Impfdurchbrüche 300 Corona-Fälle trotz Impfung in Sachsen-Anhalt
Trotz kompletten Impfschutzes erkranken immer wieder Menschen an Corona. Mehr als 6000 sind es inzwischen bundesweit. Für Sachsen-Anhalt meldet das Gesundheitsministerium mehr als 300 Fälle sogenannter Impfdurchbrüche, einige mit Todesfolge.
Magdeburg - Die Impfstoffe von Biontech, Moderna oder Astrazeneca versprechen hohen Schutz – auch gegen bekannte Mutationen des Coronavirus. Um bis zu 95 Prozent senkt etwa der mRNA-Wirkstoff von Biontech das Risiko, an Covid-19 zu erkranken, bis zu 80 Prozent sollen es bei Astrazeneca sein. Der Schutz vor schweren Verläufen dürfte jeweils noch höher sein.
Dennoch kommt es immer wieder zu Infektionen, trotz vollständiger Impfung. Landesweit 316 Fälle sogenannter Impfdurchbrüche wurden in Sachsen-Anhalt bisher registriert. Das teilte das Gesundheitsministerium auf Volksstimme-Anfrage mit.
19 Todesfälle im Land
Impfdurchbruch heißt: Die Betroffenen infizieren sich und entwickeln Symptome, obwohl ihre Zweitimpfung bereits 14 Tage oder länger zurückliegt. Landesweit 19 Patienten verstarben danach an oder mit dem Virus. Sachsen-Anhalt steht mit dem Problem nicht allein: In Brandenburg meldeten die Behörden laut RBB bis vergangenen Donnerstag 669 Infektionsfälle – trotz Doppelimpfung. 18 Patienten starben. Berlin meldete 527 Impfdurchbrüche. Deutschlandweit registrierte das Robert-Koch-Institut (RKI) seit Februar bis Anfang Juli 6125 Impfdurchbrüche.
In Sachsen-Anhalt seien alle Verstorbenen bis auf eine 68-jährige Person älter als 80 Jahre gewesen, erklärte eine Sprecherin des Gesundheitsministeriums. Alle Betroffenen hätten an Vorerkrankungen gelitten. Der Zahl der Impfdurchbrüche stünden zugleich gut eine Million vollständig Geimpfte gegenüber. Meist verlaufe eine symptomatische Erkrankung bei vollem Impfschutz sehr mild. Die Dunkelziffer von erkrankten Geimpften mit leichten Symptomen dürfte dabei viel höher sein als der gemeldete Wert, denn: Eine Testpflicht besteht für Geimpfte nicht.
Laut einer Studie der Charité betreffen Impfdurchbrüche wegen verzögerter und reduzierter Immunreaktionen vor allem Ältere. Einer Studie der Oxford-Universität für Großbritannien zufolge lag der Anteil der Impfdurchbrüche im Königreich zuletzt bei 0,1 Prozent – betroffen waren dort wohl wegen vieler Kontakte indes gehäuft Jüngere.
„Wie zuverlässig bisherige Impfstoffe künftig wirken, wird vor allem von der Möglichkeit des Virus abhängen, sich zu replizieren und darüber zu mutieren – also letztlich von der Impfbereitschaft der Bevölkerung“, sagte Professor Gernot Geginat, Leiter der Krankenhaushygiene am Uniklinikum Magdeburg. Schon gegen die in Südafrika erstmals aufgetretene Beta-Variante wirke etwa Astrazeneca spürbar schlechter als gegen die Alpha-Variante. Für gefährlich hält Geginat deshalb auch hohe Fallzahlen innerhalb einer nur halb durchgeimpften Bevölkerung wie in Großbritannien. Trotz fallender Tendenz erkrankten dort noch am Dienstag fast 24.000 Menschen neu.