Klimaschutz kostet mehr Geld Für CO2 werden etwa 500 Euro pro Haushalt fällig - Klimageld aber lässt auf sich warten
Die Bundesregierung erhöht die CO2-Abgabe. Ein als Ausgleich gedachtes Klimageld aber lässt auf sich warten.
Magdeburg - Im neuen Jahr müssen die Deutschen höhere CO2-Abgaben zahlen. Die Bundesregierung hat den Satz von 30 auf 45 Euro je Tonne angehoben. Das spüren alle beim Tanken und Heizen. Neu hinzu kommt der Hausmüll, für den die Abgabe ebenfalls fällig wird. Wie wirkt sich das auf die Haushaltskasse aus?
TANKEN: Wird ein Liter Benzin verbrannt, entweichen knapp 2,4 Kilogramm Kohlendioxid aus dem Auspuff in die Luft. Zum Verständnis: Ein Liter Sprit wiegt zwar weniger als 1 Kilo, beim Verbrennen kommt aber Sauerstoff hinzu, der vom Motor angesaugt wird. Klettert der Preis für die Tonne CO2 auf 45 Euro, so entspricht dies 10,7 Cent je Liter – netto. Hinzu kommen 19 Prozent Mehrwertsteuer – mithin sind 12,7 Cent CO2-Abgabe je Liter Benzin fällig. Beim Diesel sind es sogar 14,2 Cent – da beim Verbrennen etwas mehr, fast 2,7 Kilogramm CO2 je Liter entsteht.
Da die CO2-Abgabe von aktuell 30 auf nunmehr 45 Euro je Tonne klettert, hält der ADAC Preissteigerungen von 4,3 Cent beim Benzin und 4,7 Cent beim Diesel für realistisch. Der ADAC empfiehlt, zwischen 18 und 22 Uhr zu tanken, da der Sprit abends meistens günstiger ist.
HEIZEN: Beim Verbrennen von Erdgas betragen die CO2-Emissionen je Kilowattstunde winzige 200 Gramm. Allerdings läppert es sich übers Jahr gesehen. Ein Haushalt mit dem typischen Verbrauch von 20.000 Kilowattstunden emittiert 4 Tonnen Kohlendioxid. 2024 werden dafür mithin 180 Euro netto fällig. Obendrauf kommt die Mehrwertsteuer, die absehbar von 7 Prozent auf wieder 19 Prozent klettert. Wann der Bund genau zum höheren Steuersatz zurückkehrt, werde noch im Bundestag beraten, teilte das Bundesfinanzministerium auf Anfrage der Volksstimme mit.
Für Ölheizungen sind noch höhere Abgaben zu zahlen, da beim Verbrennen mehr Kohlendioxid entsteht als beim Erdgas. Bei vergleichbaren 2.000 Litern Heizöl entweichen im Jahr 5,3 Tonnen CO2 – die Abgabe klettert brutto von 189 Euro auf 285 Euro.
MÜLL: 2024 wird auch für die Abfallverbrennung eine CO2-Abgabe fällig. Wird eine Tonne Müll verbrannt, geht auch etwa eine Tonne CO2 durch den Schornstein. Allerdings werden beim Hausmüll nur etwa 45 Prozent als klimaschädlich berechnet – 65 Prozent gelten als klimaneutrales CO2, das beim Verbrennen von nachwachsenden Stoffanteilen wie Holz oder Baumwolle entsteht. In einem Haushalt fallen im Jahr durchschnittlich 650 Kilogramm Restmüll an – nach obiger Formel ergeben das 300 Kilo CO2 und Mehrkosten von rund 13 Euro.
STROM: Bei Kraftwerken gilt ein anderes Prinzip. Sie unterliegen dem europäischen Emissionsrechtehandel. Der Preis je Tonne CO2 wird nicht staatlich festgelegt, dieser bildet sich am Emissionsrechtemarkt. Aktuell liegt dieser Marktpreis bei etwa 80 Euro je Tonne; dieser ist nur einer von mehreren Bestandteilen des Strompreises. Beim aktuellen deutschen Strommix entstehen im Schnitt etwa 450 Gramm Kohlendioxid je Kilowattstunde. Das sind bei 3.500 Kilowattstunden im Jahr etwa 1,6 Tonnen.
Die CO2-Preise sollen Haushalte anreizen, schrittweise auf klimafreundlichere Alternativen umzusteigen. Als sozialer Ausgleich war ein Klimageld gedacht. Doch für die Auszahlung hat die Regierung noch keinen Termin genannt. Der Bundesverband der Verbraucherzentralen kritisiert dies und fordert 139 Euro pro Person – also 556 Euro für eine vierköpfige Familie. Auch das Umweltbundesamt (UBA) fordert die Regierung auf, das Klimageld schnell einzuführen. Präsident Dirk Messner sagte, viele Bürger halten Klimaneutralität zwar für dringend geboten, viele sorgten sich aber, dass sie „dadurch ökonomischen und sozialen Abstieg erleben“. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) sagte im Handelsblatt hingegen, dass die Bürger beim EEG bereits um 10 Milliarden Euro entlastet würden. Das UBA entgegnet, dass der Bund aber 17 Milliarden Euro Klimaabgabe einnahm. Sachsen-Anhalts Energieminister Armin Willingmann (SPD) fordert von Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) eine zügige Lösung. „Wir benötigen hier vor allem für Pendler in ländlichen Regionen und für Menschen mit niedrigerem Einkommen einen sozialen Ausgleich.“