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Nach Immobiliengeschäft der katholischen Kirche droht unterlegener Bieter mit Strafanzeige Millionenverlust bei Verkauf der Magdeburger Zitadelle

Von Rainer Schweingel 05.12.2013, 02:10

Magdeburg. Nach dem Verkauf des Hundertwasserhauses in Magdeburg steht dem Bistum als bisherigem Eigentümer Ärger ins Haus. Ein unterlegener Mitbewerber kündigt Strafanzeige wegen Untreueverdachts an. Das Bistum sieht die Androhung gelassen.

Die Grüne Zitadelle, wie das Hundertwasserhaus offiziell heißt, soll zum Jahresbeginn 2014 den Eigentümer wechseln. Das Bistum Magdeburg verkaufte das Wohn- und Geschäftshaus am Breiten Weg an die Gestiun-Gruppe aus Halle. Dahinter steckt eine Schweizer Investmentgesellschaft. Sie legt für Kunden vor allem aus der Schweiz, aber auch aus Deutschland Geld in Immobilien an.

Nun meldet sich ein unterlegener Mitbewerber und kündigt eine Strafanzeige wegen des Verdachts der Untreue an. Unternehmensberater Rüdiger Oppermann, der die rund ein Jahr dauernden Verhandlungen zwischen einem nicht namentlich bekannten Berliner Investor und der Bistumsgesellschaft begleitet, behauptet, mehr Geld als die Schweizer Investoren geboten zu haben.

Dem Vernehmen nach soll es sich bei der Kaufsumme um rund 17 Millionen Euro handeln. Offizielle Angaben gibt es nicht. "Wir haben das Angebot definitiv überboten", sagt Oppermann und sieht daher Untreue erfüllt. Sie liege vor, weil das Bistum Sachwalter der Kirchengelder sei. Deshalb habe die Kirche von ihren Gesellschaften finanziellen Schaden abzuwenden und müsse an den Meistbietenden verkaufen, sofern er dieselbe Seriosität wie die Mitbewerber aufbiete. Das sei hier klar der Fall gewesen.

"Für uns war wichtig, dass das Haus in seriöse Hände gelangt"

Oppermann will in der nächsten Woche die Formalitäten mit seinen Investoren prüfen und die Strafanzeige stellen. Ob sie Aussicht auf Erfolg hat, ist unklar. Die Staatsanwaltschaft äußerte sich gestern nicht.

Bistum-Sprecher Thomas Lazar sieht der Androhung einer Strafanzeige gelassen entgegen. "Wir nehmen die Information zur Kenntnis. Für uns war es wichtig, dass das Haus in seriöse Hände gelangt. Das ist für uns nach den Verhandlungen mit den Schweizer Investoren gegeben."

Pikant ist die Angelegenheit so oder so. Mit der Ankündigung einer Klage wird erneut viel Staub rund um das Hundertwasserhaus aufgewirbelt. 2005 war es nach den Plänen des österreichischen Künstlers Friedensreich Hundertwasser (1928-2000) für 27 Millionen Euro Baukosten eingeweiht worden. Wenn es jetzt tatsächlich für rund 17 Millionen Euro den Eigentümer wechselte, sind der Kirche mit dem Hundertwasserhaus mindestens 10 Millionen Euro Verlust entstanden, die Zinsen für die Finanzierung noch nicht eingerechnet.

Angesichts der deutschlandweit laufenden Debatte über die Verwendung von katholischen Kirchengeldern dürfte somit der Druck auch auf das Bistum Magdeburg wachsen, mehr Hintergründe für das Abstoßen des Hauses offenzulegen. Bistum-Sprecher Thomas Lazar hatte den Verkauf mit der Begründung verteidigt, dass die Seelsorge und nicht der Bau und Betrieb von Wohn- und Geschäftshäusern zur Kernaufgabe des Kirche gehöre.

Warum das Haus einst überhaupt vom Bistum gekauft und betrieben wurde, kann er heute nicht mehr erklären: "Da dürfen Sie mich nicht fragen."