Leseranwältin Mischung sorgt für Vielfalt
Ein gängiger Vorwurf lautet: „Die“ Medien berichten alle dasselbe. Was ist da dran? Selbst wenn man Spezialmagazine (Sport, Hobbies) ausblendet und sich auf Nachrichtenmedien konzentriert: Niemand kann ausnahmslos alle Zeitungen, Online-Angebote, Radiostationen, TV-Sender und vieles mehr überblicken. Ein pauschales Urteil hält einer tieferen Analyse nicht stand, gerade mit Blick auf regionale Medien: Sie berichten da, wo andere sich längst zurückgezogen haben oder nie aktiv waren. Ohne sie würde manch brisantes Thema niemals Stadtgespräch.
Bei einem Teil der Medien trifft die Beobachtung jedoch zuweilen zu. Der Nachrichtenwert von Themen wie dem Krieg in der Ukraine oder Hochwasserkatastrophen liegt auf der Hand. Was sich massiv auf das öffentliche und private Leben auswirkt, können Redaktionen schwerlich verschweigen. Und würde ein Medium darüber nicht berichten, würde sich das Publikum anderen zuwenden, die dem Informationsbedürfnis besser Rechnung tragen.
Dass alle oder viele berichten – einleuchtend. Aber warum kann der Eindruck entstehen, dass Medien Themen in ähnlicher Weise darstellen? Für die meisten von uns, wenn sie nicht völlig von der Welt abgeschottet sind, ist das persönliche Umfeld ein wichtiger Bezugspunkt, auch für Journalisten. Man spricht mit Informanten, tauscht sich mit Kollegen aus, verfolgt Tagesschau, Magazine und Zeitungen vom Spiegel bis zur FAZ. Diese Orientierung fließt in die eigenen Bewertungen ein. Hinzu kommt wie in anderen Berufen: In Redaktionen sitzen oft Menschen „vom gleichen Schlag“. Die Welt in mehr Facetten zu betrachten, fällt aber leichter, wenn die Betrachter selbst verschieden „ticken“. Darum, und diese Entwicklung ist noch nicht am Ziel, achten Redaktionen heute stärker darauf, Menschen mit unterschiedlichen Lebenserfahrungen in ihre Reihen zu holen: Ostdeutsche und Westdeutsche, Akademiker und Handwerker, Männer und Frauen, Jüngere und Ältere. Die Mischung macht die Meinungsvielfalt.