Krankenhaus Ameos räumt Fehler ein
Nach dem Vorfall im Aschersleber Ameos-Klinikum hat die Leitung des Krankenhauses Fehlverhalten einzelner Handelnder eingeräumt.
Aschersleben/Magdeburg l Das Ameos-Klinikum hatte kurzfristig zu einer Pressekonferenz am späten Nachmittag nach Aschersleben geladen. Der Regionalgeschäftsführer von Ameos, Robert Möller, gab Fehler zu: „Dieser Vorfall tut uns leid und entspricht nicht unseren Standards.“ Es sei falsch gehandelt worden. Der Vorfall werde mit dem Personal aufgearbeitet.“ Möller beteuerte, es sei ausreichend Personal vorhanden gewesen. Im Ameos-Klinikum in Aschersleben hatte eine Tote stundenlang neben Patienten gelegen.
Krankenhausdirektor Sebastian Lehotzki sagte: „Dieser Vorfall ist dem fehlenden Empathieverhalten einzelner Handelnder zuzuschreiben.“ Es habe offenbar „einen Mangel an Empathie“, sagte auch Gesundheitsministerin Petra Grimm-Benne (SPD). „Wenn Angehörige mit Schmerz und Unverständnis reagieren, weil eine Verstorbene über einen längeren Zeitraum in einem Mehrbettzimmer verbleibt, ist das verständlich. Auch wenn keine Gesetze verletzt worden sind: Es geht um Empathie und den pietätvollen Umgang mit dem Tod. Es ist richtig, wenn Ameos jetzt noch mal mit einer Mitarbeiter-Schulung reagiert.“
Im Landtag von Sachsen-Anhalt sorgte der Vorfall für Empörung. „Dieser Vorgang ist auch mit größtem Personalmangel nicht zu entschuldigen und zeigt, unter welchem Druck die Mitarbeiter stehen“, sagte die sozialpolitischen Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion, Verena Späthe. „Die Würde des Patienten muss oberstes Gebot sein, auch in privat geführten Krankenhäusern.“ CDU-Sozialpolitiker Tobias Krull: „Der Einzelfall muss aufgeklärt werden, gerade weil ein solches Ereignis für die Hinterbliebenen immer eine emotionale Ausnahmesituation ist. Der pietätvolle Umgang mit einem Verstorbenen muss auf jeden Fall gesichert sein.“
AfD-Gesundheitspolitiker Ulrich Siegmund sagte: „Die Vorkommnisse sind absolut menschenunwürdig und ein unfassbarer Skandal. Ameos vernachlässigt viel zu oft die Qualität zu Lasten des Patientenwohls. Daher muss leider angenommen werden, dass es dort weitere ähnliche Fälle gegeben hat, die jegliche Pietät vermissen lassen.“ Dieses Beispiel stehe exemplarisch für eine gescheiterte Privatisierung von Krankenhäusern im Land. „Bei künftigen Privatisierungsmaßnahmen sollte endlich zwischen Betreibern differenziert werden, die verantwortungsvoll mit dem Wohl der Patienten umgehen und denen, die vor allem profitorientiert arbeiten und solche Missstände damit billigend in Kauf nehmen. Im Falle von Ameos sollte über eine Rekommunalisierung nachgedacht werden.“
Der Landeschef der Linken, Andreas Höppner, betonte: „Dies ist ein weiterer Fall, der belegt, wohin Gewinnsucht, Kostendruck, Personalkürzungen und letztendlich Privatisierung führen. Wenn Gesundheit, Wohlergehen, Respekt und die Würde von Menschen nur noch eine untergeordnete Rolle spielen, ist das ganze Gesundheitssystem krank. In diesem System versagten aber auch zum wiederholten Male die zuständigen Behörden und das Sozialministerium.“
Die sozialpolitische Sprecherin der Grünen, Cornelia Lüddemann, erklärte: „Der Fall führt tragisch vor Augen, dass zu wenig Pflegepersonal in den Kliniken arbeitet. Damit Gewinnmaximierung nicht auf dem Rücken der Pflegekräfte betrieben werden kann, braucht es verlässliche Personaluntergrenzen in allen Bereichen von Krankenhäusern und auch in Pflegeheimen. Denn gute Pflege braucht eine gute Personalausstattung. Die Untergrenze ist bisher für lediglich für einzelne Bereiche vorgesehen.“