Nationalkonservative Poggenburg greift AfD-Bundesvorstand an
Sachsen-Anhalts AfD-Politiker André Poggenburg bewertet die Lage der Partei und greift den Bundesvorstand der AfD scharf an.
Magdeburg l Sachsen-Anhalts früherer Landes- und Fraktionschef André Poggenburg sucht eine neue Rolle – und wird zunehmend zur Galionsfigur des rechten Parteiflügels. Im Gespräch thematisiert er eine drohende Überwachung durch den Verfassungsschutz, über Abspaltungsgerüchte und Pegida.
Herr Poggenburg, derzeit gibt es in der AfD bis in die Bundesspitze hinein Gerüchte, dass sich ein nationalkonservativer Teil von der Mutterpartei abspalten könnte. In diesem Zusammenhang wird vor allem Ihr Name genannt. Gibt es solche Pläne?
André Poggenburg: Es wird tatsächlich momentan bei vielen Nationalkonservativen heiß diskutiert, ob man nicht eine neue Sammlungsbewegung innerhalb oder außerhalb der AfD ins Leben rufen solle. Und ja, es gibt sogar Stimmen, die nach mehr rufen, beispielsweise nach einer neuen Partei. Diese ganze Debatte nimmt fühlbar zunehmend Fahrt auf.
Wieso das?
Tja, viele sind mit dem momentanen Kurs der AfD und des Bundesvorstands sehr unzufrieden. Allein die Androhung, dass die Partei durch den Verfassungsschutz beobachtet werden könnte, hat innerparteilich zu einer regelrechten Hysterie geführt. Nationalkonservative Exponenten, teils bisher sehr erfolgreiche Wahlkämpfer und Parteiarbeiter, werden nun an den Rand gedrängt. Es hagelt Parteiausschlussverfahren und Ordnungsmaßnahmen. Es gibt eine Denunziationswelle in der Partei. Das ist kaum noch zu begreifen, und dadurch rumort es gewaltig in der AfD.
Wie bewerten Sie die Lage?
Viele Mitglieder befürchten, dass die Partei ihren Charakter und ihre Glaubwürdigkeit verliert, ihre Rolle als Fundamentalopposition gegen das Altparteienkartell und das Establishment. Die Ost-AfD wird durch den mitgliederstärkeren Westen dominiert.
Es gibt bei vielen Funktionsträgern die irrige Vorstellung, dass drei Prozent mehr für die AfD zum Beispiel in Nordrhein-Westfalen wichtiger seien als ein Ministerpräsidenten-Posten im Osten, um es mal etwas überspitzt auszudrücken. Das kann ich nicht nachvollziehen. Schließlich hat die AfD in Ostdeutschland ihre größten Erfolge eingefahren mit starker bundesweiter Strahlkraft. Sie hat auch weiterhin das Potenzial zur stärksten Kraft.
Nächstes Jahr wird in Brandenburg, Thüringen und Sachsen gewählt. Schadet der Kurs der Bundesspitze der Ost-AfD?
Deren distanzierte Haltung gegenüber Bürgerbewegungen könnte dazu führen, dass etwa bei der Landtagswahl in Sachsen zwei rechte Parteien antreten könnten. Die AfD und Pegida. Dafür gibt es ernstzunehmende Anzeichen. Zudem wird eine AfD, die sich tagtäglich in innerparteilichen Auseinandersetzungen ergeht und ihr kämpferisches Profil verliert, auf Dauer unattraktiv für viele Wähler, besonders in Ost- und Mitteldeutschland.
Könnten Sie sich eine Sammlungsbewegung nationalkonservativer AfDler mit Pegida vorstellen?
Grundsätzlich überhaupt mit einigen Bürgerbewegungen, um innerhalb der AfD nötige Veränderungen hervorzurufen. Man sollte dem Kurs der Parteiführung etwas entgegensetzen. Denn so, wie sich die AfD gerade entwickelt, befürchte ich am Ende eine Alternative, die dann keine mehr ist und auch nicht mehr meine Partei wäre. Und das geht mittlerweile vielen so.
Und eine eigene Partei?
Auch das wird von einigen gefordert. Ich sehe das selbstverständlich aber skeptisch.