Wirtschaftspolitik Iran bietet Kooperation an
Während der Iran-Reise einer Wirtschaftsdelegation aus Sachsen-Anhalt wurde eine Kooperation in Aussicht gestellt.
Isfahan l Nach fünf Tagen im Iran wird die Wirtschaftsdelegation aus Sachsen-Anhalt nicht mit leeren Händen zurückkehren. Die iranische Regierung will mit dem Land über eine engere Kooperation verhandeln. Das ist das Ergebnis eines Treffens von Wirtschafts-Staatssekretär Thomas Wünsch (SPD) mit Akbar Torkan, dem ersten Berater des iranischen Präsidenten Hassan Rouhani.
"Akbar Torkan hat vorgeschlagen, eine Rahmenvereinbarung für eine engere Kooperation auszuarbeiten", so Wünsch. Im Kern soll es darum gehen, Regionen im Iran zu identifizieren, die von ihrer wirtschaftlichen Ausrichtung her zu Sachsen-Anhalt passen. "Mit einer solchen Vereinbarung könnten wir sowohl den Handel, aber auch Kooperationen zwischen Hochschulen fördern." Sollte in nächster Zeit eine schriftliche Anfrage aus Teheran eingehen, werde das Land diese umfassend prüfen.
Anfang der Woche hatte Torkan bereits offensiv für Investitionen geworben, er stellte Unternehmen, die in Standorte in den iranischen Freihandelszonen investieren, Zollbefreiungen und Steuererleichterungen über 20 Jahre in Aussicht.
Nach dem Ende des Atomkonflikts und der Wirtschaftssanktionen befindet sich der Iran im Aufbruch. Damit Unternehmen aus Sachsen-Anhalt den Markt schneller erobern können, will Staatssekretär Wünsch weitere Hilfen anbieten. Das Wirtschaftsministerium soll eine Checkliste für Firmen zusammenstellen, die in den Iran exportieren wollen. Weil der internationale Zahlungsverkehr mit dem Iran noch immer nicht funktioniert, sollen die Unternehmen künftig noch besser darüber informiert werden, wie sie die Finanzierung von Geschäften trotzdem zustande bekommen – etwa in dem sie Finanztransaktionen über Drittstaaten laufen lassen.
Insgesamt sei die Delegationsreise, an der sich auch Delegationen aus Sachsen und Mecklenburg-Vorpommern beteiligt haben, ein Erfolg, findet Wünsch. "Wir wollten das Land erkunden und erste Kontakte knüpfen – das hat sehr gut funktioniert." Die mitgereisten Unternehmer sehen das ähnlich.
"Wir sind positiv überrascht", sagt Mathias Hübner, Geschäftsführer von Ciech Soda aus Staßfurt. Bereits im Vorfeld der Reise hatte Hübner mit iranischen Geschäftspartnern über die Lieferung Produkten wie Backpulver verhandelt, nun habe man sich weiter angenähert. Auch Felix von Limburg ist zufrieden. "Ein Geschäftspartner will eine Absichtserklärung unterzeichnen, zwei weitere wollen, dass wir sie für Gespräche bald wieder im Iran besuchen", so der Chef der Magdeburger B.T. Innovation GmbH. Mit richtigen Vertragsunterzeichnungen habe er nicht gerechnet. "Solche Verhandlungen dauern immer lange, dafür reicht eine Delegationsreise nicht aus."
Zurückhaltender ist Rob Peters von CM Chemiemetall aus Bitterfeld-Wolfen. "Für uns ging es nur um eine Erkundung des Landes", erklärt Peters. Sein Unternehmen liefert Vorprodukte für Flachbildschirme in alle Welt, die Exportquote liegt bei 80 Prozent. "Wir bleiben vorsichtig mit Iran-Geschäften, denn wir liefern viel in die USA – den Absatzmarkt wollen wir nicht gefährden." Dennoch sei die Reise aufschlussreich gewesen, meint er. "Ich habe es mir hier viel schlimmer vorgestellt, als es eigentlich ist."
Staatssekretär Wünsch ist ebenfalls positiv überrascht. "Es gibt viele Vorurteile gegenüber dem Iran, die einfach nicht stimmen. Mich beeindruckt die Offenheit und Herzlichkeit der Leute." Religiöser Extremismus liege den meisten fern.