Quecksilber, Zyanide, radioaktive Stoffe Räumung von Giftgrube Brüchau in der Altmark verzögert sich weiter
Laut Betreiber findet sich kein geeigneter Entsorger - eine Bürgerinitiative vermutet Verzögerungstaktik.
Magdeburg - Rund 100.000 Tonnen Giftmüll, darunter Hunderte Tonnen Quecksilber, Säuren und Zyanide, aber auch radioaktive Stoffe lagern in der Giftschlammgrube Brüchau in der Altmark. Anwohner und eine Bürgerinitiative führen seit Längerem eine Häufung von Krebsfällen in der Region auf die Anlage zurück.
Gutachten wies 2020 Leck endgültig nach - Landtag stimmte einhellig für Beräumung
Bereits 2020 wies ein Gutachten endgültig nach, dass die Grube in Richtung Erdreich undicht ist. Danach hatte sich auch der Landtag darauf festgelegt, dass die Anlage vollständig zu beräumen ist. Eine kostengünstigere Abdichtung wurde verworfen.
Doch die sogenannte Auskofferung lässt seither auf sich warten. Jetzt drohen erneut Verzögerungen. Wie die Betreiberfirma Neptune Energy auf Anfrage mitteilte, hat das Unternehmen inzwischen zwar mehrere Angebote zur Entsorgung des Giftmülls erhalten. „Allerdings verfügt derzeit kein Bieter über die notwendigen Genehmigungen zur Annahme von natürlich radioaktiv belastetem Material, das zusätzlich wegen hoher Quecksilbergehalte vorbehandelt werden müsste“, sagte ein Sprecher.
Streit um Kosten: Sanierung per „Auskofferung“ kostet bis zu 160 Millionen Euro
Damit seit zum jetzigen Zeitpunkt die Entsorgungssicherheit nicht gegeben. Neptune Energy hat daher beim Land darum gebeten, die Frist für die angeordnete Vorbereitung der Auskofferung vom 30. Juni bis Jahresende aufschieben zu können. Christfried Lenz von der „Bürgerinitiative „Saubere Umwelt & Energie Altmark“ vermutet dahinter Verzögerungstaktik: „Früher wurde der Inhalt der Brüchauer Grube als ,bloße Salzfahne’ verharmlost, jetzt soll er sogar für Untertagedeponien zu gefährlich sein – in Brüchau aber gut aufgehoben? Dass da etwas nicht stimmt, merkt jeder!“
Ein Rolle könnte die offene Frage der Kostenübernahme spielen. Schätzungen gingen zuletzt von bis zu 160 Millionen Euro für die Auskofferung aus. Den Großteil davon sollte die Landesanstalt für Altlastenfreistellung (LAF) aus einem Sonderfonds für Altlasten übernehmen. Die LAF hatte sich aber früh und immer wieder für die günstigere Abdeckung ausgesprochen.
In der Deponie wurden zwischen 1972 und 2012 rund 100.000 Kubikmeter Reststoffe aus der Erdgasförderung, später auch bergbaufremde Stoffe aus der Industrie verklappt.