Heimwerken Radeln in luftiger Höhe: 18-jähriger Wernigeröder baut Hochrad
Loris Böhlke aus Wernigerode hat während des Lockdowns entworfen, geschraubt und zusammengebaut. Herausgekommen ist ein Tallbike, wie es in der Szene genannt wird.
Wernigerode - Loris Böhlke rollt an. Dann springt er mit einem Bein auf den Gepäckhalter, mit dem zweiten tritt er auf die obere Pedale und stemmt sich nach oben. Das Auf- und Absteigen auf einem Hochrad, Sattelhöhe zwei Meter über der Straße, muss gelernt sein.
Der 18-Jährige ist seit einigen Wochen mit seinem Tallbike in Wernigerode unterwegs. Das Fahrrad ist sein Corona-Projekt.
Loris, der vor einigen Tagen seine letzte mündliche Abi-Prüfung (Geografie) hinter sich gebracht hat, erinnert sich noch gut daran, wie er auf die ungewöhnliche Idee gekommen ist, sich ein Hochrad zu bauen. „Im Sommer des vergangenen Jahres, während des Lockdowns, habe ich mit meinem Vater eine Radtour nach München gemacht. Als wir dort an einer Kreuzung standen, fuhr ein Tallbike an uns vorbei. Das war ein echter Hingucker. So etwas könnte ich doch auch bauen, habe ich spontan gesagt.“
Ein leidenschaftlicher Fahrradfahrer
Und da der Harzer leidenschaftlicher Fahrradfahrer ist, bei dem auch ein Mountainbike und ein eingängiges „Fixie“ in der Garage stehen, begann er nach der Bayerntour damit, sein Vorhaben in die Tat umzusetzen. Wobei er ein bisschen Erfahrung mitbrachte: „Ich hatte schon vor einiger Zeit ein Damenfahrrad aufgearbeitet.“
„Zuerst habe ich mich im Internet informiert, was es für Konstruktionen gibt und wie man beim Bau eines Hochrads vorgehen muss. Ich habe schnell mitbekommen, dass es da viele Möglichkeiten gibt.“ Doch jedes Rad sei ein Einzelstück.
Die einfachste sei, zwei Fahrradrahmen übereinander zu stellen und zu verbinden und dann die Lenkstange zu verlängern. Er habe jedoch einen anderen Weg gewählt. „Ich habe Stahlrohre bestellt und mein Opa Karl-Heinz hat sie nach Plan zusammengeschweißt.“ Das Hochrad sei ein echtes Familienprojekt geworden, bei dem auch sein anderer Opa, Siegfried, mitgeholfen habe. Die stabile Gepäckablage und die passenden Reifen habe er bei Amazon bestellt.
„Natürlich muss das Rad fahrtüchtig sein. Das heißt, zwei unabhängige Bremssystem haben und Beleuchtung.“
Vier Wochen Bauzeit
Das größte Problem sei die Kette gewesen. „Die Konstruktion ist mehrfach weggebrochen.“ Aber nach vier Wochen Bauzeit sei das Bike im Dezember fertig geworden.
Seine Freunde finden das ungewöhnliche Fahrrad „cool“ und „krass“, sagt der künftige Lehramtsstudent mit Stolz. Aufträge, Tallbikes für andere zu bauen, habe er bisher nicht bekommen. Aber für eine entsprechende Entlohnung würde er sich die Sache möglicherweise überlegen, schmunzelt der Wernigeröder.
Loris Böhlke dreht auf dem Parkplatz neben dem elterlichen Haus ein paar Runden. „Nur fliegen ist schöner.“ Aber das Absteigen will genauso gelernt sein wie der Start.