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Starkregen im Sommer Wo in Sachsen-Anhalt künftig Überflutung droht

Ahrtal, Valencia – Sachsen-Anhalt? Mit dem Klimawandel wird Starkregen immer häufiger. Eine neue Risikokarte zeigt jetzt grundstücksscharf, wie groß die Gefahren sind.

Von Alexander Walter Aktualisiert: 18.11.2024, 18:06
Elbeflut 2013 in Magdeburg: Überschwemmungen durch Starkregen werden durch den Klimawandel häufiger - und sind nicht nur auf Gebiete in Flussnähe begrenzt.
Elbeflut 2013 in Magdeburg: Überschwemmungen durch Starkregen werden durch den Klimawandel häufiger - und sind nicht nur auf Gebiete in Flussnähe begrenzt. Foto: Imago

Magdeburg - Verheerende Unwetter verwüsteten erst Ende Oktober die spanische Region Valencia – Bilanz: mindestens 227 Tote. 2021 verwandelten schwere Regenfälle binnen Stunden das Ahrtal in Rheinland-Pfalz in einen alles vernichtenden Sturzbach. 135 Menschen kamen auch hier ums Leben.

Da geht es vor allem um Gewitterregen im Sommer – und es kann jeden treffen.

Paul Becker, Präsident des Bundesamts für Kartographie und Geodäsie

Das Risiko für extreme Niederschläge nimmt nach Modellen von Meteorologen mit dem Klimawandel auch in Sachsen-Anhalt zu. „Da geht es vor allem um Gewitterregen im Sommer – und es kann jeden treffen“, betonte Paul Becker, Präsident des Bundesamts für Kartographie und Geodäsie (BKG) gestern bei einer Pressekonferenz des Umweltministeriums in Magdeburg. Gerade bei kleinräumigen Gewitterzellen sei es kaum möglich vorherzusagen, wo und mit welchen Regenmengen sie auftreten.

Hinweiskarte zeigt grundstücksscharf mögliche Überflutung und Fließgeschwindigkeit

Umweltminister Armin Willingmann (SPD).
Umweltminister Armin Willingmann (SPD).
Foto: Matthias Bein/dpa

Damit Planer, Hausbesitzer oder Retter dennoch wissen, womit sie es zu tun bekommen könnten, haben BKG und Umweltministerium gestern eine neue Hinweiskarte zu Starkregenrisiken für Sachsen-Anhalt vorgestellt. „Die Karte zeigt auf, wo Starkregenereignisse zu Überflutungen führen können“, sagte Umweltminister Armin Willingmann (SPD). Vor allem sei sie Grundlage für Kommunen, Schäden vorzubeugen und Menschenleben zu schützen.

Risiken nicht nur auf die Nähe von Flüssen oder Bächen beschränkt

Starkregen sei dabei nicht nur ein Thema in der Nähe großer Flüsse. „Sie können landesweit auftreten und je nach Gegebenheiten zu extremen Schäden führen“, sagte Willingmann. Zugrunde gelegt wird auf der Karte jeweils ein Starkregenereignis mit 100 Litern pro Quadratmeter und Stunde – oder ein Unwetter, wie es alle 100 Jahre eintritt. Die Karte zeigt dann laut BKG, wie hoch die Überflutung am ausgewählten Ort wäre oder wahlweise mit welcher Richtung und Geschwindigkeit Wasser an einem Grundstück vorbeifließen würde. Gelände, Gebäude oder Straßen sind dabei bereits berücksichtigt.

Karte zeigt mögliche Überflutung in Straßenzügen am Magdeburger Hauptbahnhof

Potenziell betroffen sind kleine Orte wie Eilsdorf (Landkreis Harz) oder Dolchau (Altmarkkreis Salzwedel) ebenso wie Magdeburg. Die Straßen rund um den Magdeburger Hauptbahnhof etwa könnten laut Karte bei extremem Starkregen teils metertief unter Wasser stehen. Dabei wurde beim Neubau des City-Tunnels gerade erst umfassend in die Abwasserableitung investiert.

Potenzielle Überschwemmung am Magdeburger Hauptbahnhof bei einem extremen Starkregenereignis.
Potenzielle Überschwemmung am Magdeburger Hauptbahnhof bei einem extremen Starkregenereignis.
Grafik: MRM

Tool für Bürger, Planer und Rettungskräfte

Zweck der Karten ist es, Bürger zu informieren – etwa falls sie erwägen, ihr Grundstück baulich zu schützen. Retter sollen im Notfall wissen, welche Straßen benutzbar sind oder wo Hilfsplätze eingerichtet werden können. Kommunen wiederum sollen ihre Stadtplanung an den Risiken ausrichten können.

Das Land unterstützt Städte und Gemeinden mit dem Förderprogramm „Klima III“ bei Bauprojekten zur Anpassung an den Klimawandel. Eine erste Förderrunde mit einem Budget von 35 Millionen Euro ist demnach um einen Betrag von 23,5 Millionen Euro überzeichnet. Mit Blick auf Privatleute forderte Willingmann gestern eine Elementarschäden-Pflichtversicherung. Derzeit sei die Versicherungsquote mit 51 Prozent im Land viel zu gering. Laut Umweltministerium hat Starkregen im Land in den vergangenen 30 Jahren zu Schäden von rund 200 Millionen Euro geführt. Die Hinweiskarten sind kostenlos abrufbar unter: www.geoportal.de