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In Morsleben sind Bürger besorgt, weil das Endlager in einem Salzstock für immer verschlossen werden soll Kommt das Betongrab für den Atommüll?

Von Silke Kantenkamp 10.10.2011, 04:31

Tausende Kubikmeter Atommüll lagern in einem instabilen Salzstock in Morsleben (Bördekreis). Der Betreiber will das Lager für immer verschließen. Ob das eine sichere Lösung ist? Dazu werden nun Einwände von 13 000 Bürgern gehört.

Morsleben (dpa) l In dieser Woche geht die Jahrzehnte andauernde Debatte um das 1970 in Betrieb gegangene Endlager in Morsleben in die nächste Runde. Dann geht es um die Frage, ob der Betreiber - das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) - seinen Willen durchsetzen kann, den Salzstock mit seiner gefährlichen Altlast für immer zu verschließen. Ein, wie BfS-Präsident Wolfram König erklärte, "weltweit einmaliger Vorgang". Und ein heikler. Zum Vergleich: Im anderen einsturzgefährdeten Endlager für schwach- und mittelradioaktive Abfälle, der Asse in Niedersachsen, ist wegen Wassereinbrüchen eine Rückholung der Abfälle für König die sicherste Variante, um Gefahren zu vermeiden. In beiden Fällen betritt das BfS Neuland.

Der Atommüll in Morsleben kommt vor allem aus Atomkraftwerken und Forschungseinrichtungen. Lebensgefährliches Kobalt ist darunter, das in der DDR zur Trinkwasserreinigung verwendet wurde, und Uran und Radium, die wegen ihrer langen Halbwertszeiten gefürchtet sind.

Um das Bergwerk zu stabilisieren, begannen 2003 Spezialisten, Salzbeton in leere Hohlräume der Grube zu füllen. Fast eine Million Kubikmeter Beton floss bereits in 27 solcher Schächte. Für die dauerhafte Stilllegung aber will der Betreiber fast den kompletten Salzstock voll Beton pumpen. Das soll vor allem verhindern, dass Wasser mit dem Atommüll in Berührung kommt und dann nach außen dringt. Die Kosten von rund 1,2 Milliarden Euro soll der Steuerzahler tragen.

Ob es dazu kommt, steht jedoch noch nicht fest. Die Zustimmung muss das Umweltministerium von Sachsen-Anhalt geben. Dafür will die Behörde eine umfassende Garantie: "Aus dem Endlager", sagt der zuständige Referatsleiter für Strahlenschutz und Nukleare Entsorgung, Horst Seida, "darf nichts rauskommen. Für immer nicht. Das ist der Maßstab."

Und genau diese Forderung macht dem Experten Sorgen. Denn einige Altlasten in der Grube könnten noch in Hunderttausenden von Jahren lebensgefährliche Strahlung abgeben. Das BfS hält eine Garantie für die Ewigkeit mit der Komplettverfüllung für möglich.

Bevor das Umweltministerium darüber entscheidet, erfolgt jetzt - gemäß Atomrecht - noch ein weiterer Schritt: Die Bevölkerung muss gehört werden. Bürger und Verbände haben 94 Einzeleinwendungen eingereicht, die von mehr als 13 000 Menschen unterzeichnet wurden. Von diesem Donnerstag an können sie ihre Bedenken vier Wochen lang in einer Arena für Motorsport in Oschersleben dem BfS vortragen.

Oliver Wendenkampf, Geschäftsführer vom Bund für Umwelt- und Naturschutz (BUND) wird auch da sein. Er hat eine eigene und eine Einwendung mit dem BUND eingereicht. Die Verfüllung können die Umweltschützer akzeptieren. Allerdings wollen sie, dass bestimmter Müll wie das sehr lang strahlende Radium zuvor aus dem Endlager rausgeholt wird.