Polizei vermutet Einbrecher auf Beutezug hinter Brandserie in Kleingärten Magdeburg: Schon 17 Lauben abgebrannt - Erste Gartensparte engagiert Wachschutz
Die Magdeburger Gartenverbandschefin Ute Simon hat die Laubenpieper der Landeshauptstadt gewarnt, ihre Sparten selbst mit "Bürgerwehren" zu schützen. Hintergrund ist eine unheimliche Serie von 17 Laubenbränden seit Monatsbeginn.
Magdeburg l Wer zündelt nachts in den Kleingartenanlagen? Und wo schlagen die Brandstifter als Nächstes zu? Diese Fragen treiben die Kleingärtner der Landeshauptstadt um. Seit Mitte vergangener Woche sind weitere neun Gartenhäuschen in verschiedenen Stadtteilen abgebrannt. Die Polizei hat bisher lediglich einen ersten Hinweis auf mögliche Täter.
"Es ist schlimm für die Pächter, wenn ihr Garten, den sie sich teilweise über Jahrzehnte aufgebaut haben, zerstört wird", sagte die Vorsitzende des Verbands der Gartenfreunde, Ute Simon, gestern. Am Vormittag hatte sie sich vor Ort ein Bild von den Schäden des vergangenen Wochenendes gemacht.
"Die Pächter haben ja nicht nur den Schaden durch die Vernichtung ihres Eigentums und ihrer Laube, sondern müssen auch noch für die Entsorgung des Brandschutts zahlen", erklärte Ute Simon. "Wenn sie keine Versicherung haben, können auch noch Kosten durch Schäden an Nachbargrundstücken dazukommen."
Gleichzeitig warnte sie nach ihren Ortsbesuchen die aufgebrachten Magdeburger Kleingärtner eindringlich davor, den Schutz ihrer Anlagen über "Bürgerwehren" in die eigene Hand zu nehmen: "Das ist keine Aufgabe für einen Gartenverein, das ist viel zu gefährlich", sagte die Verbandschefin.
Denkbar seien aber Verträge mit professionellen Sicherheitsdiensten. Ein Beispiel dafür gibt es bereits in der Landeshauptstadt: Der Kleingartenverein "Koppelanger" im Norden Magdeburgs engagiert bereits seit längerem einen privaten Wachschutz.
Die Vereinsmitglieder dort sind damit zufrieden: "Wir teilen uns die Kosten", sagte Gustav Willebrandt (88) der Volksstimme. Er ist einer der Kleingärtner der Sparte und war vor einigen Jahren selbst Betroffener eines Laubeneinbruchs. "Jeder Pächter zahlt im Monat drei Euro für den Wachschutz. Seitdem", so Willebrandt, "habe ich auch nichts mehr von Einbrüchen oder Schäden bei uns gehört."
In einer unweit gelegenen Schrebergartenanlage war hingegen in der Nacht zum Freitag ein Bungalow in Flammen aufgegangen. Nach Angaben der Polizei brannten seit Anfang Oktober in vier Nächten an acht verschiedenen Orten insgesamt 17 Gartenlauben. "In anderthalb Wochen gab es in unseren Sparten mehr Brände als im gesamten vergangenen Jahr", sagte Ute Simon vom Gartenverband.
Überwiegend geht die Polizei von vorsätzlicher Brandstiftung aus. Wie Sprecherin Beatrix Mertens gestern auf Volksstimme-Nachfrage sagte, vermuten die Ermittler dahinter Einbrüche, deren Spuren mit dem Anzünden der Lauben wohl beseitigt werden sollen. Immerhin locken die Kleingärten gerade im Herbst und Winter Einbrecher an.
Während die Kripo zu erhöhter Wachsamkeit in den Gartenanlagen aufruft und weiter dringend mögliche Zeugen sucht, geht sie einem Hinweis von Beamten der Bundespolizei nach. Diese hatten am frühen Sonntagmorgen gegen 2 Uhr in in der Nähe des Bahngeländes an der Magdeburger Maybachstraße zwei Männer (18 bis 20 Jahre alt) mit Fahrrädern flüchten sehen. Dort brannte ebenfalls eine Gartenlaube. Seite 5