Neuer Wasserwerfer Millionen-Spritze für die Polizei
Die Bereitschaftspolizei Sachsen-Anhalts hat einen neuen Wasserwerfer. Er hat rund eine Million Euro gekostet.
Magdeburg l Staffelführer Polizeioberkommissar Dewid Steglich gibt dem Team im Wasserwerfer per Funk die Freigabe: „Einsatz einzelner Wasserstöße!“ Fast zeitgleich heult im Heck des blauen Monstrums die 220-PS-Pumpe auf. Per Joystick steuern die beiden „Rohrführer“ im Inneren des Führerhauses die beiden Frontwerfer. Fünf Beamte gehören insgesamt zur Crew. Neben dem Fahrer gibt es einen Beobachter, einen Kommandanten und die beiden Bediener der Werfer-Rohre an den Monitoren. Sie könnten allein vorne jeweils 1200 Liter Wasser pro Minute auf mögliche Krawallmacher lenken. Der Strahl reicht bis zu 65 Meter weit.
Im Hintergrund nehmen bei diesem ersten Probe-Einsatz in Magdeburg vor dem Innenminister des Landes Holger Stahlknecht (CDU) eine Einheit Polizisten in voller Schutzausrüstung Stellung. Fast zehn Meter lang ist der blau lackierte „WaWe 10“ und damit so hoch, dass seine Windschutzscheibe aus schlagsicherem Polycarbonat erst über den Köpfen der umherstehenden Beamten beginnt. Mehr als 400 PS treiben das in Österreich bei der Firma Rosenbauer speziell für die deutsche Polizei gebaute Spezial-Fahrzeug an. 10.000 Liter passen in seinen Tank. Würden die Polizisten das gesamte Wasser auf einmal durch alle Rohre blasen, wäre es in nur drei Minuten verschossen.
Auch an der Rückfront ist ein schwenkbares Werfer-Rohr mit Kamera und Beleuchtung angebracht, dessen Strahl bis zu 50 Meter weiter reicht. „Im Prinzip können alle Werfer-Rohre so gedreht werden, dass das Wasser rundum versprüht werden kann“, erklärt der Staffelführer. Für ihn und seine Kollegen ist nicht nur der Wasserwerfer neu.
Seit rund 15 Jahren hatte Sachsen-Anhalt keine eigene Wasserwerfer-Staffel mehr. Diese wurde erst jetzt neu aufgebaut. Mitte des Jahres erhielten die Magdeburger das Vorgängermodell „WaWe 9“, das sich zurzeit aber noch in der Inspektion bei der Bundespolizei befindet. Bisher musste die Landespolizei sich Wasserwerfer für risikoreiche Fußball- und Demonstrationseinsätze in anderen Bundesländern „ausleihen“. So auch an diesem Wochenende zum Fußballeinsatz in Magdeburg. Dort kommen Fahrzeuge aus Thüringen und Niedersachsen zum Einsatz. „Wir müssen unseren Wasserwerfer erst noch zulassen“, sagt Staffelführer Steglich. Es würden noch Gutachten fehlen.
Den Abschluss der Investition soll übrigens ein zweiter moderner Wasserwerfer für Sachsen-Anhalt bilden, der dann den älteren „WaWe 9“ ablösen soll. „Wir rechnen 2019 damit“, sagt der Chef der Landesbereitschaftspolizei Rigo Klapa.
Innenminister Stahlknecht bezeichnet die Neuanschaffung als wichtige Investition in die Sicherheit. „Der Wasserwerfer kann trotzdem nur das letzte Mittel sein, um gegen Störer vorzugehen“, sagt er. Carl-Christian Rieger, der Kommandant des „WaWe 10“: „Damit es möglichst keine Verletzten bei solchen Einsätzen gibt, sind die Einsatzkräfte speziell an den Geräten ausgebildet worden.“ Je nach Einsatz sind Strahlart und Dosierung unterschiedlich.
Videokameras erfassen in Bild und Ton das Geschehen rund um den Wasserwerfer und nehmen alles auf. Sechs Bild- und Tonspuren stehen für die Beweissicherung zur Verfügung. Auch für die Beamten bietet die Technik Schutz: So kann sich das gesamte Fahrzeug nach Angriffen durch Brandsatz-Würfe innerhalb weniger Sekunden selbst löschen. Dazu sind zehn Düsen im Dach und fünf im Boden verbaut. Die Spezialscheiben sollen Steinwürfen auch auf kurzer Distanz Stand halten.