Defizite bei Praxisabläufen & Datensicherheit Flächendeckender Start für elektronische Patientenakte vorerst vom Tisch
Die elektronische Patientenakte wird nach einer Modellphase vorerst doch nicht flächendeckend ab Mitte Februar eingeführt. Grund sind stockende Abläufe - und zuletzt auch Sicherheitspannen. Wie die Kassenärzte in Sachsen-Anhalt reagieren:

Magdeburg - Der bundesweite Start der elektronischen Patientenakte (ePA) für Mitte Februar ist vom Tisch. Das hat die Kassenärztliche Vereinigung Sachsen-Anhalt (KVSA) am Dienstag unter Berufung auf das Bundesgesundheitsministerium mitgeteilt. Hintergrund sind Erfahrungen eines vierwöchigen Probelaufs in den Modellregionen Hamburg, Franken und Nordrhein-Westfalen.
300 Ärzte in Sachsen-Anhalt zuletzt von Hackerangriff betroffen
Nun visiert das Ministerium laut KVSA frühestens April als Starttermin an. Bis dahin sollen Probleme behoben werden, so bei der Datensicherheit. Zuletzt hatten Hacker erfolgreich IT-Infrastruktur angegriffen, die auch für die ePA gebraucht wird. Angegriffen wurde das Portal eines Dienstleisters zur Ausstellung elektronischer Heilberuflerausweise. Auch in Sachsen-Anhalt waren rund 300 Ärzte betroffen.
Wir gehen davon aus, dass keine halbherzige, unausgereifte Anwendung in die Praxen kommt.
Jörg Böhme, Vorstandschef der Kassenärztlichen Vereinigung
KVSA-Vorstandschef Jörg Böhme sagte: „Das ist der richtige Schritt. Die ePA kann erst dann flächendeckend an den Start gehen, wenn dadurch die Behandlungsabläufe in den Praxen nicht gestört werden und wenn in punkto Sicherheit der Schutz vor unbefugten und unerwünschten Zugriffen gegeben ist. Wir gehen davon aus, dass keine halbherzige, unausgereifte Anwendung in die Praxen kommt, bei der es noch an vielen Stellen hapert und hakt“, ergänzte Böhme.
ePA soll Patienteninformationen bündeln und so die Behandlung verbessern
Zweck der ePA ist es, die bisher an verschiedenen Stellen abgelegten Informationen zu Patienten, wie Befunde, Diagnosen oder Medikationen, digital zu bündeln und so auch die Behandlungsqualität zu verbessern. Auch die AOK im Land hatte zuletzt mitgeteilt, man gehe von einem flächendeckenden Start nicht vor dem zweiten Quartal aus.
„Die ePA kann eine nützliche Ergänzung für den behandelnden Arzt bzw. Psychotherapeuten in den Praxen, im Krankenhaus und im Rettungsdienst zum schnellen Überblick über Behandlungsstand und Gesundheitszustand sein“, ergänzte Böhme. Voraussetzung sei neben dem Anschluss aller Behandlungseinrichtungen aber ein störungsfreier Ablauf.