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Schulen und Kitas So will ein Netzwerk Kinderarmut in Sachsen-Anhalt bekämpfen

Einige Kinder haben schlechtere Startchancen als andere. Ein Netzwerk will Beratungsangebote ausbauen, mehr Familienhebammen - und kostenlose Mittagessen in Schulen erhalten.

03.12.2024, 05:03
Sozialarbeit soll  laut einem Netzwerk mehr gefördert werden.
Sozialarbeit soll laut einem Netzwerk mehr gefördert werden. Foto: Ingo Freihorst

Magdeburg/rog/dpa - Etwa jedes vierte Kind in Sachsen-Anhalt lebt in einem von Armut betroffenen Haushalt. In einem Positionspapier hat das überparteiliche Netzwerk gegen Kinderarmut Sachsen-Anhalt mehrere Vorschläge vorgelegt, um die Chancen der Kinder zu verbessern.

So drängen die Vertreter aus Parteien, Krankenkassen und Verbänden auf eine flächendeckende Einführung von Schulsozialarbeit. Diese sollte in allen Schulen angeboten und langfristig finanziert werden, heißt es.

Um die Finanzierung der Schulsozialarbeit wird im Land immer wieder gerungen. Aufgrund befristeter Fördermaßnahmen standen Stellen regelmäßig auf der Kippe. In Sachsen-Anhalt gibt es etwa 860 Schulen und rund 380 Schulsozialarbeiterstellen, die mit Mitteln von EU, Land und Kommunen unterstützt werden. Die Finanzierung ist aktuell bis 2028 gesichert.

Netzwerk gegen Kinderarmut: Sozialarbeiter auch in Kitas

„Schulsozialarbeit leistet einen wesentlichen Beitrag für den Schulerfolg“, teilt das Bildungsministerium des Landes zu den Forderungen mit. Sie könne unter anderem der Schulverweigerung entgegenwirken und sich so auch auf die Quote von Schülern ohne Abschluss auswirken.

Diese war zuletzt wieder gestiegen. Fast jeder zehnte Schüler in Sachsen-Anhalt verlässt die Schule ohne Hauptschulabschluss. Um die Berufsaussichten zu verbessern, fordert das Netzwerk gegen Kinderarmut eine Ausweitung der Praktikumsprämie auf weitere Berufe. Bisher gibt es sie in Sachsen-Anhalt für Handwerk und Landwirtschaft.

Das Netzwerk spricht sich zudem dafür aus, auch für Kindertagesstätten eine Sozialarbeit aufzubauen. Ein Sprecher des Familienministeriums teilt dazu mit, dass die Landesregierung ab 2025 mehr Personal in die Kitas bringen will, um auch über den Kita-Alltag hinaus „gesunde und förderliche Rahmenbedingungen für die Entwicklung der Kinder zu schaffen“. Durch ein EU-Programm soll es ab nächstem Jahr weitere rund 200 Stellen dafür geben.

Kritisch bewerten die Netzwerk-Vertreter, dass im Entwurf für das neue Schulgesetz die „Freitische“ gestrichen werden sollen. Darunter versteht man kostenlose Mittagessen für Schüler in besonderen Fällen, etwa aufgrund von Armut. „Ein Drittel der Grundschüler nimmt nicht an der Mittagsverpflegung teil“, sagt Klaus Roes von der Evangelischen Arbeitsgemeinschaft Familie Sachsen-Anhalt. Unter anderem die Kosten seien dafür ein Grund. Roes ist Teil des Sprecherrats des Netzwerks.

Netzwerk gegen Kinderarmut fordert mehr Familienhebammen

Roland Achtzehn vom Landesverband der Kinder- und Jugendärzte weist auf ein weiteres Problem von Kindern aus armen Familien hin: „Viele Studien zeigen, dass Kinder aus armen Familien sich schlechter entwickeln und häufiger krank sind.“ Das liege unter anderem daran, dass Untersuchungen nicht wahrgenommen würden.

Eva von Angern, Fraktionschefin der Linken im Landtag und ebenfalls Mitglied des Sprecherrats des Netzwerkes, betont außerdem die Notwendigkeit von mehr Familienhebammen: „Wir halten es für erforderlich, dringend jungen Familien niedrigschwellige Hilfe zur Verfügung zu stellen.“

Als Erfolg verbuchen die Netzwerk-Vertreter, dass das Thema Zahngesundheit – und damit Zähneputzen – wieder im Kita-Bildungsprogramm verankert ist.