Hochwasserschutz Mehr Platz für die Elbe
In Lödderitz (Salzlandkreis) wird am Freitag der alte Elbdeich geöffnet. Künftig kann sich das Hochwasser auf 900 Hektar breit machen.
Schönebeck l Um die Flutgefahren zu bändigen, sollen Deutschlands Flüsse wieder mehr Platz bekommen. Jetzt ist es an der Elbe so weit: Im Lödderitzer Forst, zwischen Schönebeck und Aken, bekommt der Fluss ein sechs Quadratkilometer großes Areal, wo er sich in Hochwasserzeiten ausbreiten kann. Das ist eine Fläche so groß wie 850 Fußballfelder. Dazu wurde gut zwei Kilometer landeinwärts ein neuer Deich gezogen. Der alte, näher am Fluss liegende Damm wird an zehn Stellen aufgebrochen – dort wird künftig das Hochwasser hindurchströmen. Heute wird der Altdeich an einer ersten Stelle „geschlitzt“.
Das Vorhaben dient dem Hochwasser- und Naturschutz. Während einer Flut sinkt der Wasserstand in den Anliegergemeinden künftig um bis zu 30 Zentimeter, da sich die Elbe an dieser Stelle weiter ausbreiten kann. Außerdem wird der unter Trockenheit leidende Auenwald wieder besser mit Wasser versorgt. Seit 2011 wurden 33 Millionen Euro investiert. Geleitet und mitfinanziert wurde das Vorhaben von der Umweltschutzorganisation WWF. Das Vorhaben gilt als bislang einzigartig in Deutschland: So viel Platz hat noch kein Fluss wieder zurückbekommen, nachdem ihnen in den vergangenen Jahrhunderten durch Siedlungen und Ackerbau immer mehr Platz verloren gingen. Allein die Elbe verlor so gut 2500 Quadratkilometer Überflutungsflächen.
Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) kommt aus Berlin nach Lödderitz angereist, um mit einem Spatenstich dem alten Deich zu Leibe zu rücken. Sachsen-Anhalts Umweltministerin Claudia Dalbert (Grüne) ist voll des Lobes: „Der Elbaue wird ein Stück ursprüngliche Natürlichkeit zurückgegeben und für die Menschen in der Region verbessert sich der Hochwasserschutz um ein Vielfaches.“
In den kommenden Jahren werden weitere Deichrückverlegungen abgeschlossen. So nächstes Jahr in Sandau-Nord an der Elbe (bei Havelberg) sowie in Dessau und Altjeßnitz an der Mulde. 2021 folgt der große Mulde-Flutpolder Rösa bei Bitterfeld. Sachsen-Anhalts Hochwasserschutzkonzept sieht bis 2020 vor, 23 Vorhaben anzuschieben, um 100 Quadratkilometer neue Überflutungsfläche zu gewinnen. Außerdem werden Deiche modernisiert. Insgesamt sollen 750 Millionen Euro fließen. 2018 wird der neue Deich bei Fischbeck (Landkreis Stendal) fertig. Dort war bei der Jahrhundertflut im Juni 2013 der alte Damm gebrochen; 150 Quadratkilometer Land wurden damals überschwemmt.
Die beiden verheerenden Fluten 2002 und 2013 verursachten in Sachsen-Anhalt Schäden von mehr als fünf Milliarden Euro. Seiten 3 und 4