Nachuntersuchung Manipulierte Blutproben in Klinik: 1.700 Familien in Halle können Kinder nochmals untersuchen lassen
Im Krankenhaus St. Barbara und St. Elisabeth wurde mit dem Nachscreening begonnen, nachdem bekannt wurde dass Blutproben von einer ehemaligen Mitarbeiterin manipuliert wurden.

Halle (Saale)/MZ - Die ersten Familien sind zur Nachuntersuchung ihrer Babys ins Krankenhaus St. Barbara und St. Elisabeth gekommen. „Wir haben gestern mit dem Nachscreening begonnen“, sagte Kliniksprecher Jan-Stephan Schweda am Dienstagmorgen. Laut Roland Haase, Chefarzt in der Kinderintensivmedizin in der Klinik, wurden insgesamt 1.700 Familien dazu eingeladen. „Das sind alle, die irgendwie in Frage kommen“, sagte der Mediziner und betonte zugleich: „Nicht bei allen wurde manipuliert.“
Frühere Mitarbeiterin des Uniklinikums in Halle manipulierte Blutproben von Neugeborenen
Anfang Oktober hatte das Krankenhaus öffentlich gemacht, dass auf einer der beiden Neugeborenen-Stationen des Hauses offensichtlich Blutproben von Neugeborenen manipuliert worden sind. Zutage getreten war das in einem Magdeburger Speziallabor, dass die die Proben innerhalb des sogenannten Neigebornen-Screenings auf bestimmte Erbkrankheiten analysiert.
Es ist das einzige Labor im Land Sachsen-Anhalt, das diese Untersuchungen durchführt. Es kam heraus, dass es sich bei drei Proben nicht um Neugeborenen- sondern um das Blut ein und derselben erwachsenen Person handelt. In weiteren acht Fällen ergab sich dasselbe Resultat. Mittels Nachuntersuchung wurde anschließend festgestellt, dass die betroffenen Kinder nicht an einer Erbkrankheit leiden.
Beim Neugeborenen-Screening erfolgt die Blutentnahme wenige Stunden nach der Geburt
Eine Mitarbeiterin soll die Manipulation ausgeführt haben. Sie ist entlassen und von der Klinik angezeigt worden. Seit 2013 war sie auf der Neugeborenen-Station für 800 Blutproben verantwortlich, wie das Krankenhaus zuletzt mitteilte. Die Zahl von nun 1.700 Familien ergibt sich daraus, dass das Krankenhaus nunmehr jedes Baby berücksichtigt, dem in der gesamten Dienstzeit der ehemaligen Mitarbeiterin Blut entnommen wurde. So soll ausgeschlossen werden, dass wirklich kein positiver Befund übersehen wurde.
Das Problem ist: Beim Neugeborenen-Screening erfolgt die Blutentnahme wenige Stunden nach der Geburt. Diese Probe wird dann auf im Wesentlichen 16 Krankheiten untersucht. Der Chefarzt Roland Haase geht davon aus, dass sich 15 dieser 16 Erkrankungen auch beim Nachscreening noch nachweisen lassen. Im Falle der zystischen Fibrose, einer Stoffwechsel-Erkrankung, die dazu führt, dass die Drüsen zähflüssigen Schleim produzieren, gelingt das aber vermutlich nicht mehr.
Bis Ende Februar will die Klinik mit den Nachuntersuchung durch sein
Der Chefarzt sagt: „Wir sind noch am Anfang.“ Man gehe davon aus, dass Eltern, deren Kinder schon Symptome gezeigt haben, inzwischen beim Kinderarzt waren. Bis Ende Februar will die Klinik mit den Nachuntersuchung durch sein. Weiterhin offen ist derweil die Frage, warum die Mitarbeiterin die Proben manipuliert hat. Auf eine Antwort darauf warten sowohl die betroffenen Eltern wie auch das Klinikpersonal.