Neue Azubis bei Mibrag: Ausbildung wichtig für Region
Riesenbagger im Braunkohletagebau bedienen - das wird in Deutschland in Zukunft wohl Geschichte sein. Doch was wird aus den Azubis und ihren Berufen?
Elsteraue/Zeitz (dpa) - Industriemechaniker, Maschinen- und Anlagenführer oder Elektroniker: Technische Berufe bieten nach Ansicht von Arbeitsmarktexperten jungen Menschen im Mitteldeutschen Revier auch künftig Chancen auf eine Karriere. Um den wachsenden Bedarf an Fachkräften in der Wirtschaft zu decken, sei es aber auch wichtig, dass Unternehmen über den eigenen Bedarf hinaus ausbilden. Das betonte der Chef der Regionaldirektion Sachsen-Anhalt-Thüringen der Bundesagentur für Arbeit, Kay Senius, am Montag im Ausbildungszentrum des Braunkohleförderers Mibrag in Profen (Elsteraue/Burgenlandkreis).
Zudem gelte es, junge Menschen frühzeitig für eine Berufsausbildung im gewerblich-technischen Bereich zu begeistern - auch Gymnasiasten mit Abitur. So sei die Zahl der Auszubildenden über alle Berufe hinweg insgesamt allein in Sachsen-Anhalt von 50 300 im Dezember 2008 auf 30 600 in 2018 und damit 40 Prozent gesunken. Hintergrund sei die Demografie, verbunden mit dem Trend zum Studium, so Senius.
Unterdessen haben bei der Mibrag rund 50 junge Menschen eine Berufsausbildung begonnen. "Qualifizierte Facharbeiter werden nicht nur bei uns, sondern auch in anderen Unternehmen in der Region gesucht", sagte der Geschäftsführer für Personal und Arbeitsdirektor der Mibrag, Alexander Lengstorff Wendelken.
Fachkräfte seien zudem sehr wichtig, um die Strukturentwicklung der Region voranzutreiben. Der angehende Elektroniker Robby Nitschke sagte, er habe sich bewusst für die Mibrag entschieden. Er glaube, mit dieser Ausbildung gute Chancen im Berufsleben zu haben, auch anderswo.
Nach Angaben von Senius gibt es vielfältige Möglichkeiten für junge Menschen. Allein in Sachsen-Anhalt waren im August rund 3600 Ausbildungsstellen für das neue Ausbildungsjahr noch nicht besetzt, während etwa 1900 Bewerber noch keinen Ausbildungsplatz für sich gefunden hatten.
Bei der Mibrag haben den Angaben zufolge seit 1995 gut 1000 Azubis einen Lehrvertrag bekommen. Das Unternehmen investiert nach eigenen Angaben rund vier Millionen Euro im Jahr in die Ausbildung. Angesichts der Digitalisierung sei es wichtig, Berufsbilder weiterzuentwickeln, sagte der Personalchef. Ab 2020 will die Mibrag zudem als neuen Ausbildungsberuf Geomatiker anbieten - dabei geht es um die Verarbeitung von Geoinformationen, etwa in Navigationssystemen.
Die Mitteldeutschen Braunkohlengesellschaft mbH (Mibrag/Zeitz) ist mit rund 2700 Beschäftigten der größte Arbeitgeber in der Region. Weitere rund 8000 Menschen seien mit dem Unternehmen in Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen verbunden. Dazu zählten gut 1000 Firmen wie Handwerksbetriebe. Die Mibrag versorgt die Kraftwerke Lippendorf (Sachsen) und Schkopau (Sachsen-Anhalt) mit Braunkohle. Sie kommt aus den Tagebauen Profen und Vereinigtes Schleenhain. Das Bergbauunternehmen hat 2018 rund 18,8 Millionen Tonnen Braunkohle gefördert.
Bis 2038 soll Deutschland schrittweise aus der klimaschädlichen Stromgewinnung aus Kohle aussteigen. Für den Strukturwandel in den Kohleregionen in Deutschland zu begleiten sollen nach dem Willen der Bundesregierung bis zu 40 Milliarden Euro bereitgestellt werden. Die Finanzhilfen für die betroffenen Bundesländer - Nordrhein-Westfalen, Brandenburg, Sachsen und Sachsen-Anhalt - sollen nach einem Schlüssel verteilt werden. Außerdem will der Bund bis zu 5000 Arbeitsplätze in Behörden und anderen eigenen Einrichtungen in den Regionen schaffen.
Die Mitteldeutsche Braunkohlengesellschaft mbH (Mibrag)
Das Mibrag Ausbildungszentrum Profen
Pressemitteilungen der Regionaldirektion Sachsen-Anhalt-Thüringen der Bundesagentur für Arbeit