Corona-Impfungen Astrazeneca für alle? - Nicht in Sachsen-Anhalt
Sachsen und Mecklenburg-Vorpommern geben Vakzine frei, Sachsen-Anhalt vorerst nicht
Magdeburg
Nachdem Sachsen und Mecklenburg-Vorpommern Arztpraxen gestattet haben, Astrazeneca-Impftermine unabhängig von der Impfreihenfolge für alle Interessenten freizugeben, fordert Sachsen-Anhalts Hausärzteverband ein ähnliches Vorgehen im Land: „Die Impfreihenfolge macht aus meiner Sicht kaum noch Sinn“, sagte Verbandssprecher und Hausarzt Holger Fischer aus Quedlinburg der Volksstimme am Mittwoch.
Impfungen in der Prioritätsgruppe 3 (Über-80-Jährige, Heimbewohner, medizinisches Personal) seien weitgehend abgeschlossen. In der Priorität 2 (Über-70-Jährige, chronisch Kranke) befänden sich die Praxen mitten im Prozess. Allerdings müssten die Ärzte gemäß Reihenfolge alle Infragekommenden abtelefonieren. Immer wieder gebe es dann Patienten, die sich nicht impfen lassen wollen. Gleichzeitig kämen viele Nachfragen anderer Patienten. „Wir sollten doch dann erstmal diejenigen impfen, die wollen“, sagte Fischer. Ein Problem ist die bislang begrenzte Impfstoffmenge: Seine Praxis habe in den vergangenen beiden Wochen einmal 18 Dosen (Biontech) und einmal 12 Dosen Vakzine (Astrazeneca sowie Biontech) bekommen, sagte Fischer. Für nächste Woche seien nun 30 zumindest neue Dosen Biontech angekündigt.
Burgenlandkreis hebt Impfreihenfolge auf
Sachsen-Anhalts Gesundheitsministerium lehnte die Freigabe von Astrazeneca für alle am Mittwoch ab: Der Kreis der Impfberechtigten in den Prioritätsgruppen 1 bis 3, die noch keine Impfung erhalten hätten, sei immer noch groß, sagte Sprecherin Ute Albersmann. Gleichzeitig bekämen die Praxen bislang nur in sehr begrenztem Umfang Vakzine. Die Kassenärztliche Vereinigung (KV) sieht das ähnlich: „Grundsätzlich sollte über eine Aufhebung der Priorisierung entschieden werden, wenn ausreichend Impfstoff vorhanden ist.“
Für die nächste Woche rechnet die KV mit deutlich steigenden Lieferzahlen. Laut der Organisation konnten Praxen bis Mittwochmittag jeweils 24 bis 48 Dosen Biontech-Impfstoff für die nächste Woche ordern. Ab Montag sollen daher auch die Facharztpraxen in die Impfungen einbezogen werden. Laut KV waren in der ersten Impfwoche ab 7. April rund 26.500 Dosen durch Hausarztpraxen im Land verimpft worden.
Impfungen mit Astrazeneca an unter 60-Jährige sollen auch in Praxen in Sachsen und Mecklenburg-Vorpommern allerdings weiter nur nach ärztlicher Beratung erfolgen. Grund ist das Thromboserisiko des Wirkstoffs. Das sächsische Gesundheitsministerium begründete die Aufhebung der Impfreihenfolge für Astrazeneca dort auf Volksstimme-Nachfrage vor allem damit, dass die Vakzine weniger gut angenommen werde als erhofft. Auch Sachsen-Anhalter könnten sich theoretisch in Sachsen impfen lassen, hieß es. Die Ärzte entschieden bei der Terminvergabe selbst.
Der Burgenlandkreis, mit einer Sieben-Tage-Inzidenz von 342 Corona-Hotspot im Land, teilte am Mittwoch mit, die Impfreihenfolge ab Montag generell aufheben zu wollen. Demnach sollen morgen 1400 Impftermine für die kommende Woche freigeschaltet werden. Hintergrund für die Freigabe sei der hohe Impffortschritt, sagte Landkreissprecher Steven Müller-Uhrig der Volksstimme. Im Landkreis wurden demnach bereits mehr als 50.000 Menschen (28 Prozent) mindestens einmal geimpft. Landesweit lag der Schnitt gestern bei 21,6 Prozent.