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25-Jähriger aus dem Harz tötete aus Hass gewalttätigen Vater und Stiefmutter / Verteidigung will Revision einlegen Lebenslange Haft für Doppelmörder von Quedlinburg

09.07.2013, 01:14

Magdeburg (dpa) l Er schoss, bis das Magazin seiner Waffe leer war, nun bekam er dafür die härteste Strafe im deutschen Strafrecht. Weil er das Leben zweier Menschen heimtückisch und aus Habgier beendet hat, muss ein 25-jähriger Harzer lebenslang hinter Gitter. Das Magdeburger Landgericht verurteilte ihn gestern wegen zweifachen Mordes an seinem Vater und der Stiefmutter und versuchten Mordes an seinem Halbbruder.

Die Kammer um den Vorsitzenden Richter Dirk Sternberg erkannte auch auf die besondere Schwere der Schuld. Siegfried G. kann somit nicht schon nach frühestens 15 Jahren das Gefängnis wieder verlassen. Zweifellos habe der geständige Mann kurz vor Weihnachten in Quedlinburg seinen 72 Jahre alten Vater erschossen, seine 60 Jahre alte Stiefmutter erschlagen und seinen Halbbruder (40) durch Schüsse schwer verletzt.

"Er ist voll schuldfähig", sagte Sternberg in seiner Urteilsbegründung. "Seine schwere Persönlichkeitsstörung wirkte sich aber nicht auf die Tat aus." Das sieht die Verteidigung anders. Sie kündigte an, Revision gegen das Urteil einlegen zu wollen. "Das habe ich so nicht erwartet", sagte Rechtsanwalt Carsten Ernst. "Wir fordern nach wie vor die Unterbringung in eine Psychiatrie." Die Ursachen für die Persönlichkeitsstörung des jungenMannes wurden in seiner Kindheit und dem nicht unproblematischen Vater gesehen. Auch die Staatsanwaltschaft hatte sich in ihrem Schlussantrag für Psychiatrie statt Gefängnis ausgesprochen und eine lebenslange Haftstrafe unter Berücksichtigung der besonderen Schwere der Schuld gefordert. Die Verteidigung hatte auf zwölf Jahre plädiert.

Der Täter, der selbst Vater eines fünfjährigen Sohnes ist, hat die Tat gegenüber einem Psychiater und im Prozess eingeräumt - hinter verschlossenen Türen. "Aber wir haben nicht alles geglaubt", sagte Sternberg. Für alles, was am Abend des 14. Dezember am Rande eines geselligen Kartenspiels geschehen ist, habe der mehrfach Vorbestrafte einen "grob gefassten Plan" gehabt. Zeugen hatten ausgesagt, er habe angekündigt, in Quedlinburg "noch ein großes Ding drehen zu wollen".

"Er kam mit der Waffe im Gepäck in seine Heimatstadt", sagte Sternberg. "Schon vorher gab es Streit mit seinem gewalttätigen Vater um Geld und Wertgegenstände." Habgier und Hass auf den offenbar despotischen 72-Jährigen haben den Mann getrieben, so das Gericht. Die anschließende Flucht des 25-Jährigen endete in seiner neuen Heimatstadt Bielefeld. Dort nahmen ihn Spezialkräfte einen Tag nach der Bluttat fest. Die Waffe ist bis heute verschwunden.