regionalen Bezug hat. Dieser Marketing-Aspekt spricht für sie."
Mit eben diesem regionalen Bezug hatten sowohl Wolters als auch Steinforth argumentiert. Der Box-Manager sagte der Volksstimme: "Ich wollte mir einen Traum erfüllen und hatte ein gutes Konzept. Ich bedauere sehr, dass es nicht geklappt hat. Eine herbe Niederlage, aber ich kann damit umgehen."
Nun können die Braunschweiger loslegen und ihr vorgelegtes Konzept umsetzen. Wolters verspricht, die 14 Mitarbeiter und zwei Azubis zu unveränderten Bedingungen zu übernehmen. Da das Sudhaus der Heidebrauerei nicht mehr funktioniert, soll in den nächsten Monaten eine neue Anlage errichtet werden. Die geplante Inbetriebnahme ist Ende April/Anfang Mai 2014. Kostenpunkt: 1,1 Millionen Euro. Bis es soweit ist, wird Bier nach Colbitzer Rezepturen in Braunschweig gebraut und in Colbitz abgefüllt. Für die Sanierung der Heidebrauerei und Investitionen in Vertrieb und Qualitätssicherung will Wolters weitere rund 1,2 Millionen Euro aufwenden.
Wolters-Geschäftsführer Koch ist übrigens Magdeburger und hat somit eine enge Beziehung zu Colbitz. Er arbeitete von 1974 bis 1994 in Magdeburger Brauereien und ging dann zur Hasseröder Brauerei, die damals wie Wolters zum Gilde-Konzern gehörte. In den vergangenen sieben Jahren half er mit, der in der Existenz bedrohten Wolters-Brauerei durch ein Management-buy-out wieder auf solide Füße zu stellen.
Koch, der einer alten Unseburger Brauerfamilie entstammt, sagt zum Niedergang des Colbitzer Bieres: "Die Brauerei ist durch falsche Betriebsführung in eine kolossale Schieflage geraten." In zwei Jahren, so hofft der studierte Brauer, könnte der Neuanfang bewältigt sein.
Dafür soll als Geschäftsführerin ab Januar 2014 Petra Haase, bislang Brauerei-Leiterin im thüringischen Altenburg, sorgen. Die neue Chefin in Colbitz stammt wie Wilhelm Koch aus Unseburg - sie ist seine Schwester.