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Landeschef Poggenburg in der Kritik NPD-Nähe bringt AfD in die Krise

Immer wieder sorgt Sachsen-Anhalts AfD-Vorsitzender André Poggenburg mit Kontakten nach rechtsaußen für Schlagzeilen. Jetzt könnte er überzogen haben.

Von Hagen Eichler 16.05.2015, 03:26

Halberstadt/Magdeburg l An Poggenburg gibt es seit langem parteiinterne Kritik. Nun aber hat sich ein ganzer Kreisverband gegen ihn gestellt. Bis zum Sonntag müsse der Landesvorsitzende zurücktreten, fordert der AfD-Kreisvorstand Harz. Andernfalls sei ein Amtsenthebungsverfahren durch den Bundesvorstand unausweichlich.

Begründet wird die Forderung mit einer fehlenden Distanzierung gegenüber Rechtsextremisten. "Ich habe von Anfang an gesagt: Wenn die AfD nach rechts abdriftet, bin ich weg", sagte der Harzer Kreisvorsitzende Michael Möller am Freitag. Er hoffe, dass Parteichef Bernd Lucke hinter seinem Versuch stehe, gegenüber Extremisten Distanz zu wahren.

Gleich mehrere Vorfälle sind es, über die sich Teile der Basis empören. Vor einer Woche hatte Poggenburg die Auffassung des Thüringer AfD-Chefs Björn Höcke unterstützt, nicht alle NDP-Mitglieder seien Extremisten. Im MDR begründete Poggenburg das mit seinen Kontakten zu NPD-Mitgliedern im Kreistag des Burgenlandkreises.

Die AfD im Harz will das nicht hinnehmen. Mit der NPD dürfe es keinerlei Zusammenarbeit geben, fordert der Kreisvorstand nach einer Debatte am Mittwochabend. Auch die Aufnahme des früheren DVU-Landtagsabgeordneten Mirko Mokry durch den Kreisverband Salzlandkreis erregt den Ärger der Harzer. Bislang hatte die AfD Ex-Mitglieder von NDP und DVU stets zurückgewiesen.

Poggenburg beteuert, er wahre Distanz zu verfassungsfeindlichen Gruppen. Ein Auftritt in Tröglitz, dem Ort des Brandanschlags auf eine Unterkunft für Asylbewerber, erweckt daran jedoch Zweifel. In der vergangenen Woche sprach er auf einem Podium, zu dem auch der Rechtsextremist Christian Bärthel eingeladen war - ein wegen Volksverhetzung verurteilter Anhänger einer obskuren "Reichsregierung", der auch schon mal einen Gedenkgottesdienst für den Hitler-Stellvertreter Rudolf Heß angemeldet hat.

Er habe nicht gewusst, wer in Tröglitz außer ihm sprechen würde, verteidigt sich Poggenburg. Allerdings: In einem Facebook-Eintrag unmittelbar nach der Tröglitzer Diskussion hatte er keinerlei Distanz gezeigt, sondern von einer "wirklich gelungenen Berührung von Politik und Bürger" gesprochen.

Empörung gibt es auch außerhalb von Sachsen-Anhalt. Poggenburg wolle aus der AfD einen "revolutionären Kampfverein machen", kritisiert Baden-Württembergs AfD-Chef Bernd Kölmel. Sollten die Vorwürfe stimmen, sagte der Sprecher des AfD-Bundesvorstands, werde zu prüfen sein, ob Poggenburgs Agieren "noch in Übereinstimmung mit den politischen Leitlinien der AfD steht". Poggenburg selbst war gestern für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. Meinung