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Leseranwältin Meinungsvielfalt: Warum nicht alle Leserbriefe veröffentlicht werden

Der Anschlag auf den Magdeburger Weihnachtsmarkt hat Spuren hinterlassen und beschäftigt viele Menschen nach wie vor. Das äußert sich auch in Briefen, die der Volksstimme zugesendet werden.

Aktualisiert: 03.02.2025, 11:00
Leseranwältin Heike Groll
Leseranwältin Heike Groll VS

Etwas geschieht, die Zeitung berichtet, dann drängen neue Themen in den Vordergrund und lassen die älteren verblassen. So weit, so üblich im redaktionellen Alltagsgeschäft. Bei einem Geschehen wie dem Anschlag auf den Magdeburger Weihnachtsmarkt wäre es jedoch weder angemessen noch möglich, es zu den Akten zu legen. Und so berichten nicht nur wir Journalisten täglich, in wechselndem Umfang, über die Tat und ihre Folgen. Auch Leserinnen und Leser schreiben uns, oft in sehr bewegenden Worten, was ihnen durch Herz und Kopf geht.

Viele Briefe und Mails zum Anschlag in Magdeburg

Es sind seit der Tat vor sechs Wochen so viele Briefe und Mails, dass der Platz, sie alle zu veröffentlichen, auch in einer Volksstimme mit doppeltem Umfang nicht reichen würde. Die Redaktion muss daher auswählen, und sie muss Zuschriften kürzen. Damit sind nicht alle Leserinnen und Leser einverstanden. Wie könne die Redaktion einen aus Sicht der Schreiber besonders wichtigen Absatz weglassen? Andere mutmaßen, dass ihre Zuschrift aus politischen Gründen aussortiert worden sei, und sprechen gar von Zensur.

Wenn Texte, die man selbst mit großer Sorgfalt, viel Zeit und Nachdenken formuliert hat, nicht genau so gedruckt werden, dann fällt das schwer zu akzeptieren. Weil es uns Journalisten manchmal genau so geht, wissen wir sehr genau: Das kann auch richtig weh tun.

Den Blick auf das Gesamtbild richten

Es hilft in solchen Situationen, den Blick auf das Gesamtbild zu richten. Für die Leserseite heißt das konkret: Unser Ziel ist, dass sich dort am Ende alle Meinungsrichtungen wiederfinden. Das geht angesichts des begrenzten Platzes nur, wenn wir aus Zuschriften, in denen ähnliche Ansichten, Forderungen oder Fragen formuliert sind, auswählen. Ein veröffentlichter Brief repräsentiert also meist, was viele andere auch denken. Was weiterhin keine Chancen auf Abdruck hat, das sind Hass, Hetze und strafbare Inhalte.

Alles andere, inklusive Widerspruch zu Berichten und Kommentaren aus der Redaktion: auf jeden Fall.