Bundestagskandidatenkür BSW Sachsen-Anhalt will mit Nahost-Experten in Wahlkampf ziehen
Die Mitglieder des Bündnisses Sahra Wagenknecht in Sachsen-Anhalt wählen am Sonntag ihre Kandidaten für den Bundestag. Ein prominenter Kopf ist bereits so gut wie gesetzt.
Magdeburg - Zweieinhalb Monate vor der Bundestagswahl ist die Erwartungshaltung im erst im September gegründeten Landesverband des Bündnisses Sahra Wagenknecht (BSW) hoch.
Bei der Europawahl im Juni kam das BSW in Sachsen-Anhalt aus dem Stand auf 15,5 Prozent. Umfragen sahen die Partei mit zuletzt rund 60 Mitgliedern im Land sogar noch etwas stärker – bei 16 Prozent. „Damit ist Sachsen-Anhalt das Bundesland mit den besten Umfragewerten für uns“, sagt Co-Landeschef John Lucas Dittrich. Der Student und ehemalige Linke-Politiker sieht das trotz zäher Koalitionsgespräche des BSW zuletzt in Sachsen und Thüringen als gutes Vorzeichen auch für den Urnengang am 23. Februar. Am Sonntag will das BSW in Halberstadt seine Landesliste für die Bundestagswahl aufstellen.
Landesvorstand will Nahost-Experten Michael Lüders als Spitzenkandidaten
Einen prominenten Vorschlag des Landesvorstands gibt es dabei bereits: Der aus Bremen stammende Nahost-Experte und ehemalige „Zeit“-Korrespondent Michael Lüders soll das Bündnis Wagenknecht als Spitzenkandidat für Sachsen-Anhalt in den Wahlkampf führen.
Dass Lüders nicht aus dem Land kommt, bewerten weder Dittrich noch Co-Landeschef Thomas Schulze als problematisch. „Wir haben vor allem geschaut, welche Expertise die von uns vorgeschlagenen Personen haben, wie sie uns helfen können“, sagte Schulze.
Lüders sei Mitglied im Landesverband, in Sachsen-Anhalt aktiv und habe dem BSW bereits bei Wahlkampfauftritten im Vorfeld der Europawahl in Halle und Magdeburg sehr geholfen, ergänzte auch John Lucas Dittrich.
Stellt sich auch Co-Landeschef Dittrich zur Wahl?
Der 19-Jährige erwägt dem Vernehmen nach ebenfalls für die Bundestagswahlliste zu kandidieren. Auf Nachfrage bestätigte er das gestern aber nicht. „Die weiteren Kandidaten werden Sonntag von den Mitgliedern bestimmt“, erklärte Dittrich stattdessen. Der Landesverband habe Menschen aus allen Bereichen der Gesellschaft, „die für den Bundestag sehr gut geeignet wären und in Sachsen-Anhalt verwurzelt sind.“
Co-Chef Schulze schließt eine Kandidatur für sich dagegen aus. Er habe andere Pläne, so Schulze. – 2026 wird auch in Sachsen-Anhalt ein neuer Landtag gewählt.
Sein Wahlprogramm will das BSW erst bei einem Bundesparteitag im Januar beschließen. Die Themen Frieden, Sozialpolitik und Begrenzung der Migration werden darin – wie bislang auch – aber sicher eine Rolle spielen, so Dittrich.
Themen: Frieden, Sozialpolitik, Begrenzung der Migration
Der Co-Landesvorsitzende sieht beim Punkt Frieden bereits einiges erreicht: „Es ist ein großer Schritt für uns, dass wir Appelle gegen die Stationierung von US-Mittelstreckenraketen und für ein stärkeres Bemühen um diplomatische Lösungen im Ukraine-Krieg in die Koalitionsgespräche in Brandenburg und Thüringen einbringen konnten“, erklärte er.
Keine US-Raketen in Deutschland also. Warum aber richtet das BSW keine Appelle an Russland, das die Ukraine am 22. Februar 2022 angegriffen hatte, bis heute immer weiter ins Landesinnere vorrückt und das schon vor Jahren seinerseits Raketen in Kaliningrad stationiert hat? „Wir haben die russische Angriffspolitik immer verurteilt“, sagte Dittrich dazu. Man habe keinerlei Sympathien mit diesem autokratischen System. „Aber unser Ansprechpartner und wichtigster Resonanzpunkt ist die deutsche Bundesregierung.“