Innenministerium Polizeipräsident startet neu durch
Der bisherige Präsident der Polizeidirektion Nord, Andreas Schomaker, arbeitet nun im Innenministerium von Sachsen-Anhalt. Das hat Gründe.
Ist Ihre Versetzung ins Innenministerium eine Spätfolge der Anschuldigungen vor zwei Jahren gegen Sie?
Nein, das war mein Wunsch, dass ich den Aufgabenbereich etwa ein halbes Jahr vor der geplanten Strukturreform übernehme. Es kommt mir auch sehr entgegen, dass ich im Polizeibereich bleibe. Das hilft auch dem Innenministerium, weil ich auch auf 25 Jahre Erfahrung im Bereich Innere Sicherheit zurückgreifen kann.
Was sind denn Ihre neue Aufgaben?
Ich kümmere mich um die strategische Ausrichtung der Polizei, die internationale Zusammenarbeit, einschließlich EU und Europol. Konkret bedeutet das auch, dass das internationale Zentrum der Fachhochschule künftig dem neuen Referat untergeordnet sein wird. Wir sind als Land ja auch seit Jahren an internationalen Polizeimissionen beteiligt, bei denen Beamte aus Sachsen-Anhalt im Ausland die Behörden dort unterstützen. Es ist von mir auch beabsichtigt, weitere einzelne Kooperationen mit anderen Ländern in Gang zu setzen. Ich bin der Auffassung, dass es unserer Polizei in Sachsen-Anhalt auch guttut, mal über den Tellerrand zu sehen. Darüber hinaus bedarf es einer Planung, wohin sich die Polizei in Sachsen-Anhalt entwickeln sollte.
Haben Sie da ein bestimmtes Ziel?
Es gibt einige Ideen, die natürlich im Ministerium abgestimmt werden müssen. Zum Beispiel sollte auch das Leitbild der Polizei erneuert werden. Das bisherige stammt aus dem Ende der 90er Jahre. Auch bei der Öffentlichkeitsarbeit bedarf es der einen oder anderen Fortentwicklung, da gibt es viel zu tun.
Es ist also doch kein Abschiebeposten?
Nein, das ist es definitiv nicht.
Sie waren seit sieben Jahren Leiter der größten Polizeibehörde in Sachsen-Anhalt mit 2500 Mitarbeitern. Wie bewerten Sie selbst ihre Arbeit?
Im Rückblick bin ich sehr zufrieden darüber, was wir alle in der PD Nord geleistet haben. Als ich anfing, waren es nebenbei bemerkt 3000 Mitarbeiter. Jetzt sind es 2500. Trotz dieser Umstände haben wir sehr gute Arbeit gemacht.
Haben Sie da ein Beispiel?
Als ich 2011 hier anfing, stand die Polizei im Norden des Landes leider immer wieder in den negativen Schlagzeilen. Danach lief alles wesentlich skandalfrei.
Naja, so ganz nicht. Sie standen 2016 ja selbst im Fokus. Nagt das an Ihnen immer noch?
Also persönlich nagt das immer noch an mir und das wird auch weiter so bleiben. Vor allem, weil diese ganzen Vorwürfe völlig ungerechtfertigt und haltlos waren.
Was haben Sie denn nach Ihrer Meinung nicht erreicht und was ärgert Sie?
Weniger positiv ist es, dass ein Zusammenwachsen der ehemaligen drei Behörden Halberstadt, Stendal und Magdeburg nicht erreicht wurde. Dass sich das in einem so kleinen Land so auseinanderentwickeln konnte, war für mich schon überraschend. Dieser Zusammenschluss ist nicht gelungen und wird jetzt auch nicht mehr durch die neue Aufteilung in vier Polizeiinspektionen passieren. Ein anderer Punkt ist der über Jahre andauernde Personalrückgang. Das färbt irgendwann auf die Stimmung unter den Kollegen ab.
Was ärgert Sie im Rückblick noch?
Natürlich die Liegenschaft der Polizeidirektion in Magdeburg. Der marode Zustand hat sich immer noch nicht geändert, obwohl ich in meiner Antrittsrede 2011 gesagt habe, dass ich das als Hauptziel in meiner Amtszeit ändern wollte. Es ist so gut wie nichts passiert. Nun soll es ja endlich losgehen. Auch solche Arbeitsverhältnisse färben natürlich auf die Motivation der Menschen ab.
Gibt es Kriminalfälle, die Ihnen weiter schwer im Magen liegen?
Der Fall Inga ist natürlich noch ein Stachel, der tief sitzt. Das ist ein wunder Punkt. Allerdings hatten wir ansonsten keine herausragenden Tötungsdelikte, die in unserem Bereich nicht aufgeklärt werden konnten. Was ich hervorheben will, ist, dass unsere Kriminalisten es geschafft haben, trotz des sinkenden Personals die Aufklärungsquote hoch zu halten und die Fallzahlen zu senken. Das ist eine große Leistung. Als ich anfing, war die PD Nord in allen Kategorien der Letzte. Das ist jetzt nicht mehr so, eher umgekehrt.