Notwehr? AfD-Mann schießt mit Schreckschusswaffe
Der Magdeburger Mitarbeiter des sachsen-anhaltischen AfD-Landtagsabgeordneten Hagen Kohl ist in einen Vorfall in Regensburg verwickelt.
Magdeburg/Regensburg l Ein Bundesvorstandsmitglied der AfD-Jugendorganisation „Junge Alternative" aus Sachsen-Anhalt hat nach einer AfD-Kundgebung in Regensburg (Bayern) mit einer Schreckschusspistole aus dem geöffneten Autofenster geschossen. Ein Sprecher des Polizeipräsidiums Oberpfalz bestätigte der Volksstimme am Donnerstag, dass es sich um einen 28-jährigen Magdeburger handele. „Derzeit wird geprüft, ob sich der Schütze durch sein Verhalten strafbar gemacht hat, oder ob eine Ordnungswidrigkeit verwirklicht wurde." Nach aktuellem Kenntnisstand sei niemand verletzt worden.
Auch Schreckschusswaffen können schwere Verletzungen bewirken, gerade wenn sie aus geringer Entfernung abgefeuert werden. Die Polizei ermittelt nach eigenen Angaben derzeit auch, ob der Schütze über einen für den Besitz einer Schreckschusswaffe erforderlichen kleinen Waffenschein verfügt. Dieser bestätigte der Volksstimme, einen kleinen Waffenschein zu haben.
Der 28-Jährige hatte für die Bundestagswahl 2017 auf Platz 13 der sachsen-anhaltischen Landesliste der AfD kandidiert. Derzeit ist er Wahlkreismitarbeiter des sachsen-anhaltischen Landtagsabgeordneten und Innenpolitikers Hagen Kohl.
Der Vorfall hatte sich am 11. Oktober im Anschluss an eine AfD-Kundgebung auf dem Regensburger Domplatz ereignet. An jenem Tag standen sich nach Polizeiangaben rund 70 AfD-Anhänger und etwa 2000 Gegendemonstranten gegenüber. Ein Auto, das mit Versammlungsteilnehmern der AfD besetzt war, sei von bislang unbekannten Personen der Gegendemonstranten angehalten worden.
Der Schütze sagte der Volksstimme am Donnerstag: "Der Vorfall ereignete sich im Nachgang einer AfD-Kundgebung. Nachdem bereits auf dem Parkplatz Personen das Fahrzeug registrierten, wurde dieses dann auf dem Heimweg auch angegriffen. Auf das Fahrzeug wurde mehrmals eingeschlagen, ebenso kam es zu wüsten Beschimpfungen gegen die Insassen. Gerade im Hinblick auf die gewaltsamen Übergriffe auf AfD-Wahlkampfhelfer in Hessen wenige Tage zuvor, war dies eine extrem bedrohliche Situation." Ein Weiterfahren sei dabei nicht möglich gewesen, "weil das Fahrzeug halbseitig von Personen umgeben war. Nachdem ein Vorzeigen der Schreckschusswaffe keine ausreichend abschreckende Wirkung zeigte, wurde ein Schuss abgegeben. Da die Angreifer daraufhin lang genug von dem Fahrzeug Abstand nahmen, konnten wir der Situation entkommen."
Die Polizei bestätigte am Donnerstag, dass der AfD-Mitarbeiter und ein Begleiter Strafanzeige wegen Nötigung und Beleidigung gestellt hätten.
Für die Initiative gegen Rechts Regensburg stellt sich der Vorfall anders dar: „Mittlerweile haben wir auch durch eine eidesstattliche Versicherung der Zeugen bestätigt bekommen, dass das Auto zu keinem Zeitpunkt angehalten beziehungsweise blockiert worden ist und auch keine Schläge oder Tritte dagegen erfolgten", schreibt die Initiative auf Facebbok. "De facto gab es damit keinen Warnschuss, sondern einen Angriff mit einer Schreckschusspistole."
AfD-Innenpolitiker Kohl hat nach eigenen Angaben in dieser Angelegenheit mit ihm telefoniert. Der Volksstimme sagte Kohl am Donnerstag zu den Schüssen seines Wahlkreismitarbeiters: „Das war eine Notwehrhandlung." Es sei auf dem Auto „rumgetrommelt" worden, der Mitarbeiter und seine Begleiter seien bedroht worden. Das Verhalten seines Mitarbeiters sei „angemessen" gewesen, sagte Kohl.
Zuerst hatte regensburg-digital.de über den Vorfall berichtet.